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Richterin nach Rackete-Freilassung unter Druck

Richterin Vella ordnete die Freilassung der Kapitänin Rackete an
Richterin Vella ordnete die Freilassung der Kapitänin Rackete an ©APA/dpa
Nachdem sie die Freilassung der Kapitänin der "Sea-Watch 3", Carola Rackete, angeordnet hat, ist die sizilianische Untersuchungsrichterin Alessandra Vella unter Druck geraten. Politiker aus dem italienischen Regierungslager - wie Innenminister Matteo Salvini - attackierten die Richterin heftig. Vella schloss ihre Facebook-Seite, nachdem dort grobe Beleidigungen veröffentlicht worden waren.
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Der Oberste Richterrat, der für den Richterstand in Italien zuständig ist, forderte Schutzmaßnahmen für die Untersuchungsrichterin im sizilianischen Agrigent. Diese geriet unter anderem ins Visier Salvinis, der ihren Beschluss zur Freilassung der Kapitänin als "skandalös" bezeichnete. Salvini betonte, er habe auf eine härtere Reaktion der italienischen Justiz gehofft.

Verärgerung über Verhalten des Innenministers

Der Richterverband ANM reagierte verärgert auf den Innenminister. Er warf Salvini vor, mit seinen Worten zu dem Richterbeschluss ein "Klima des Hasses und der Aversion" gegenüber Richtern zu nähren. Dies würden auch die unzähligen Postings im Internet mit Drohungen und Beleidigungen gegenüber Vella beweisen.

Trentiner und Südtiroler Parlamentarierinnen beklagten unterdessen Sexismus bei der Debatte über Rackete. "Die Diskussion um die 'Sea-Watch 3' hat die schlimmsten sexistischen Instinkte freigesetzt", hieß es in einem Schreiben der Parlamentarierinnen der Region Trentino-Südtirol. "Unabhängig von der Bewertung der Ereignisse rund um die 'Sea Watch' sollten wir uns zumindest in einem Punkt einig sein: Jede Form von Gewalt gegen Frauen ist auf das Schärfste zu verurteilen", bekräftigen die Parlamentarierinnen der Region Trentino-Südtirol, Julia Unterberger, Donatella Conzatti, Elena Testor, Maria Elena Boschi, Renate Gebhard und Emanuela Rossini, in einer Aussendung.

Haftbefehl wurde aufgehoben

Keine Spur von Rackete

Noch unklar ist unterdessen, wo sich Kapitänin Rackete aufhält. Sie befindet sich an einem Ort, wo sie auf eine für kommenden Dienstag geplante Anhörung in einem gegen sie noch laufenden Verfahren wegen Beihilfe zur illegalen Einwanderung wartet. Im Gespräch mit der italienischen "Sea-Watch"-Sprecherin Giorgia Linardi sagte Rackete, sie denke daran, nach Australien zu reisen, um sich dort um Albatrosse zu kümmern.

Prompt kam Salvinis Reaktion. "Ich bin bereit, der Kapitänin einen Hinflug nach Australien zu zahlen", sagte der Innenminister. Er hatte sich für Racketes sofortige Ausweisung ausgesprochen.

(APA)

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