Schwere Unwetter in Österreich: Die aktuelle Lage im Liveticker

In Österreich ist die Wetterlage seit Donnerstag angespannt. Seit den ersten Regenfällen werden in den Bundesländern weiter Vorbereitungsmaßnahmen auf prognostizierte Starkniederschläge getroffen, die Feuerwehren sind in Alarmbereitschaft.
Die Lage sollte sich laut den Warnungen von Geosphere Austria in den kommenden Tagen zuspitzen. Lokal sind Starkregen und Windböen zu erwarten. Zahlreiche Freiluftveranstaltungen wurden abgesagt.
LIVE-Ticker zu den Unwettern in Österreich
Überflutungen und Muren möglich
Der Peak der Regenfälle wird anhand vorliegender Prognosen für Samstag bzw. Sonntag erwartet. In vielen Gebieten Österreichs kommen bis Sonntag 100 bis 200 Liter pro Quadratmeter Regen zusammen. Regional sind deutlich über 200 Liter möglich, vor allem im Bergland von Ober- und Niederösterreich sowie in der nördlichen Obersteiermark. Überflutungen oder Muren sind bei diesen Prognosen möglich. Der Schwerpunkt des Regens lag am Donnerstag im Süden Österreichs und verlagert sich am Freitag in den Osten. Am Samstag und Sonntag sind die größten Regenmengen im Gebiet vom Nordburgenland über Wien, Niederösterreich, Oberösterreich, die Obersteiermark bis Salzburg zu erwarten. Das Wochenende bringt zudem im Norden und Nordosten kräftigen bis stürmischen Nordwestwind.
Die ÖBB sprachen eine wetterbedingte Reisewarnung von Freitagfrüh bis voraussichtlich Sonntagabend aus und empfahlen, nicht dringende Reisen innerhalb dieses Zeitraums zu verschieben. Die Zugbindung bei allen nationalen, internationalen und Nachtzugtickets sei aufgehoben und diese ab sofort bis inklusive Mittwoch (18. September) gültig. Fahrgäste werden gebeten, sich im Vorfeld über Einschränkungen zu informieren.
Bisher wenige Feuerwehreinsätze in Niederösterreich
Trotz Regenfällen in vielen Teilen des Landes ist das Einsatzgeschehen für die Feuerwehren in Niederösterreich bis Freitag überschaubar geblieben. Sprecher Klaus Stebal vom Landeskommando berichtete von einigen wenigen Anforderungen, es sei vorerst aber "nichts Dramatisches" dabei gewesen. Die Helfer seien aber weiterhin in Alarmbereitschaft. Indes rüsten sich im Bundesland naturgemäß auch Städte und Gemeinden für die besonders am Wochenende erwarteten Starkniederschläge.
Erwartet wird die Niederschlagsspitze für den morgigen Samstag, auch Sturm soll hinzukommen. Vorbereitungen laufen auf vielen Ebenen, etwa auch in Wiener Neustadt. "Die Parkanlagen und Wege entlang von großen Bäumen werden überprüft und gegebenenfalls aus Sicherheitsgründen gesperrt", hieß es in einer Aussendung. Vor einem möglichen Hochwasser der Leitha oder beim Zusammenfluss von Kehrbach und Fischa sollen zwei Rückhaltebecken schützen, fünf Regenrückhaltebecken im Abwasserkanalsystem der Stadt kommen hinzu.
Seitens der Stadtgemeinde Baden wurden Anrainer im Umkreis von Schwechat und Mühlbach aufgerufen, "in den kommenden Tagen besonders wachsam" zu sein. Allgemein geraten wurde auch, sich gegebenenfalls mit Sandsäcken zu versorgen.
Wegen Sturm- und Überflutungsgefahr gesperrt wurde bis voraussichtlich Montag die Johannesbachklamm. "Sicherheit geht vor. Wir bitten um Ihr Verständnis", teilte die Gemeinde Würflach (Bezirk Neunkirchen) in Hinblick auf das Ausflugsziel mit.
Höchste Hochwasserwarnstufe in NÖ ausgerufen
Seitens der Landeswarnzentrale wurde in NÖ die höchste Hochwasserwarnstufe 3 ausgegeben. "Meteorologen prognostizieren für die kommenden Tage ungewöhnlich große Niederschlagsmengen in Niederösterreich. LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP, Anm.) und ich sind dazu laufend im Austausch mit den Einsatzkräften. Wir haben uns davon überzeugt, dass alle Vorbereitungsarbeiten, die notwendig und möglich sind, unternommen wurden", hielt Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) in einem der APA übermittelten Statement fest.

