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Schattenburgmuseum | Goldene Bodenseehaube im Trachtenzimmer

Rund 350 Arbeitsstunden benötigt die Anfertigung einer so prachtvollen Gold-Radhaube.
Rund 350 Arbeitsstunden benötigt die Anfertigung einer so prachtvollen Gold-Radhaube. ©Schattenburgmuseum
Seit Juni 2011 befindet sich das sogenannte Trachtenzimmer in einem ehemaligen Durchgang, der im 17. Jh. durch das Einziehen einer Fachwerkwand vor den Palas entstand. Sowohl durch Gemälde als auch Orginalstücke kann hier die seit der Biedermeierzeit in der Region getragene Tracht bewundert werden.

Erst 1973 wurde der schmale Durchbruch von der Vogtei in das alte Stiegenhaus geschaffen, durch das man früher in die oberen Stockwerke des Palas gelangte. Die heutige hölzerne Stiegenanlage im Burghof, die sich auf die Renaissance-Holzsäule mit vier schlanken Säulen vom ehemaligen Salzstadel beim Churertor stützt, wurde erst 1915 vom Museumsverein errichtet. Dieser Salzstadel aus dem Anfang des 16. Jh. musste 1905 einem repräsentativen Jugendstilbau weichen. Seine Bestandteile fanden in der Schattenburg, in der Burg Gutenberg, im Schloss Vaduz oder auch im Turm des „Roten Hauses“ von Josef Rheinberger in Vaduz eine neue Heimstätte.

Kopfbedeckung der Frauen

Ein Schwerpunkt der ausgestellten Objekte liegt bei der Entwicklung der Kopfbedeckung der Frauen. Von kunstvoll gefertigten Bodenhauben über Goldbrokatkappen bis zur Gold-Radhaube, dem prachtvollen Symbol der Bürgerinnen im Rheintal und im Bodenseeraum, kann hier der Besucher wunderbare Stücke entdecken. Michael Selb von der Trachtengruppe Feldkirch hat sich in die Materie dieser Radhauben aus Goldlaméspitze vertieft und ein eigenes Buch dazu publiziert, das sowohl bei der Trachtengruppe als auch im Museumsshop erworben werden kann. Mit rund 350 Arbeitsstunden beziffert er den zeitlichen Aufwand für diese einzigartigen Kopfbedeckungen, auf die man lange warten musste und muss.

Zwei Taufhäubchen für Kleinkinder in der Vitrine erzählen uns heute noch von der Kindersterblichkeit früherer Zeiten, in denen es die Möglichkeit gab, totgeborene Kinder aus Vorarlberg, Schweiz und Liechtenstein, Schwabenland und Württenberg im Montafon in Schruns taufen zu lassen. Rund 45 Kinder erhielten so pro Jahr die „bedingte“ Taufe und konnten dann auch guten Gewissens als Christen beerdigt werden.

Neue Ära des Trachtenbewusstseins

Eine Wiederbelebung des Trachtenbewusstseins und die Gründung einer ersten Trachtengruppe in Feldkirch erfolgte 1927 auf Initiative des Kunstmalers Florus Scheel d. Ä. bzw. des auch von ihm gegründeten Museumsvereins. Zwei ausgestellte Bilder sind für den Beginn dieses Trachtenbewusstsein deshalb auch ganz zentral, nämlich jenes von Scheel selbst mit dem Titel „Die Feldkircherin“, in dem der Maler seine Tochter Claudia mit Goldradhaube und Trachtenschirm darstellt. Weiters auch die Collage von Eugen Steck, einem Feldkircher Hobbyastronomen und Ehrenmitglied des Museumsverein Feldkirch, mit dem Titel „Feldkircher Trachtenträgerin“. Weitere Ölgemälde Feldkircher Bürgerinnen und Bürger sind eindrucksvolle Zeugnisse der Kleidung des späten 18. Und frühen 19. Jahrhunderts. Attribute wie z.B. eine weiße Schürze (Wirtin und Kornhändlerin), Knöpfe mit Sternenmotiv (Gastwirtschaft zum „Sternen“), schwarzes Samtband mit Kreuz (Witwe) helfen Status oder berufliche Tätigkeiten nachzuvollziehen. Zusätzlich vermitteln Truhen und Schränke aus derselben Epoche die Wohnkultur der damaligen Zeit, zu denen Essigfässchen und Vorratstöpfe selbstverständlich dazugehörten.

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