Sausgruber eröffnete 61. Dornbirner Herbstmesse

Sowohl Sausgruber als auch Bundeskanzler Werner Faymann (S) betonten die Bedeutung des Zusammenhalts in der wirtschaftlich schwierigen Zeit und wiesen auf die Bedeutung des Ehrenamts hin: “Egoisten sind es nicht, die die Zukunft unserer Welt prägen sollen”, sagte Faymann. Gastreferent Jean Ziegler gab sich optimistisch, “dass der Wille zur Gerechtigkeit und zum geteilten Glück sich langsam in der gesellschaftlichen Bewegung inkarniert”.

Die 61. Dornbirner Herbstmesse ist mit 648 Ausstellern aus neun Nationen ausgebucht. An den fünf Messetagen werden insgesamt 90.000 Besucher erwartet. Im Mittelpunkt der Schau stehen neben traditionellen Themen wie Bauen und Wohnen unter anderem das “Welt-Zelt”, in dem die in Vorarlberg lebenden Lateinamerikaner ihre Musik, Kultur und Kulinarik zeigen, aber auch das Ehrenamt. Rund 1.800 Freiwillige bieten im Rahmen der Sonderschau “gemeinsam engagiert” Einblicke in die Arbeit von Blasmusik- und Sportvereinen, Caritas, Rotem Kreuz, Feuerwehr, Wasser- und Bergrettung.

Faymann stand nicht auf der offiziellen Rednerliste, wurde kurzfristig aber doch um “ein paar Begrüßungsworte” gebeten. Der Bundeskanzler bekannte, dass man nicht wisse, wie lange die wirtschaftlich schwierige Zeit noch andauern werde. “Wir kämpfen aber entschlossen dagegen an”, verwies Faymann auf die starke mittelständische Wirtschaft im Land, “die uns die Kraft gibt entgegenzutreten”. Dass Österreich im Vergleich mit anderen Nationen besser da stehe, sei etwa ein Resultat des “geschlossenen Auftretens der Politik”. Aber auch den Optimismus im Land wollte Faymann nicht unterschätzt wissen.

Der mitten im Wahlkampf für die Landtagswahl am 20. September steckende Sausgruber unterstrich die Bemühungen des Landes, einerseits die Wirtschaft zu unterstützen, andererseits die Auswirkungen der Krise abzufedern. Für die Zeit nach der Krise stelle sich insbesondere die Herausforderung, die öffentlichen Finanzen wieder in Ordnung zu bringen. Der Landeshauptmann empfahl dazu, “ausgabenseitig Disziplin zu wahren und nicht zu früh über neue Steuern nachzudenken”. Das Ehrenamt bezeichnete Sausgruber als den “nach der Familie zweitgrößten Dienstleister in der Region”. Allein im Sozialbereich seien 14.000 Personen ehrenamtlich engagiert, im Sicherheitsbereich 10.000.

Der Schweizer Soziologe und Buchautor Jean Ziegler, von 2000 bis 2008 UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, zeichnete ein düsteres Bild über den Hunger auf der Welt. Zwar könnte die Welt-Landwirtschaft zwölf Milliarden Menschen auf der Welt ernähren, dennoch sterbe alle fünf Sekunden ein Kind an Hunger. “Jedes Kind, das heute verhungert, wird ermordet”, stellte Ziegler fest.

Dennoch gebe es Hoffnung, sagte Ziegler: “In einer Demokratie gibt es keine Ohnmacht”. Um die Situation zu verbessern, könne man vieles tun, etwa die ärmsten Länder der Welt aus der Schuldknechtschaft entlassen, in den Industrieländern die Agrar-Subventionen für Nahrungsmittel-Exporte streichen, Spekulationsgeschäfte mit Nahrungsmitteln verbieten oder auch das Programm zur Herstellung von Bio-Treibstoffen auf Eis zu legen. Gerade aus dem Ehrenamt erwachse “die neue planetarische Zivilgesellschaft”. Wenn nicht die Menschen die Welt veränderten, so tue es niemand, schloss Ziegler mit einem Zitat.

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