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Schweden gilt als Favorit, obwohl Frauen statistisch höhere Siegeschancen haben

Für Schweden tritt Måns Zelmerlöw an.
Für Schweden tritt Måns Zelmerlöw an. ©Per Kristiansen
Die ersten Proben für den Eurovision Song Contest haben in der Wiener Stadthalle bereits begonnen. Der Favorit der Buchmacher, Måns Zelmerlöw aus Schweden, hat die Bühne bislang jedoch noch nicht betreten. Sein Song "Heroes" liegt beim Vergleich von 22 Wettbüros an der Spitze des Feldes - mit Siegquoten zwischen 1,5 und 1,9.
The Makemakes im Mittelfeld
Schweden gilt als Favorit

Noch ist ein schwedischer Sieg – es wäre der sechste in der ESC-Historie – aber keine ausgemachte Sache. Zum einen verändern sich meist die Einschätzungen nach der ersten Probenwoche teils beträchtlich. Zum anderen sind Zelmerlöw die Verfolger auch jetzt schon dicht auf den Fersen. Auf Rang 2 liegt weiterhin das italienische Trio Il Volo, das mit seiner Opernpopnummer “Grande Amore” seine Quoten im Wochenvergleich sogar leicht verbessern konnte und zwischen 2,5 und 3,5 einbringt.

Das Führungsduo zum Führungstrio erweitert schließlich noch der australische Kandidat Guy Sebastian mit seiner Nummer “Tonight Again”, der Quoten zwischen 3 und 7,6 aufweist. Dies stellt ebenfalls ein Plus gegenüber der Vorwoche für den ESC-Neuling aus Down Under dar.

The Makemakes im Mittelfeld

Auch für die Makemakes aus Österreich geht es bergauf – allerdings gemächlichen Schrittes. Immerhin stiegen die Burschen aus dem Salzkammergut mit ihrem Beitrag “I Am Yours” von Rang 25 auf 21. Ihre Quoten schwanken dabei zwischen 66 und 474 und bewegen sich somit im Mittelfeld.

Hohe Wettquoten

Bewegung gibt es schließlich auch am Ende des 40-köpfigen Tournaments: Mutig müssen Wettwillige sein, wenn sie auf Portugal, die Republik Moldau und San Marino setzen. Hier schrauben sich die Quoten auf bis zu 949 in die Höhe. Wer also risikofreudig ist, hat die Chance, reich zu werden, sollte tatsächlich eines dieser Länder den Siegespokal mit nach Hause nehmen.

Was sind die Erfolgskriterien?

Welchen Song Jury und Publikum bevorzugen, wird nicht zuletzt von der Qualität des Songwritings, der Präsentation des Interpreten und dessen Charisma abhängen. Jedoch gibt es einige weitere Kriterien, die sich in den vergangenen 59 Ausgaben als Erfolgsgaranten herauskristallisiert haben.

Sängerinnen gewinnen eher als Bands

Betrachtet man die Kandidaten für die Ausgabe 2015, so treten diesmal 15 Bands und 25 Solomusiker an, von denen wiederum neun männlichen und 16 weiblichen Geschlechts sind. Gehört man letzterer Gruppe an, hat man statistisch betrachtet die größte Chance zum Sieg. Denn ein Blick auf die Sieger der vergangenen ESC-Bewerbe offenbart, dass man tendenziell im Vorteil ist, wenn man solo antritt und eine Frau ist: Mit 35 an der Zahl machen die weiblichen Teilnehmer die Mehrheit der insgesamt 62 Sieger – 1969 gab es gleich vier davon – aus. Dana International und Conchita Wurst wurden hier gar nicht mitgezählt, aber auch so ist die Bilanz eindeutig: Nur 17 Mal konnte eine Band den Sieg holen, nur achtmal hatte ein Mann am Ende die Berechtigung zum Siegerlächeln.

Dur kommt besser an als Moll

Was die Tonart des Songs betrifft, so gilt es im Gesamtvergleich, Dur gegenüber Moll zu bevorzugen, denn auch hier sprechen die Zahlen mit 40 zu 22 eine mehr als deutliche Sprache. Jedoch hat sich in den vergangenen Jahren ein Paradigmenwechsel vollzogen, denn seit der Jahrtausendwende ist Moll dominant geworden: Von den 14 Siegertiteln seit 2001 haben zehn diese nicht selten als melancholisch wahrgenommene Tonart aufgewiesen.

“Ein Song, der in Moll komponiert wurde, ist aber nicht grundsätzlich traurig”, sagte Mariya Aleynikova, die diese Analysen für die APA durchgeführt hat. So ergab etwa bei den genannten zehn Siegertiteln, dass fünf tendenziell eine eher fröhliche Stimmung verbreiteten, die subjektive Einschätzung “traurig” vergab die in klassischer Musik ausgebildete Expertin hingegen nur einmal – die restlichen vier Titel wurden als “neutral” eingestuft. Mit dem Hang zum Mollakkord bestätigen die ESC-Songs der jüngeren Vergangenheit übrigens internationale Pop-Trends, die aus einer im Jahr 2012 publizierten Studie hervorgehen. Forscher der Freien Universität Berlin (FU) untersuchten hier Songs aus den US-Charts und erkannten ebenfalls einen Trend zu Moll.

Geschwindigkeit spielt eine Rolle

Die erfolgsversprechende Geschwindigkeit, die bei Musik in “beats per minute” (bpm) gemessen wird, liegt hingegen im Midtempo-Bereich. Die 62 Siegertitel hatten bisher eine Bandbreite von eher getragenen 27 (1995, Secret Garden aus Norwegen) bis hektischen 134 (1998, Dana International aus Israel). Hier hat sich rückblickend die Wahl auf eine Schlagzahl im Bereich zwischen 61 und 70 bpm als siegbringend herausgestellt, die in 20 Fällen zum Erfolg führte. Schon die zweiterfolgreichste Tempogruppe, 71 bis 80 bpm, kommt nur noch auf zehn Sieger.

Aleynikova hat zudem auch die Texte der Siegersongs untersucht und diese den vier Kategorien “hoffnungsvoll”, “romantisch”, “pathetisch” oder “frech” zugeordnet. Auch hier gab es mit den Jahren Veränderungen, denn während in den Anfangsjahren eher romantische Texte auf der Siegerstraße landeten, gab es in den vergangenen zehn Jahren einen eindeutigen Trend hin zum Pathos, der sechsmal zum Erfolg führte.

Das ist das Erfolgsrezept beim ESC

Die besten Siegeschancen beim Song Contest hätte laut Analyse also ein Midtempo-Song mit 61 bis 70 bpm, der eine fröhliche bis neutrale Melodie aufweist und bei dem eine weibliche Sängerin einen pathetischen Text präsentiert. Zwei der diesjährigen Songs passen in all diese Kriterien, nämlich der Schweizer Beitrag von Melanie Rene (“Time To Shine”) und jener der serbischen Sängerin Bojana Stamenov (“Ceo Svet Je Moj”). (APA)

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