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Schwanzverlust verringert Mobilität

Bei Gefahr lassen Eidechsen ihren Schwanz fallen. Das ist hinlänglich bekannt. Nun fanden Forscher heraus: Das kann sie über Monate hinweg behindern.

Um aus akuter Bedrohung zu entkommen, hat jede zweite Eidechsenart die Technik des Schwanzverlustes entwickelt. Das zuckende Körperteil, das die Reptilien ihren Jägern hinterlassen, soll diese ablenken und wertvolle Fluchtsekunden erwirken. Diese Taktik kostet jedoch einiges, sagt der Biologe Gary Gillis vom Mount Holyoke College http://www.mtholyoke.edu im Journal of Experimental Biology. Eidechsen büßen dabei an Mobilität und Geschicklichkeit ein.

 

Gillis beobachtete die Baumeidechse Anolis carolinensis, die sich in freier Wildbahn durch Sprünge von Zweig zu Zweig fortbewegt. Mit Kisten und Sandpapier baute er eine Sprunglandschaft nach, filmte die Sprünge und verglich sie vor und nach dem Verlust ihres Hinterteils. Anfangs gelang es dem Tier, durch Druck der Hinterbeine von einer elf-Zentimeter-Rampe abzuheben und nach bis zu 30 Zentimetern elegant zu landen. Nachdem der Forscher den Tierschwanz festgehalten hatten, bis er abgeworfen wurde, wiederholte man den Versuch. “Es sah merkwürdig aus, denn die Tiere waren beim Sprung plötzlich unsicher”, so Gillis.

Erst in der Zeitlupe wurde sichtbar, dass das Tier noch immer die gleichen Bewegungen vollzog, bis es zum Sprung kam. Es versuchte vergebens, seinen Schwanzstummel weiterhin zur Stabilisierung zur verwenden, was in ein wildes Umherschlagen mündete. Dabei kippte die Eidechse unkontrolliert nach hinten und stürzte in mehreren Versuchen sogar auf den Rücken. “Falls das Springen und Landen so wichtig für Eidechsen ist, bedeutet der Schwanzverlust eindeutig eine Gefährdung für sie. Eine gesteuerte Landung ist in Folge kaum mehr möglich”, so der US-Versuchsleiter. Somit bezahlen fliehende Eidechsen einen hohen Preis für ihre Überlebenstechnik. Weitere Forschungen sollen zeigen, welche genaue Funktion der Schwanz für das gesicherte Aufsetzen hat.

“Eidechsen verlieren in freier Wildbahn mehrmals im Leben den Schwanz”, erklärt Tierarzt Kornelis Biron http://www.reptilientierarzt.de im pressetext-Interview. In Gefangenschaft kann dies bei falscher Handhabung geschehen oder wenn sich gemeinsam gehaltene Tiere beißen. Dabei sind Eidechsen nicht die einzigen Tiere, die auf diese Taktik vertrauen. “Auch der Gecko und der Skink werfen den Schwanz ab, beim grünen Leguan kann er abgerissen werden”, so Biron. Bei den meisten Arten wachse das Körperteil schnell wieder nach und sei nach einigen Tagen schon wieder als Stummel feststellbar.

Die Funktion des Schwanzes bei Reptilien ist höchst unterschiedlich. “Dem Gecko dient er als Fettspeicher, während ihn Eidechsen zur Fortbewegung und mitunter auch als Waffe einsetzen”, so der Düsseldorfer Eidechsenspezialist. Den Abwurfmechanismus verdanken die Tiere einer speziellen Körperkonstruktion. “Die Wirbel besitzen Stellen, an denen der Bruch erfolgen kann”, so der Düsseldorfer Eidechsenspezialist. Bei arger Bedrohung zieht sich die Muskulatur an den Blutgefäßen zusammen und schließt sie an der Bruchstelle ab, ohne Blut zu vergießen. “Im abgeworfenen Schwanzteil sorgen die verbleibenden Muskeln und Nervenreize hingegen für ein weiteres Zucken, was den Angreifer aufhalten soll”, so Biron abschließend zu pressetext.

 

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