"Die derzeitigen Niederschlagsprognosen zeigen 150 bis 200 Liter Regen pro Quadratmeter bis Montagfrüh, mit einer Niederschlagsspitze am Samstag und einer Abflussspitze von Samstag auf Sonntag. Dazu kommen orkanartige Windböen", blickte Landesvize Pernkopfernkopf voraus. An der Donau geht die Entwicklung laut Prognose in Richtung fünfjährliches (HQ5) bis zehnjährliches (HQ10) Hochwasserereignis. An den Zubringerflüssen seien - je nach regionaler Wettersituation - bis zu 30-jährliche Ereignisse (HQ30) möglich, örtlich auch darüber hinausgehend. "Niederösterreich bereitet sich vor, die Experten- und Sicherheitsstäbe sind im Landessicherheitszentrum in Tulln zusammengezogen, berechnen die jeweils aktuellsten Prognosen und koordinieren mit den Einsatzkräften der Feuerwehren den Aufbau der Hochwasserschutzanlagen", skizzierte der Landesvize.
Aufgrund der Wetterprognose abgesagt wurde die für das Wochenende geplante Austragung des Wachau-Marathons. Begründet wurde der Schritt auch mit der Situation an der Donau. "Die latente Gefahr eines Hochwassers würde zur Einstellung der Schifffahrt und des Betriebs der Rollfähre führen, die wichtige Transportmittel im Rahmen des Events darstellen", wurde auf der Homepage der Laufveranstaltung mitgeteilt. Ebenfalls nicht stattfinden werden das Römerfest in Carnuntum (Bezirk Bruck an der Leitha) und das Korneuburger Hafenfest.
Donaukraftwerke rund um die Uhr besetzt
Um gegebenenfalls schnell reagieren zu können, werden auch die im Normalbetrieb ferngesteuerten Donaukraftwerke ab Freitag rund um die Uhr von Teams besetzt, berichtete der ORF Niederösterreich. Bei den drei Speicherkraftwerken der EVN im Waldviertel - Ottenstein, Dobra-Krumau und Thurnberg-Wegscheid - wurde schon seit Wochenbeginn in mehreren Stufen der Abfluss erhöht um mehr Puffer für große Wassermengen im Kamp zu erlangen.
Burgenland beobachtet Lage, Events abgesagt und verschoben
Im Burgenland hat am Donnerstag in der Früh Regen eingesetzt, laut Landessicherheitszentrale gab es noch keine Unwettereinsätze für die Feuerwehren. In der zuständigen Abteilung im Amt der Burgenländischen Landesregierung wurde die Situation laufend beobachtet und besprochen - die Lage sei jedoch "ruhig", hieß es auf APA-Anfrage. Zahlreiche Events - darunter der erste Tag der Offenen Tür im Landhaus - wurden abgesagt bzw. verschoben.
"Die zuständigen Kollegen beobachten die Wetterlage, um schnell reagieren zu können", hieß es vom Landesmedienservice. Verheerende Folgen hatte Starkregen im Burgenland zuletzt im Juni im Bezirk Oberwart. Man sei jedenfalls laufend in Besprechungen.
Bereits reagiert haben etliche Veranstalter, darunter das Land selbst. Der Tag der offenen Tür, der am Sonntag stattfinden hätte sollen und für den auch außerhalb des Gebäudes buntes Programm angekündigt worden war, wurde bereits auf den 26. Oktober verschoben. Ebenfalls ein neues Datum wurde für den vom Frauenreferat organisierten "Frauenlauf" gefunden, er findet nun nicht am Samstag, sondern am 22. September statt. Ersatzlos abgesagt werden musste hingegen der von der Mineralwasserfirma Waldquelle veranstaltete Wandertag am Sonntag in Kobersdorf (Bezirk Oberpullendorf).
Auch Veranstaltungen in Kärnten abgesagt, höhere Almen "leer"
Auch in Kärnten sind wegen des erwarteten Starkregens Veranstaltungen abgesagt worden. Sowohl der After-Work-Markt am Klagenfurter Benediktinermarkt am Freitagabend als auch das für Samstag geplante SPÖ-Familienfest in der Wörthersee-Ostbucht finden witterungsbedingt nicht statt. In Kärnten ist auch bereits der Almabtrieb - früher als sonst - in vollem Gange. Unterdessen werden seit Mittwoch die Pegel der großen Drau-Stauseen abgesenkt.
