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Schweizer Milliardär fordert höhere Steuern für Superreiche

Schweizer stimmten gegen Bürgerdienst und Erbschaftssteuer.
Schweizer stimmten gegen Bürgerdienst und Erbschaftssteuer. ©Canva Pro/Themenbilder
Nach der Ablehnung einer Erbschaftsteuer in einer Schweizer Volksabstimmung fordert der Milliardär Alfred Gantner eine höhere Vermögensteuer für Superreiche.

"Wir brauchen eine progressive Besteuerung des Vermögens", sagte der Mitgründer des Finanzinvestors Partners Group laut "Tamedia"-Zeitungen. "Es kann nicht sein, dass einige wenige in diesem Land sehr viel Vermögen haben, und andere Leute wissen nicht, wie sie ihre Krankenkassen-­Prämien und ihre Miete bezahlen sollen."

"Man könnte zum Beispiel sagen, dass ab 200 Millionen Franken Steuern von einem Prozent fällig werden. Bei einer halben Milliarde wären es 1,2 Prozent, bei einer Milliarde 1,5 Prozent und so weiter", erklärte Gantner. Wenn die Gesellschaft dagegen nichts unternehme, "werden die Elon Musks, Mark Zuckerbergs und Fredy Gantners in den nächsten 20 Jahren noch viel mehr Geld anhäufen", sagte der Unternehmer mit Blick auf die Lenker von Tesla und Meta. Immer mehr Wertschöpfung werde bei den Unternehmen erzielt und nicht bei den Arbeitnehmenden. Der Trend werde sich mit der Ausbreitung der künstlichen Intelligenz noch verstärken. "Wir werden ein neues Steuersystem brauchen, um darauf zu reagieren", folgerte Gantner.

Wer ist Alfred Gantner?

Alfred "Fredy" Gantner (57), Mitgründer der Partners Group und einer der reichsten Männer der Schweiz, startete seine Karriere mit einer Banklehre bei der früheren UBS-Tochter Cantrade Privatbank, absolvierte dann ein MBA-Studium an der Brigham Young University (Marriott School of Management) in Utah/USA und arbeitete bei internationalen Institutionen wie Goldman Sachs und Bankers Trust.

1996 gründete er zusammen mit zwei früheren Kollegen die Partners Group, eine weltweit tätige Private-Equity-Gesellschaft, die heute Milliardenvermögen verwaltet. Gantner war von 1996–2005 CEO, von 2005–2014 Verwaltungsratspräsident — heute ist er noch Verwaltungsratsmitglied und hält rund 5 % der Anteile.

Gläubiger Mormone

Privat ist Gantner verheiratet mit der Journalistin Cornelia Gantner, das Paar hat fünf Kinder. Ursprünglich wuchs er in einem protestantischen Umfeld auf, konvertierte mit 23 Jahren und ist seitdem Mitglied der Mormonen — er war mehrere Jahre als Seelsorger und Bischof aktiv.

Für Schlagzeilen sorgte er kürzlich bei einem Besuch als Teil einer Schweizer Wirtschaftsdelegation bei US-Präsident Donald Trump. Die Gruppe überreichte Trump bei dem Besuch eine Spezial-Rolex und einen gravierten Goldbarren als Geschenk.

Steuer bei Volksabstimmung abgelehnt

Am Sonntag hatten die Schweizer die Einführung einer Erbschaftsteuer für Superreiche abgelehnt. Der Vorschlag der Jungsozialisten (Juso), eine Steuer von 50 Prozent auf Erbschaften ab 50 Millionen Franken (53,66 Mrd. Euro) zu erheben, fiel durch - 78 Prozent sprachen sich gegen den Vorstoß aus. Mit den Einnahmen sollten Projekte zum Klimaschutz finanziert werden. Die Volksabstimmung galt als Test für die Bereitschaft zur Umverteilung in einem der wohlhabendsten Länder der Welt.

Ein deutliches Nein sagten die Schweizer auch zur Einführung eines allgemeinen Bürgerdienstes. Die Initiative sah eine Dienstpflicht für alle vor - entweder im Militär oder im Katastrophenschutz, aber auch im Bildungs-, Gesundheits- oder Sozialwesen. Bisher gibt es nur eine Wehrpflicht für Männer, die alternativ Zivildienst leisten können. Frauen können sich derzeit freiwillig zum Militärdienst melden.

Die Regierung und die meisten Parlamentsparteien hatten den Vorschlag abgelehnt. Sie argumentierten, dass dann zu viele Menschen im Arbeitsmarkt fehlen würden und die Finanzierung zu teuer wäre. Nur die grün-liberale GLP und die Evangelische Volkspartei (EVP) hatten die Einführung des Dienstes unterstützt. GLP-Parlamentarier Patrick Hässig zeigte am Abstimmungstag Verständnis dafür, dass die Wähler eine zusätzliche Verpflichtung ablehnten. Doch er gab sein Anliegen nicht auf. "Vielleicht waren wir einfach zehn Jahre zu früh", sagte er dem SRF.

Erben großer Vermögen sollten zur Kasse gebeten werden

Die Einnahmen aus der Erbschaftssteuer für Reiche hätten nach dem Willen der Initiatoren "zur sozial gerechten Bekämpfung der Klimakrise sowie für den dafür notwendigen Umbau der Gesamtwirtschaft" ausgegeben werden. Juso-Chefin Mirjam Hostetmann argumentierte im Vorfeld der Abstimmung, dass die sehr Reichen mit ihrem Luxuskonsum das Klima am stärksten schädigten. Die zehn reichsten Familien in der Schweiz verursachten zusammen so viele Emissionen wie 90 Prozent der Schweizer Bevölkerung.

2.500 Steuerzahler mit über 50 Millionen Franken

Den Schweizer Steuerbehörden zufolge gibt es rund 2.500 Steuerzahler mit einem Vermögen von mehr als 50 Millionen Franken, die zusammen über ein Vermögen von etwa 500 Milliarden Franken verfügen. Die Initiative hätte theoretisch vier Milliarden Franken an zusätzlichen Steuern einbringen können.

Befürchtung: Reiche könnten ins Ausland abwandern

Eine breite Front aus Parteien und Wirtschaftsverbänden setzte sich gegen die Steuer ein. Sie warnten, dass Reiche wegen der zusätzlichen Belastung ins Ausland abwandern und dadurch Steuereinnahmen insgesamt sinken könnten. Auch der Chef der Schweizer Großbank UBS, Sergio Ermotti, hatte den Vorschlag kritisiert. Die Schweiz ist der weltweit wichtigste Standort für die Verwaltung von ausländischen Vermögen, könnte diesen Spitzenplatz aber laut einer Prognose der Boston Consulting Group bereits in diesem Jahr verlieren. Hintergrund der Debatte sind auch zunehmende Sorgen über die Lebenshaltungskosten in der Schweiz, die einige der teuersten Städte der Welt beheimatet.

In den meisten Schweizer Kantonen müssen Ehepartner und direkte Nachkommen derzeit keine Erbschaftssteuer zahlen. Für andere Erben gelten je nach Kanton unterschiedliche Regelungen.

(APA, VOL.AT)

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