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Saddam ruft zum Kampf auf

Der seit dem Fall Bagdads verschwundene irakische Präsident Saddam Hussein hat in einer Tonbandaufnahme zum Kampf gegen die USA aufgerufen.

Die Spekulationen über das Schicksal des verschwundenen irakischen Präsidenten Saddam Husseins sind mit der Veröffentlichung von einem Video und einem Tonband durch das staatliche Fernsehen von Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate) weiter angeheizt worden. Beide Bänder, über deren Echtheit zunächst Unklarheit herrschte, sollen am 9. April aufgenommen worden sein, dem Tag, an dem Bagdad fiel. Experten betonten, die Stimme klinge echt, allerdings könne nicht gesagt werden, wann das Band aufgenommen wurde. Bei der größten Demonstration seit dem Fall der Hauptstadt haben am Freitag mehr als 10.000 Irakis gegen die US-Besatzung demonstriert. Der vom Pentagon unterstützte Exilpolitiker Ahmed Chalabi hat auf einer Pressekonferenz in Bagdad erklärt, dass das Land in zwei Jahren nach einer “Übergangsperiode in drei Etappen“ eine demokratische Regierung erhalten werde.

Das Video zeigt Saddam Hussein mit schwarzem Barett und olivgrüner Armeeuniform inmitten einer jubelnden Menge. In der Tonbandbotschaft ruft er seine Landsleute zum Kampf auf und zeigt sich zuversichtlich, dass die Invasoren letztlich besiegt würden. Allah unterstütze seine Getreuen im Kampf gegen die Besetzer, betonte der Staatschef. „Angreifer werden immer zurückgeschlagen“, sagte er mit gedämpfter Stimme. Ein Journalist von „Abu Dhabi TV“ erklärte im US-Nachrichtensender CNN, das Band sei echt. Der Sender in den Vereinigten Emiraten habe es am Freitag aus dem Irak von einem vertrauenswürdigen Informanten erhalten. Sollte das Video tatsächlich am 9. April aufgenommen worden sein, wäre es der erste Beweis, dass Saddam auch den gezielten US-Angriff auf ein Restaurant in Bagdad am 7. April überlebt hat, wo er sich aufgehalten haben soll.

Saddam ist an der Seite seines jüngeren Sohnes Kusai zu sehen, umringt von vielen begeisterten Menschen, die ihn umarmen und küssen. Er wirkt vollkommen entspannt. Das Video zeigt, wie er auf das Dach seines Autos klettert und sich umjubeln lässt. Später steigt er mit seinem Sohn in den Wagen. Laut „Abu Dhabi TV“ sei auch sicher, dass die Bilder in Bagdad aufgenommen wurden, offensichtlich in einem Viertel der Fünf-Millionen-Stadt, in der Saddam schon immer seine engsten Anhänger hatte.

Ein US-Geheimdienstvertreter in Washington sagte, die USA würden das Band prüfen, um festzustellen, ob Saddam Hussein tatsächlich das wochenlange Bombardement der Hauptstadt überlebt habe. „Wir werden das Band prüfen, um festzustellen, ob es authentisch ist oder nicht. Im Moment wissen wir das nicht“.

Nach dem islamischen Freitagsgebet in der Abu-Hanifa-Moschee zogen die Demonstranten durch ein Viertel der Bagdader Innenstadt. Sie skandierten Parolen gegen die US-Truppen. „Unsere Stadt ist eine islamische Stadt. Weder Amerika, noch Saddam!“ und „Die USA sind der Feind Gottes!“, hieß es auf Plakaten. Auch in den heiligen Städten der Schiiten, Najaf und Kerbala, fanden antiamerikanische und antiisraelische Demonstrationen statt. Großayatollah Ali Hussein al Sistani verurteilte in einem Interview jede fremde Einmischung in die Bildung einer künftigen irakischen Regierung und jeden Versuch, dem Land eine Nachkriegsordnung von außen aufzuzwingen.

Chalabi, Chef des in London ansässigen „Irakischen Nationalkongresses“ (INC), sagte bei seinem ersten öffentlichen Auftritt in Bagdad, dass das Land in zwei Jahren eine demokratische Regierung erhalten werde. Zunächst sollten die US-geführten Streitkräfte die wichtigsten öffentlichen Einrichtungen instandsetzen. Anschließend solle eine Übergangsregierung aus Irakis eingesetzt werden, die eine Verfassung ausarbeiten müsse, bevor allgemeine Wahlen durchgeführt würden. Der umstrittene Ex-Bankier und Politiker, dessen Familie nach dem Sturz der Monarchie 1958 ins Exil gegangen war, hat beste Kontakte zum US-Verteidigungsministerium und wurde als möglicher Chef einer Übergangsregierung genannt. Nach eigener Aussage will er keine Rolle in einer Übergangsverwaltung übernehmen. Er werde auch für kein Amt kandidieren. Seine Rolle sei es, beim Wiederaufbau des Irak zu helfen, sagte Chalabi.

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