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Saisonstart: brut Wien bleibt mobil

Aufgrund der Situation wurde laut Kira Kirsch nach einer neuen Art des Produzierens gesucht.
Aufgrund der Situation wurde laut Kira Kirsch nach einer neuen Art des Produzierens gesucht. ©APA/GEORG HOCHMUTH
Für das Wiener Koproduktionhaus brut startet die dritte mobile Spielzeit. Erneut soll an zahlreichen Orten in ganz Wien gespielt, getanzt und gesungen werden.

Das Wiener Koproduktionshaus brut geht in seine dritte mobile Spielzeit: Während der Renovierung des Künstlerhauses, in das ab Mitte März die "Albertina modern" einzieht, wird nicht nur im "studio brut" in Wien-Neubau, sondern erneut an zahlreichen Orten in ganz Wien gespielt, getanzt und performt. Eine Rückkehr an den Karlsplatz ist aufgrund von "massiv gestiegenen" Kosten der Renovierung offen.

Massiv gestiegene Kosten: Rückkehr an den Karlsplatz offen

"Wir haben uns die Situation zum Komplizen gemacht und bewusst nach einer neuen Art des Produzierens gesucht", erläuterte brut-Leiterin Kira Kirsch am Donnerstag auf der Spielzeitpressekonferenz die Herausforderungen der vergangenen Jahre. Sie sei 2015 - eine Woche nach der Eröffnung unter ihrer Intendanz - von den Renovierungsplänen des Künstlerhauses durch die Haselsteiner Privatstiftung überrascht worden. Mithilfe von "Ideenreichtum und Idealismus" sei es jedoch gelungen, die Wanderschaft zum Programm zu machen und vom Schwimmbad über den Parkplatz bis zur Buschenschenke unterschiedlichste Räumlichkeiten zu bespielen, wodurch man sich nicht zuletzt lokal "unglaublich vernetzt" habe. Das Ziel bleibt nach wie vor ein Stammhaus, aufgrund massiv gestiegener Kosten, die ursprünglich mit 2 Mio. Euro budgetiert waren, sei eine Rückkehr ins Künstlerhaus jedoch offen, wie der kaufmännische Geschäftsführer Richard Schweitzer erläuterte.

Dazu komme auch "die neue Nutzergemeinschaft", wobei er auf die "Albertina modern" anspielte. Dass das brut bereits beschlossen habe, nicht mehr zurückzukehren, wie Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder am Mittwoch behauptet hatte, sei unwahr. "Da war wohl der Wunsch der Vater des Gedankens", so Schweitzer. Fazit: "Die Konditionen der Nutzung sind noch nicht ausdiskutiert", zudem sei man mit der Stadt Wien in Kontakt, um eine Lösung für die nun mehr als doppelt so hohen Renovierungskosten für den Theaterraum zu finden.

brut Wien- Saision-Auftakt am 5. und 6. Oktober

Wie geplant findet die nun startende Saison jedenfalls auf Achse statt: Den Anfang macht am 5. und 6. Oktober die Open-Air-Performance "Diorama" der norwegischen Choreografin Ingri Fiksdal. Vor der Kulisse der Seestadt Aspern entsteht bei freiem Eintritt "im Sonnenuntergang ein magisch-meditatives Landschaftsgemälde aus Körpern und Objekten". Von 8. bis 13. Oktober folgt mit "Oratorio Europa" ein Projekt des Kollektivs "Freundliche Mitte". Initiatorin Gerhild Steinbuch will sich dabei einem "solidarischen Neubeginn in einer scheiternden, ziemlich rechten Welt im wankenden Europa" widmen. Dem Alkohol auf den Grund geht die Regisseurin Stefanie Sourial von 23. bis 29. Oktober mit dem dritten Teil ihrer Performancereihe "Colonial Cocktail" (studio brut), im Kempelenpark in Wien-Favoriten veranstaltet das Kollektiv irreality.tv am 31. Oktober und 1. November rechtzeitig zu Halloween einen "Hantologischen Kongress".

Im Kosmos Theater zu Gast ist die Choreografin Mirjam Sögner von 7. bis 9. November mit der Tanz-Performance "Speaking Volumes", bevor das "que_ring drama project" unter der Leitung von Gin Müller im studio brut ab 14. November mit "Dark Revolutions" seine "kritische und ironische Zeitreise in die Theatergeschichte" fortsetzt. Auch das Performancekollektiv Nesterval treibt wieder sein immersives Unwesen, diesmal bespielt man mit "Die dunkle Weihnacht im Hause Grimm" ab 17. November das Gewerbehaus.

Die libanesische Künstlerin Tania El Khoury kommt mit ihrer interaktiven Soundinstallation "Gardens Speak" in die Galerie "Die Schöne" in Wien-Ottakring (ab 28. November), um dort die Lebenswege von getöteten Syrern nachzuzeichnen. Zu den weiteren Aktivitäten in der ersten Hälfte der Spielzeit zählen der performative Essay "Timon", in dem Roland Rauschmeier ab 5. Dezember das Bild von Männlichkeit untersucht. Weiters gibt es Talkrunden des Kollektivs Nazis & Goldmund sowie mit Pia Hierzegger vom Theater im Bahnhof oder den Abend "100 Jahre Aufbruch? - Die zwanziger Jahre in Österreich aus frauenpolitischer Sicht".

brut Wien kann sich über Zahlen der vergangenen Saison freuen

Erfreut zeigten sich Schweitzer und Kirsch über die Zahlen der vergangenen Saison, in der man rund 10.000 Besucher bei 149 Veranstaltungen begrüßte. Darunter waren 19 Uraufführungen, insgesamt wurden 19 Orte in zehn Wiener Bezirken bespielt. Die Auslastung lag bei 90 Prozent. Einen Appell richtete man an die Fördergeber: Die seit dem Jahr 2012 nicht gestiegene Subvention müsse dringend valorisiert werden. Schließlich sei ja jüngst auch die jährliche Valorisierung der Parteienförderung beschlossen worden, so Schweitzer. "Bleibt die Valorisierung aus, steuern wir in den inhaltlichen Kollaps."

(APA/Red)

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