FELDKIRCH Die international geschätzte polnische Pianistin Aleksandra Mikulska war wieder einmal in Feldkirch, um als Gast der Vorarlberger Chopin-Gesellschaft einen Klavierabend im Pförtnerhaus zu geben. Er stand unter dem Motto „Höhepunkte der Romantik“; und die Künstlerin hatte Werke von Szymanowski, Brahms, Liszt und Chopin ausgewählt. Mikulska wurde mehrfach ausgezeichnet, ist weltweit als vielseitige Pianistin tätig und überdies Präsidentin der „Chopin-Gesellschaft in der Bundesrepublik Deutschland e.V.“ in Darmstadt und somit Nachfolgerin von Maciej Lukaszczyk (1934-2014), dem Zwillingsbruder des 2013 verstorbenen Konse-Professors Jacek, der bekanntlich die Vorarlberger Chopin-Gesellschaft gegründet hat.
Aleksandra Mikulska begeisterte nicht nur als Tastenkünstlerin, mit großer Inbrunst erklärte sie auch die Werke mit charmanter Fachkenntnis. Der Abend am Bösendorfer begann mit dem polnischen (heute Ukraine) Komponisten Karol Szymanowski (1882-1937). Der bedeutendste Vertreter der Komponistengruppe „Junges Polen“ um 1900 schuf Werke vor allem im spätimpressionistischen Stil für Klavier, Violin-und Klavierkonzerte, Kammermusik, vier Sinfonien, Lieder, Opern, Ballette und das Chorwerk „Litania“. Mikulska spielte die Präludien op.1 (Nr. 1 h-Moll und Nr.7 c-Moll) von Szymanowski mit dessen noch von Chopin geprägter Klangrede und fügte dann ohne Zäsur zwei echt romantische Miniaturen von Brahms daran, mit sensiblem Anschlag und innigem musikalischem Empfinden (Capriccio, fis-Moll, op. 76; Intermezzo, A-Dur, op. 118).
Populäre Romantik
Franz Liszt und Frédéric Chopin (1810-1849), der geniale Pole mit dem französischen Vaternamen, dessen Leichnam auf dem Prominentenfriedhof in Paris bestattet wurde, doch ohne sein Herz, das auf seinen Wunsch in der Warschauer Heilig-Kreuz-Kirche ruht, bildeten das gewichtige Ende des Klavierabends. Aleksandra Mikulska spielte zuerst die populären Ungarischen Rhapsodien Nr. 11 und 12 von Liszt. Die lange Reihe der mit Paprika gewürzten virtuosen Stücke ist seit jeher bei Solisten wie auch ihrem Publikum gleich beliebt. Mikulska begeisterte bei Nummer 11 gleich am Anfang mit den Zymbal-Imitationen und weiters mit der feurigen Vortragsmanier einer echten Zigeunerkapelle mit suggestiver Wirkung auf dem Klavier. Die 12. Rhapsodie stach vor allem durch das kühne Pathos zu Beginn, dann das Allegro zingarese hervor, sowie die Fülle der virtuosen Effekte und die rasant aufgepeitschte Stretta. Das Opus enthält auch siebenbürgische Folklore-Motive.
Die Klaviersonate Nr. 2 von Chopin verdankt dem bei Beerdigungen allgegenwärtigen Trauermarsch des 3. Satzes höchste Popularität. Doch wer kennt, schätzt die dritte Sonate in h-Moll, op. 58, von Chopin? Diesem wunderschönen Werk, dem letzten großen des Komponisten, widmete sich die Meisterpianistin zum Finale. Das etwas steife Hauptthema des ersten Satzes wird bald zum breiten Melodiefluss; ein H-Dur-Largo erklingt wie das Trio eines Trauermarsches, das Scherzo berührt durch träumerische Harmonien und einen besonders üppigen Klaviersatz. Das Rondo-Finale/Coda fordert die Pianistin (vor allem die Linke) zu höchster Beweglichkeit. Die aparte Künstlerin wurde zu Recht bejubelt. Einen Bach und einen beliebten Chopin gab's als Zugabe. SCH
Nächste Klavierkonzerte im Pförtnerhaus: Boris Giltburg (14.9. ), Claire Huangci (6.12. 2019).
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