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Schulbeginn in Wien mit Blockaden durch Klima-Kleber

Mehrere Klimaaktivsten blockierten zu Schulbeginn auch in Wien Straßen.
Mehrere Klimaaktivsten blockierten zu Schulbeginn auch in Wien Straßen. ©Letzte Generation Österreich
In Wien gab es am Montag, nach der Sommerpause und pünktlich zum Schulstart, wieder Straßenblockaden durch Klima-Kleber. Umfangreiche Staus waren die Folge, auch in anderen Städten wurde protestiert.
Klima-Blockaden zum Schulstart in Wien

Klimaaktivisten der "Letzten Generation Österreich" haben pünktlich zum Schulbeginn am Montag in fünf österreichischen Städten den Frühverkehr blockiert.

Klimaaktivsten blockierten Straßen in fünf Städten

In Wien wurde der Kärntner Ring, Höhe Schwarzenbergplatz, und in Graz der Dietrichsteinplatz versperrt. In Klagenfurt stellten sich Demonstranten auf die Villacherstraße, in Innsbruck marschierten Menschen auf der Innstraße. In Wels wurde zum ersten Mal protestiert. Insgesamt gab es fünf Festnahmen und 90 Anzeigen.

In der oberösterreichischen Stadt versammelten sich Demonstrantinnen und Demonstranten an der Innviertler Straße (B137) und an der Wiener Straße (B1) stadteinwärts. Ab 7.45 Uhr klebten laut Polizei sechs Menschen auf der Osttangente Fahrtrichtung Norden und fünf auf der Hans-Sachs-Straße stadteinwärts. Der ÖAMTC berichtete rund eine halbe Stunde später von zwei Kilometer Stau stadteinwärts bis zurück auf die Wiener Straße (B1) und rund einen Kilometer auf der Osttangente. Die "Letzte Generation" schrieb auf ihrer Homepage, im Zuge des Protestes in Wels zu einem Gesprächsabend einzuladen, "bei dem vor allem kontroverse Meinungen herzlich willkommen sind".

In Innsbruck protestierte die "Letzte Generation" gegen ein geplantes Wohnprojekt und die damit verbundene Bodenversiegelung in der Innstraße. Statt eines Neubaus sollten Sanierungen höher gefördert werden, lautete die Forderung. Bei dem - auch in der Innsbrucker Politik - umstrittenen Projekt handelt es sich um den Bau einer Wohnanlage in der Innstraße 115. Der Gemeinderat hatte zuletzt grünes Licht gegeben. Entstehen sollen in bester Lage 64 frei finanzierte Wohnungen. Kritiker bemängeln, dass das Bauprojekt überdimensioniert und zudem kein geförderter Wohnbau vorgesehen sei.

Aktivisten drängen erneut auf Klimaschutzgesetz

Die Aktivistinnen und Aktivisten stellten sich in den fünf Städten "dem fossilen Wahnsinn in den Weg", damit sich die Regierung, "endlich ernsthaft für die Zukunft von Schülerinnen und Schüler und uns allen einsetzt", erklärte Sprecherin Marina Hagen-Canaval in einer Aussendung. "Seit über 950 Tagen rase Österreich ohne Klimaschutzgesetz auf einen Abgrund zu, weil die Regierungen ihrer Aufgabe laut Umweltverfassungsgesetz, uns alle zu schützen, nicht nachkomme. Bei Schülerinnen und Schülern würden 950 Fehltage mit Sicherheit zu Schulverweisen führen", sagte die Sprecherin angesichts des Schulbeginns in mehreren Bundesländern.

Die Gesellschaft hingegen habe ihre Aufgaben erfüllt und mittels Klimarat 93 sozial gerechte Empfehlungen ausgearbeitet. "Wann macht die Regierung endlich ihre Hausaufgaben", will Hagen-Canaval wissen. Während die "Letzte Generation" die Regierung schon im Mai an den Verhandlungstisch gebeten habe, sei die Physik nicht verhandlungsbereit. "Da die Atmosphäre mit jedem Grad Erwärmung um sieben Prozent mehr Wasser aufnehmen kann, regnet dieses unverhandelbar vom Himmel herab. Das war heuer zum Beispiel in Kärnten stark spürbar", meinte die Aktionssprecherin.

Bis zum Jahr 2100 werde die Erwärmung in Österreich laut Geosphere Austria bei mindestens fünf Grad liegen, wenn weiterhin ungebremst Treibhausgase ausgestoßen werden, meinte Hagen-Canaval. Dies würde die Wasseraufnahmekapazität der Luft um 40 Prozent erhöhen - künftige Regenereignissen würden Albträume wahr werden lassen, sagte sie. Abermals appelliert die "Letzte Generation" an die Regierung, die Empfehlungen des Klimarates endlich umzusetzen.

Klima-Protest in Wien von Polizei aufgelöst - fünf Festnahmen

In Wien war die Aktion innerhalb von einer dreiviertel Stunde wieder vorbei und wurde von der Polizei aufgelöst, wie Sprecher Matthias Schuster berichtete. Es gab in der Bundeshauptstadt fünf Festnahmen. Vier Personen hatten sich zuvor an die Fahrbahn geklebt, eine fünfte saß lediglich auf der Straße.

Bei der Aktion in Klagenfurt war es zu einem Zwischenfall gekommen: Laut Polizei dürfte sich ein 66-jähriger E-Scooter-Fahrer von der Protestaktion gestört gefühlt haben. Er fuhr auf eine 24-jährige Aktivistin zu und berührte diese mit dem E-Scooter an den Händen und Beinen. Die Frau erstattete nach Abschluss der Demonstration Anzeige wegen versuchter Körperverletzung.

Sportliche Unterstützung für Klimaaktivisten

Mit den Klimaaktivisten solidarisch zeigten sich auch 30 österreichische Sportlerinnen und Sportler, die sich wie bereits Vertreter aus der Wissenschaft, den Universitäten, der Medizin, dem Kabarett, der Architektur sowie Kunst und Kultur hinter die Aktionen stellten, und starteten eine Petition. Die Unterstützer - darunter etwa Skifahrer Julian Schütter, die Fußballer Michael Novak und Matthäus Taferner sowie Segler David Hussl - kritisierten, dass sich Politikerinnen und Politiker über die Legitimität von Protestformen streiten, anstatt wirkungsvolle Schutzmaßnahmen umzusetzen, was der effizienteste Weg wäre, diese Proteste zu beenden.

"Um erfolgreich zu sein, halten sich Profisportlerinnen und -sportler konsequent an die Trainingspläne, die von Sportwissenschafterinnen und -wissenschafter erstellt werden, auch wenn das nicht immer angenehm ist. Diese Konsequenz wird in der österreichischen Klimapolitik vermisst", hieß es in einer Aussendung. Die Petition kann von Profi- sowie Hobbysportlern gelesen und unterschrieben werden. Dieses Statement solle auch andere ermutigen, "sich auf die Seite der Aktivistinnen und Aktivisten zu stellen, um ein Teil der Lösung zu werden".

(APA/Red)

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