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Nehammer - Kurz - Anschober -
Nehammer - Kurz - Anschober - ©APA - Herbert Neubauer

Kanzler: Handel, Bars, Restaurants ab Montag weitestgehend geschlossen

Zahlreiche Geschäfte in Österreich werden ab Montag weitestgehend geschlossen. St. Anton und das Paznauntal stehen ab sofort unter Quarantäne. Es kommen scharfe Grenzkontrollen zur Schweiz.
Neue harte Maßnahmen der Regierung

Das Coronavirus hat die nächsten Einschränkungen des öffentlichen Lebens zur Folge. Der Handel pausiert ab Montag außer in versorgungsnotwendigen Bereichen wie Lebensmittelverkauf, Apotheken, Banken, Tankstellen und Trafiken. Restaurants, Bars und Kaffeehäuser dürfen gemäß Ankündigung der Regierung ab Montag nur noch bis 15 Uhr offen halten.

Einschränkungen für vorerst eine Woche

Die über die Schulschließungen hinausgehenden Maßnahmen gelten vorerst eine Woche lang, werden aber laufend evaluiert und können verlängert werden, hieß es seitens der Bundesregierung.

Kanzler Kurz: "Jeder Einzelne hat eine Verantwortung"

"Uns ist vollkommen bewusst, dass die Schritte, die wir setzen, sehr harte Einschnitte sind", sagte Kurz in der Pressekonferenz im Bundeskanzleramt. "Die Maßnahmen sind notwendig, damit wir die Ausbreitung des Virus in Österreich zumindest verlangsamen."

Statements von Kanzler Kurz

St. Anton unter Quarantäne - auch das Paznauntal

Zwei besonders vom Coronavirus betroffene Gebiete in Tirol werden gemäß Beschluss der Bundesregierung für zwei Wochen unter Quarantäne gestellt. Betroffen sind das Paznauntal mit Tourismus-Hotspots wie Ischgl und Galtür sowie St. Anton am Arlberg. Diese Maßnahme gelte ab sofort. Die Gäste dürfen abreisen und müssen ohne Unterbrechung zügig zur Grenze fahren. Der Arlbergtunnel bleibe offen.

Die Quarantäne ist auf 14 Tage angelegt. Auch bei dieser ist eine Ausweitung auf andere Gebiete nicht ausgeschlossen. Derzeit sei man aber nicht in dieser Situation, so Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne).

Paznauner Bürgermeister gelassen

In zwei der von der Quarantäne betroffenen Gemeinden im Tiroler Paznauntal, See und Kappl, herrscht trotz der Maßnahme der Bundesregierung offenbar relative Gelassenheit. "Das wird sicher gut sein", sagte der Bürgermeister von See, Anton Mallaun, im APA-Gespräch. Man werde die Situation "schon bewerkstelligen", sagte auch der Bürgermeister von Kappl, Helmut Ladner.

Die Masse habe sicher Verständnis für die 14-tägige Isolation bzw. Abschottung. Der ein oder andere werde sicher verängstigt sein oder Einbußen für sein Geschäft befürchten, aber: "Die meisten gehen sicher konform mit der Entscheidung". Die Gemeinde See, die rund 1.200 Einwohner aufweist, werde auf jeden Fall gut durch diese zwei Wochen kommen. "Da habe ich überhaupt keine Sorge", so Mallaun.

Polizeikontrollen Paznauntal

Trotz der optimistischen Annahme, dass die Gemeinde Kappl die Situation gut meistern wird, musste Ladner "schon zwei Mal schlucken, bis man das registriert". Nun müsse man im Dorf schauen, dass die Gäste geordnet abreisen können. Eine Schwierigkeit sei allerdings, dass die betroffenen Gemeinden im Vorfeld keinerlei Information erhalten haben, kritisierte der Bürgermeister. Unklar sei zudem, ob Einheimische - die etwa in der Bezirkshauptstadt Landeck arbeiten - wieder ins Tal einreisen dürfen. Das erzeuge schon eine gewisse Unsicherheit, sagte Ladner. Ebenso war Ladner bisher nicht klar, ob nun alle Bewohner des Paznauntals tatsächlich in häuslicher Quarantäne bleiben müssen.

