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Schattenburgmuseum | Gedächtnisraum der Weltkriege

Das Porträt von Pfarrer Gunz im Hintergrund wacht darüber, dass die Waffen im Museum bleiben und nicht mehr zum Einsatz kommen.
Das Porträt von Pfarrer Gunz im Hintergrund wacht darüber, dass die Waffen im Museum bleiben und nicht mehr zum Einsatz kommen. ©Schattenburgmuseum
Nun begeben wir uns in den ältesten Teil der Schattenburg, den heute 22 m hohen Bergfried. Entstanden zwischen 1261 und 1270 als neue Residenz der Montforter unter Rudolf II. dürfte der Bergfried ursprünglich um mindestens ein Stockwerk höher gewesen sein.

Heute erreicht man die im Gedächtnisraum für die beiden Weltkriege ausgestellte Waffensammlung von Pfarrer Gebhard Wendelin Gunz bequem über wenige Stufen vom Feldkirch-Zimmer aus. Dieser Zugang in das kleine Stiegenhaus – durch die ehemaligen romanischen Lichtschlitze in der Ostwand – wurde erst 1954 erweitert und geöffnet.

Gunz war als Feldgeistlicher während des 1. Weltkrieges an der Dolomitenfront im Einsatz und stellte die für einen Geistlichen vielleicht merkwürdig anmutende Sammlung unter das Motto: „Waffen, die ich sammle, werden niemanden mehr töten“. An ihn erinnert deshalb auch ein vom Feldkircher Künstler Eugen Jussel aus dem Jahr 1951 datiertes Porträt. Auch sonst widmet sich dieser Raum dem breiten Spektrum an Waffen und dem wenig romantischen Soldatenleben an den Fronten der beiden Weltkriege, genauso wie an den Bombenabwurf am 1. Oktober 1943 über Feldkirch. Ein Bombensplitter davon ist unter dem Treppenaufgang ausgestellt. Die abgeworfenen Bomben zerstörten damals die Lehrerbildungsanstalt und das Lazarett im Antoniushaus, was eine erschreckend hohe Opferanzahl von zumindestens 168 (171?) Personen zur Folge hatte. Die Splitter sind als Erinnerung an diese Katastrophe und zur Friedensmahnung für die Zukunft ausgestellt.

Bidenhänder-Schwerter und Blindengeschoße

An längst vergangene Zeiten erinnern hingegen andere Schaustücke, von denen die zwei Bidenhänder-Schwerter (auch Bihänder genannt) natürlich Groß und Klein gleichermaßen interessieren. Bidenhänder waren nur mit zwei Händen zu haltende Schwerter, die z.B. auch in der Schlacht von Frastanz 1499 gebräuchlich waren. Eines der beiden in der Schattenburg ausgestellten Schwerter kann aufgrund der Schmiedemarke der Werkstatt Ehrhardt aus Meilen bei Zürich zugeordnet werden, das zweite Objekt dürfte eher eine süddeutsche Arbeit sein. Wer allerdings ein originales Zweihänderschwert aus der Schlacht von Frastanz sehen möchte, findet ein solches im rechten Aufgang der Kirche von Frastanz und daneben eine Pflugschar mit dem Bibelzitat aus Micha 4.3. „Dann schmieden sie Pflugscharen aus ihren Schwertern und Winzermesser aus ihren Lanzen.“ Letzere können im Übrigen im darauffolgenden Ausstellungsraum später noch bewundert werden, blickt doch Feldkirch auch auf eine interessante Weinbautradition zurück.

Was gibt es noch aus den „vorigen Zeiten“ Besonderes in diesem Raum? Links hinter der großen Staffelei mit den Wappen der ehemaligen Österreichisch-Ungarischen Kronländer – eine alte Schul-Wandkarte erinnert auch an die k. k. Monarchie – sehen wir zwei Steinkugeln (Blindengeschosse) auf der Mauer des Fensterdurchbruchs, dem ehemaligen Hocheingang des Bergfrieds. Diese Form des Eingangs, der nicht ebenerdig erreichbar war und häufig hofseitig lag, war dadurch geschützt vor feindlichem Eindringen und Beschuss. Die beiden Kugeln erinnern daran, dass die Schattenburg nach dreimonatiger Belagerung durch die Appenzeller 1405/06 als letzte Burg ausschließlich mit Katapultgeschoßen, den Blinden, erobert wurde. Die Wurfmaschinen wurden dafür über Göfis aufs „Känzele“ gezogen bzw. vor Ort gezimmert.

Das Burgverließ mit Angstloch

Heute versteckt unter dem Riemenboden in der Raummitte befindet sich das sogenannte „Angstloch“, das in früheren Jahrhunderten der einzige Zugang zum Burgverließ darstellte. Bis 1812 hielten die in der Schattenburg residierenden Vögte dort Gefangene, unter ihnen auch Frauen, in Dunkelhaft. 1651 wurden hier die letzten weiblichen Opfer der Hexenverfolgung festgehalten, gefoltert und zu Geständnissen gezwungen.

Erfreulicher ist da schon der Anblick der großen Trommel mit Feldkircher Stadtwappen, die in diesem Raum von der Decke hängt. Nicht ganz eindeutig ist dagegen ihre Zuordnung – gehörte sie dem städtischen Tambour, der mit einem Trommelwirbel auf sich aufmerksam machte, bevor er öffentliche Bekanntmachungen verlas? Oder gehörte sie eher der ersten „türkischen Musik“, die später unter „Blechharmonie Feldkirch“ und seit Ende des 2. Weltkrieges unter dem Namen „Stadtmusik Feldkirch“ bekannt ist?

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