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Schattenburgmuseum | Die heutige Burgkapelle

Zuerst Tabernakelschrank, dann in einer Hotelbar als Spirtuosenschrank, heute Zelebrationsaltar in der Burgkapelle.
Zuerst Tabernakelschrank, dann in einer Hotelbar als Spirtuosenschrank, heute Zelebrationsaltar in der Burgkapelle. ©Schattenburgmuseum
Kapellen sind in der Schattenburg seit dem Mittelalter nachweisbar und wurden im Verlauf der Jahrhunderte häufig verlegt. Die heutige Burgkapelle entstand erst durch die Aufteilung des Palas in mehrere Räume in jüngerer Zeit und wurde vom Museumsverein mit Kostbarkeiten der Region eingerichtet.

Gerade um die nunmehrige Burgkapelle und die dort ausgestellten Objekte ranken sich viele Geschichten. Bis in die späten 80er Jahre des 20. Jh. – das Museum wurde nach dem zweiten Weltkrieg erst 1953 mit wenigen Ausstellungsräumen wieder eröffnet – waren noch zahlreiche Sammelgegenstände und Kunstobjekte „ausgelagert‘. Überaus wertvolles Ausstellungsgut fand als Dekoration von Schaufenstern, als Aufputz mondäner Hotelhallen, als Theaterrequisite oder als willkommenes Schaustück bei Festumzügen (z.B. bei der 750-Jahr-Feier der Stadt Feldkirch) Verwendung. Auch Künstlerwohnungen wurden mit Kunstobjekten des Heimatpflege- und Museumsvereines Feldkirch ausgestattet. Der heute in der Burgkapelle ausgestellte kleine Zelebrationsaltar, datiert aus dem Jahr 1711, erfuhr dabei den kuriosesten Weg. Dieser eigentliche Tabernakel, dessen ursprünglicher Aufstellungsort unbekannt ist, diente in einem führenden Hotel am Arlberg in der Hotelbar der Aufbewahrung von Spirituosen. Nur durch die verdienstvolle „Rückholaktion“ von Ehrenmitglied und Altobmann Markus Kevenhörster im Jahr 1981 konnten solche Auslagerungen wieder rückgeführt werden. Mit dieser Initiative konnte wertvolles Kulturgut der Region wieder einer würdigen und von den Geschenkgebern bestimmten musealen Verwendung rückgeführt werden. Leider musste aber auch manches kostbare Stück für immer abgeschrieben werden.

Die Schattenburg-Madonna und Ecce homo

Hinter dem Zelebrationsaltar finden wir eine gekrönte Madonna mit einem nackten Jesuskind, das nach einem Apfel in Marias rechter Hand greift. Die aus einem Stück gefertigte, volkstümliche, schwere, massive Ausführung weist auf das späte 13. Jh. bzw. Anfang 14. Jh. hin. Links und rechts der Marienfigur finden wir – passend zur Karwoche – zwei Tafelbilder von Lienhard Werder, dem Maler der Hohenemser Grafen, datiert aus dem Jahr 1626. Vor (nachträglich?) vergoldetem Hintergrund hebt sich links das qualitätsvolle Brustbild des geschundenen Jesus ab – „Ecce homo“ („Seht da, der Mensch!“) sowie rechts das Gemälde der Mater Dolorosa mit rotem Gewand und blauem Umhang. Beide Werke zeigen für die Zeit der katholischen Reform lokaltypische Stilrückgriffe auf die gotische Formensprache. Auch eine zweite Darstellung des Antlitz Christi mit Dornenkrone findet sich rechts neben dem Durchgang zur alten Burgkapelle und ist erwähnenswert. Bei diesem Aquarell aus dem 18. Jh. handelt es sich um eine kolorierte Kalligraphie auf Papier. Wer es von der Nähe betrachtet, erkennt gut, dass das Haupt Christi nicht gezeichnet, sondern mit Buchstaben geschrieben wurde.

Pestbild von 1631

Auch die weiteren sakralen Gegenstände und Bilder aus Feldkircher Kapellen und Kirchen verdienen Beachtung. In der geweihten und fallweise für kleinere kirchliche Feiern verwendete Burgkapelle finden wir zehn Medaillons von ehemals 15 Rosenkranzgeheimnisse, Prozessionsstangen im Dialekt als „Stengele“ bezeichnet, Gemälde von Josef Alois Gantner , Holzbildhauereien und Tafelbilder. In Zeiten der Corona Pandemie mag das Pestbild, Öltempera auf Holz, daran erinnern, dass auch frühere Jahrhunderte mit Epidemien zu kämpfen hatten und zum Dank für überstandenes Unheil oftmals Bilder wie das in der Schattenburg oder Sakralbauten wie Pestsäulen stifteten. Im Zentrum unseres Bildes steht die Muttergottes mit Jesuskind auf einer Mondsichel, rechts davon der Hl. Jakobus major in Pilgertracht, links von ihr der an den Baum gefesselte und mit Pfeilen durchbohrte Hl. Sebastian.

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