Die Almtiere wurden schon in den vergangenen Tagen ins Tal gebracht, hieß es am Donnerstag auf APA-Anfrage von der Kärntner Landwirtschaftskammer: "Wir gehen davon aus, dass die höheren Almen alle schon leer sind." Im Schnitt finde der Almabtrieb damit zehn bis 14 Tage früher statt als sonst. Hauptursache ist diesmal der Wintereinbruch, der sich vor allem auf Almen, die auf 1.600 Metern Seehöhe oder höher liegen, deutlich bemerkbar machen wird. Solche Kaltphasen seien für die Tiere zwar selten lebensbedrohlich - allerdings macht Winterwetter den Abtrieb schwieriger, wenn die Tiere mit Fahrzeugen transportiert werden. In Kärnten waren heuer rund 42.000 Rinder, 12.800 Schafe, 1.300 Ziegen und 2.000 Pferde auf den Almen.
In Kärnten hatte es bereits in der Nacht auf Donnerstag zu regnen begonnen, es wird damit gerechnet, dass die Niederschläge im Tagesverlauf immer stärker werden. Aus diesem Grund wurden die Pegel der Drau-Stauseen Rosegg, Feistritz und Völkermarkt um mindestens einen Meter abgesenkt, um Platz für nachströmendes Wasser zu schaffen. Im an der Drau und der Gail gelegenen Villach werden am Donnerstagnachmittag Geh- und Radwege entlang der Flüsse aus Sicherheitsgründen gesperrt.
In Steiermark legte Regen immer wieder Pausen ein
In der Steiermark haben die Niederschläge am Donnerstagvormittag immer wieder Pausen eingelegt, zu ausgesprochen heftigem Starkregen war es nirgendwo gekommen. Gleichwohl gab es auf einigen Bergspitzen, vor allem in den Schladminger Tauern, weiß angezuckerte Gipfel. Straßenmeistereien, Feuerwehren und andere Einsatzkräfte waren vorbereitet in Erwartung möglicher Schadenslagen. Der Sölkpass (1.788 Meter Seehöhe) zwischen dem oberen Murtal und dem Ennstal war gesperrt.
Die hoch gelegene Passstraße über die Niederen Tauern ist in der Steiermark der Indikator für einen Wintereinbruch und wird fast traditionell Anfang oder Mitte September wegen Schneefällen gesperrt und erst im Frühjahr wieder geöffnet. In den Schladminger Tauern waren die Gipfel der Skiberge Planai (1.906 Meter) und des Hauser Kaiblings (2.015 Meter) laut Webcams angezuckert - die südlicher gelegene Passstraße über die Turracherhöhe (1.795 Meter) zwischen der Steiermark und Kärnten hingegen noch nicht.
Laut der Asfinag in der Steiermark sei man auf Verkehrsprobleme aufgrund des massiven Wetterumschwungs vorbereitet und habe erhöhte Bereitschaft in allen Autobahnmeistereien. Vor allem die Obersteiermark könnte von Starkregenereignissen betroffen sein, in hohen Lagen wie etwa über die Pack (1.169 Meter Seehöhe) auf der Südautobahn (A2) könnten auch Schneefälle möglich sein. Zahlreiche Lkw der Straßendienste wurden daher vorsorglich schon mit Schneepflügen ausgestattet und Streusalz bereitgehalten.
Appelliert werde an die Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer, bei Starkregen oder auch Schneefällen Fahrten, wenn möglich, zu vermeiden. Seien diese dringend erforderlich, sollte man auf die richtige Ausrüstung achten (Winterreifen, Schneeketten, Anm.) und vor allem Tempo anpassen und Abstand vergrößern.
(APA/Red)
Du hast einen Hinweis für uns? Oder einen Insider-Tipp, was bei dir in der Gegend gerade passiert? Dann melde dich bei uns, damit wir darüber berichten können.
Wir gehen allen Hinweisen nach, die wir erhalten. Und damit wir schon einen Vorgeschmack und einen guten Überblick bekommen, freuen wir uns über Fotos, Videos oder Texte. Einfach das Formular unten ausfüllen und schon landet dein Tipp bei uns in der Redaktion.
Alternativ kannst du uns direkt über WhatsApp kontaktieren: Zum WhatsApp Chat
Herzlichen Dank für deine Zusendung.