Schiffbrüchiger soll eine Million Dollar Strafe wegen Kannibalismus zahlen

Vor fast zwei Jahren machte Jose Salvador Alvarenga Schlagzeilen, als er nach über einem Jahr als Schiffbrüchiger an der Küste einer der Marshallinseln im Pazifik angetrieben wurde. Jetzt erregt die Geschichte erneut Aufsehen: Die Familie seines Leidensgenossen hat Alvarenga auf eine Million US-Dollar verklagt. Grund: Kannibalismus. Alvarenga soll seinen Kollegen aufgegessen haben.
Anwalt: Unlogisch, lächerlich, absurd und peinlich
Sein Anwalt streitet die Vorwürfe ab. Noch gebe es keine offizielle Anzeige und die Sache sehe doch sehr nach einem Versuch aus, an schnelles Geld zu kommen, sagte Ricardo Cucalon: “Eine Straftat – das gilt weltweit – muss bewiesen werden. Wie kann ich es beweisen, wenn nur zwei Leute anwesend waren und der eine den anderen mitten auf dem Ozean aufgegessen haben soll? Ich wiederhole: Die Logik ist unlogisch, es ist lächerlich, es ist absurd. Und eine Million Dollar für einen nicht stattgefundenen Kannibalismusfall zu verlangen, das ist peinlich.”
Monatelange Odyssee auf See
Nach eigenen Angaben war Alvarenga Ende 2012 mit einem Fischerkollegen, Ezequiel C., in Mexiko zur Haifisch-Jagd aufgebrochen. Nach einer Motorpanne des sieben Meter langen Glasfaserboots trieben sie hilflos auf dem Pazifik. C. starb laut Alvarenga unterwegs, weil er die Notnahrung aus rohem Vogelfleisch und Fisch, Schildkrötenblut, Regenwasser und eigenem Urin nicht vertrug.
Alvarenga: Begleiter starb nach vier Monaten
Manchmal sei er so verzweifelt gewesen, dass er an Selbstmord gedacht habe, erzählt der 37-Jährige. Sein Glaube, der Gedanke an seine Familie sowie an seine Lieblings-Tortilla habe ihn aber am Leben gehalten. Vor allem der Wunsch, seine Eltern und seine Tochter Fatima wiederzusehen, hat dem Junggesellen nach eigenen Angaben immer wieder Kraft gegeben.
Sein jugendlicher Begleiter habe diesen Überlebenswillen nicht gehabt, berichtete Alvarenga im Februar 2014 mit verdüstertem Blick: “Er konnte das rohe Fleisch nicht bei sich behalten. Ich riet ihm, sich beim Essen die Nase zuzuhalten, doch nichts nützte, er erbrach alles wieder.” Nach vier Monaten sei der Bub gestorben, seine Leiche habe er über Bord geworfen: “Was blieb mir anderes übrig?”
Nach über einem Jahr auf Insel gestrandet
Als nach über einem Jahr schließlich das zu den Marshall-Inseln gehörende winzige Ebon-Atoll mitten im Meer auftauchte, war Alvarengas Freude unermesslich.

Er sei auf ein Haus zugestürzt und habe um Hilfe gerufen. Zwei Einwohner entdeckten den nur mit einer zerfetzten Unterhose bekleideten Mann.
Lügendetektortest bestanden
Eine 13-monatige Irrfahrt auf dem Pazifik, 12.500 Kilometer auf einem nicht manövrierfähigen Wrack: Alvarengas Geschichte hatte viele Zweifler , auf den Plan gerufen; auch, weil er bei seiner Landung für eine derart lange Irrfahrt erstaunlich stabil wirkte. Laut bestandenem Lügendetektortest soll sie jedoch wahr sein. Die US-Anwaltskanzlei Masonek bescheinigte dem Schiffbrüchigen aus El Salvador, dass seine Erzählungen “zu hundert Prozent real” seien. Die Kanzlei hatte eigens eine Ärztin eingeschaltet, die Alvarenga mit einem Katalog von 82 Fragen auf die Probe stellte.
Alvarenga “lügt nicht” und seine Geschichte “ist kohärent”, sagte die Ärztin Maria Elena Revelo nach dem Test. Für den Schiffbrüchigen sei es von großer Bedeutung, nicht als Schwindler durchzugehen. Zum einen seien ihm zahlreiche Angebote unterbreitet worden, seine Geschichte zu vermarkten. Zum anderen müsse ihm abgenommen werden, dass sein Kamerad den Strapazen erlag. (red/Reuters/APA)
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