Indes sei es für die Gemeinde mit 2.620 Einwohnern kein Neuland, von der Außenwelt abgeschottet zu sein. Das könne im Winter aufgrund der Schneemengen schon passieren, betonte Ladner.

In St. Anton am Arlberg tagte indes nach der Verkündung der Maßnahmen am Freitagnachmittag der Einsatzstab. "Wir schauen derzeit, dass wir alles irgendwie auf die Reihe kriegen", sagte Vizebürgermeister Jakob Klimmer. St. Anton zählt rund 2.350 Einwohner.

Grenzkontrollen nun auch zur Schweiz

Gemäß dem Vorbild an den Grenzen zu Italien wird nunmehr auch in Richtung Schweiz und Liechtenstein kontrolliert (ab Montag). Der Warenverkehr soll aber aufrecht bleiben, ebenso soll die Grenze für Berufspendler offen bleiben.

Umgekehrt führt die Schweiz an ihren Grenzen - auch zu Deutschland - wieder Kontrollen ein. Dies gehört zu einem Paket drastischer neuer Maßnahmen, die die Regierung am Freitag wegen der Coronavirus-Pandemie verkündete.

Tausende Vorarlberger Pendler von Kontrollen betroffen

Von den neu eingeführten Grenzkontrollen zur Schweiz und Liechtenstein per se betroffen sind auch tausende Pendler. In die Schweiz pendeln laut dem 2019 veröffentlichten Grenzgänger-Monitoring für 2018 der "Statistik Bodensee", die als gemeinsame Stelle der Bodenseeanrainer die Pendlerströme in der Region beobachtet, über 7.000 Personen. Nach Liechtenstein gehen rund 8.500 Vorarlberger arbeiten.

Laut dem Bericht arbeiten die meisten Vorarlberger Pendler im Kanton St. Gallen (rund 6.400). Der Großteil der Grenzgänger (rund 2.900) ist dort im Verarbeitenden Gewerbe tätig, etwa 1.200 im Handel. Mit rund 4.000 arbeitet der Löwenanteil der Vorarlberger Pendler nach Liechtenstein ebenfalls im Verarbeitenden Gewerbe. Umgekehrt gibt es aus der Schweiz und Liechtenstein beinahe keine Grenzgänger, die in Vorarlberg arbeiten.

Grenzgänger sollen jedoch von den Kontrollen ausgenommen werden.

Statements des Innenministers

Der Innenminister Karl Nehammer mahnte in der heutigen Pressekonferenz unter anderem, den Coronavirus-Nachrichten in den Sozialen Medien nicht zu glauben. Hier kursieren Meldungen, wonach die Supermärkte schließen. Das seien Fake-News. Die Bevölkerung solle diesen Nachrichten keinen Glauben schenken.

Bekannt gegeben wurden von der Regierung auch Flugverbote in die Schweiz, Frankreich und Spanien ab Montag, also Staaten, in denen sich das Virus besonders schnell ausbreite, wie Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) ausführte.

Statements des Gesundheitsministers

VOL.AT-Ticker zur Krisen-PK von Kurz, Anschober und Nehammer

Diese Einschränkungen gibt es schon

Die österreichische Regierung hat bereits drastische Maßnahmen im Kampf gegen das Virus umgesetzt. Seit Mittwoch ist die Einreise an der Grenze zu Italien nur stark eingeschränkt möglich, für Veranstaltungen in Gebäuden gilt ein Limit von 100 Teilnehmern. Ab kommender Woche wird zudem der Unterricht an sämtlichen Schulen eingestellt. Die Skisaison in mehreren Bundesländern, darunter auch in Tirol, wird nach diesem Wochenende vorzeitig beendet.

(APA)

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