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"Save the Rave" in Schruns? DJ kontert der Polizei

©handout, Paulitsch
Joachim Mangard (VOL.AT) joachim.mangard@russmedia.com
DJ Max Kuster (19) wollte mit seiner Aktion an der Tankstelle ein Zeichen setzen. Er spricht von rund 80 und nicht 250 Personen, größtenteils aus einem benachbarten Lokal, kurz vor Sperrstunde. Pikant: Er ist Sohn des Bürgermeisters. Die Polizei dementiert.

"Zunächst möchte ich mich in aller Form entschuldigen, ich werde auch die Konsequenzen tragen. In diesem Moment wollten wir einfach ein Zeichen setzen. Die Maßnahmen der Regierung tragen wir alle seit Monaten mit und wir sind keineswegs Corona-Leugner oder Quertreiber. Wir wollten einfach zeigen, dass auch die Jugend eine starke Lobby braucht und auf uns aufmerksam machen", erklärt Max Kuster gegenüber VOL.AT. Seine lautstarke DJ-Beschallung des Schrunser Bahnhofsgeländes kurz vor 22 Uhr sorgte am vergangenen Wochenende für jede Menge Wirbel. Dem Sohn von Bürgermeister Jürgen Kuster stehen nun einige Anzeigen wegen Verwaltungsübertretungen vonseiten der Bezirkshauptmannschaft ins Haus. Vielleicht war sein nächtliches Auftreten auch ein Symbol jugendlichen Aufbegehrens im Sinne der Clubkultur. Denn unter dem Motto "Save The Rave" machte die Wiener Clubszene just an besagtem Wochenende auch in der Bundeshauptstadt mit ähnlichen Aktionen mobil, um gemeinsam für ein Ende der Sperrstundenbeschränkung einzustehen.

Spontaner "Tankstellen-Rave" in Schruns

Was den DJ aber störe, seien einige Aussagen der Polizei. Einerseits wäre von einer nicht genehmigten Veranstaltung die Rede, andererseits behaupte die Exekutive, 200 bis 250 Jugendliche hätten sich an dem nächtlichen "Tankstellen-Rave" beteiligt. "Das Ganze war eine Sache von 20 Minuten. Niemand wusste davor von unserem portablen DJ-Set, es war also in keinster Weise angekündigt. Das mobile 'Sound System' haben wir schon länger. Außerdem setzten sich die Gäste nahezu vollständig aus dem Publikum des gegenüberliegenden Lokals zusammen, kurz vor der Sperrstunde", führt der junge Musiker fort. Auf VOL.AT-Nachfrage bestätigen das die Betreiber. Es habe sich um rund 80 Personen gehandelt, außerdem habe sich die "Ansammlung" auch mit tatkräftiger Hilfe der Gastwirte innert kürzester Zeit aufgelöst.

Polizei bekräftigt ihre Darstellung

Auf Nachfrage bei der zuständigen Polizeiinspektion verwies man erneut auf die Ersteinschätzung der eintreffenden Patrouille und untermauerte die anfangs kommunizierte Zahl von bis zu 250 feiernden Jugendlichen erneut. Viele hätten aber beim Eintreffen der Einsatzkräfte das Weite gesucht. Den vorbildlichen Einsatz der angesprochenen Gastwirtin bestätigten die Beamten aber ebenfalls, sie habe maßgeblich mitgewirkt und eine Eskalation verhindert.

Bürgermeister Jürgen Kuster
Jürgen Kuster, Bürgermeister Schruns. ©Paulitsch

Bürgermeister Kuster: "Mein Sohn wird alle Konsequenzen tragen"

Bürgermeister Jürgen Kuster hat einerseits Verständnis für die Jugend, sieht seinen Sohn aber auch in der Pflicht: "In diesem speziellen Fall werden mir einerseits meine Rolle als Vater und andererseits meine Funktion als Bürgermeister zuteil. Vorrangig bin ich ein Vater, der Verständnis für junge Menschen hat, die inzwischen seit Monaten auf viel verzichtet haben und deren soziales Leben massiv eingeschränkt wurde. Wir hätten damals wahrscheinlich ähnlich reagiert, deshalb kann ich die Reaktion meines Sohnes verstehen und stehe hinter ihm. Ich bin mir aber auch meiner öffentlichen Funktion bewusst und vor allem froh, dass niemand zu Schaden gekommen ist. Das soll aber nicht bedeuten, dass ich diese Aktion unterstütze oder fördere, es bestand sehr wohl die Gefahr einer Eskalation." Das Schrunser Gemeindeoberhaupt stellt sich vor die Jugendlichen, befürwortet aber gleichzeitig das schnelle und korrekte Einschreiten der Polizei: "Ich glaube aber auch, dass sich die Jugendlichen des Gefahrenpotenzials in besagter Situation nicht bewusst waren. Wir leben in einem Rechtsstaat, deshalb wird mein Sohn die Konsequenzen voll und ganz tragen. Auch die Reaktion der Exekutive war meines Erachtens korrekt. Über Zahlen kann man diskutieren, man muss das Ganze auch nicht dramatisieren. Junge Menschen benötigen Reibungsfläche, trotzdem müssen sie wie wir alle lernen, als Gesellschaft gemeinsam zu funktionieren."

DJ sammelt Spenden für BH-Strafe

Mittels einem Aufruf auf seinem Instagram-Profil sammelt der junge Montafoner nun Spenden, um die angekündigten BH-Strafen zu bezahlen. Stand heute Morgen verbuchte die Aktion bereits 580 Euro.

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