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Schock bei Bewohnern und Helfern

Egg, gestern um 21 Uhr. Es ist traurige Gewissheit. Elf Menschen mussten bei einer der schlimmsten Brandkatastrophen in der Geschichte Vorarlbergs ihr Leben lassen. Es finden sich kaum Schaulustige ein. Fast alle an der Unglücksstelle sind Helfer. Viele davon Freiwillige.

Sie haben ihr Bestes gegeben. Ihre Gesichter sind gezeichnet von Resignation. Zu viele Tote mussten sie bergen. Polizist und Flugretter Christoph Felder kam zufällig am Brandort vorbei, war privat unterwegs. Gemeinsam mit einem Bekannten rannte er sofort ins brennende Vinzenzheim, versuchte Bewohner zu retten. „In einer solchen Situation kann man nicht nachdenken – man will nur helfen, weil so viele Menschen eingeschlossen sind, die ins Freie wollen“, schildert Felder. Er möchte nicht viel sagen, ist tief betroffen: „Wir mussten aufhören, sind nicht in den ersten Stock hochgekommen. Uns kamen die Rauchschwaden so dick, so bissig entgegen – da waren wir auf hilflosem Posten.“ Immerhin gelingt es den Ersthelfern, zwei Menschen aus dem tödlichen Rauch zu retten: „Eine Person sackte auf der Treppe zusammen, ein weiterer Bewohner kam mir entgegen.“ Als Martin Sutterlüty von der Feuerwehr Egg-Großdorf unmittelbar nach Alamierung an den Unglücksort kam, bot sich ihm und seinen Kollegen ein Bild des Schreckens. „Wir sind ins Haus, da lag schon das erste Opfer.“ Noch nie habe er so etwas gesehen. „Es war einfach nur schrecklich. Wir haben nur mehr Opfer vorgefunden“, so Sutterlüty. Einer der Freiwilligen, die mitgeholfen haben, ist Schulwart Josef Waldner. „Ich bin einige Minuten nach der Feuerwehr angekommen. Alle haben mitgeholfen. Es ist der Feuerwehr gelungen, aus dem ersten Stock Verletzte zu bergen“, schildert Waldner. Waldner war bis spät in die Abendstunden damit beschäftigt, den Einsatzkräften zu helfen. Er stellte die Räumlichkeiten der Hauptschule für die Notärtze zur Verfügung. Dort hat auch Verena Achberger mitgeholfen. Die Krankenschwester ist sofort an den Brandort geeilt. „Es war schon alles sehr gut organisiert. Die Freiwilligen wurden sofort für verschiedenste Dienste eingeteilt“, so Achberger.

Mutter überlebt

Erleichtert, dass seine Mutter Kreszenz (93) überlebt hat, und gleichzeitig geschockt über das Ausmaß der Tragödie war Helmut Bereuter. „Meine Mutter war im obersten Stock des Heimes. Dort wo es die meisten Opfer gegeben hat. Ich habe die Sirenen gehört und bin gleich hier hergefahren. Die Feuerwehr hatte meine Mama schon aus dem Haus geholt. Sie wurde gleich in die Hauptschulturnhalle zu den Notärzten gebracht. Gott sei Dank hat sie überlebt. Ihre Atmung funktioniert schon wieder. Man hat sie nach Dornbirn ins Krankenhaus gebracht. Da werde ich jetzt auch gleich hinfahren.

Egg trägt Trauer

Elf Bewohner des Vinzenzheimes hatten nicht so viel Glück wie Kreszenz Bereuter. Für sie kam jede Hilfe zu spät. Egg trägt Trauer. In Gedanken sind jetzt alle bei den Angehörigen der Opfer. Pfarrer Ronald Waibel sagt, dass jetzt alle viel Kraft brauchen. Er kann das Unglück noch immer nicht fassen. „Ich habe am Nachmittag noch mit den Bewohnern eine Messe gefeiert. Wir waren in der Kapelle im Heim. Es ist so schrecklich, was da passiert ist“, so Pfarrer Waibel, der jetzt ganz für die Angehörigen da sein will.

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