Um 05.00 Uhr (04.00 Uhr MEZ) sei "der Transfer russischer Soldaten ans linke Ufer des Flusses Dnipro beendet" gewesen, teilte das russische Verteidigungsministerium in einer online veröffentlichten Erklärung mit. "Kein einziges Teil militärischer Ausrüstung und Waffen" seien auf der anderen Flussseite zurückgelassen worden, hieß es darin.
Im Zentrum der Stadt Cherson wurden bereits ukrainische Flaggen gehisst, wie Bilder in den sozialen Medien zeigen. Die ukrainische Regionalverwaltung warnt die Bevölkerung jedoch eindringlich davor, ihre Häuser zu verlassen, bevor ukrainische Truppen die Stadt vollständig eingenommen haben und die Suche nach möglicherweise zurückgelassenen russischen Truppen abgeschlossen sei. Die einzige Straßenbrücke über den Dnipro in der Region, die Antonivka-Brücke, ist nach dem Abzug der russischen Truppen teilweise eingestürzt.
Beim Rückzug auf das andere Flussufer seien viele russische Soldaten ertrunken, behauptete die Regionalverwaltung von Cherson. Das russische Verteidigungsministerium meldete Freitagmittag wiederum, mehr als 20 ukrainische Soldaten seien beim Versuch, den russischen Truppen nachzustellen, durch Minenfelder getötet worden, wie die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA Novosti berichtet. Diese Meldungen können nicht unabhängig überprüft werden.
Moskau sieht das ukrainische Gebiet Cherson auch nach dem Abzug seiner Truppen weiter als russisches Staatsgebiet an. Das Gebiet Cherson bleibe Teil der Russischen Föderation, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. "Dieser Status ist per Gesetz bestimmt und gefestigt. Hier gibt es keine Änderungen und kann es keine geben", sagte Peskow.
Gerhard Mangott zum Abzug Russlands aus Cherson:
Russland hatte am Mittwoch den Truppenabzug aus der Gebietshauptstadt Cherson angekündigt, weil die Versorgung der eigenen Soldaten etwa durch nicht mehr nutzbare Brücken unmöglich geworden war. Seither melden die ukrainischen Streitkräfte ein schrittweises Vorrücken in der Region.
Mehrere Ortschaften wurden demnach wieder befreit. Nach dem Scheitern des Vormarschs auf Kiew und dem Rückzug bei Charkiw gilt dies als weitere militärische Niederlage Russlands.
Paul Krisai (ORF) zum Rückzug Russlands:
Auf die Frage, ob die Niederlage in Cherson nicht erniedrigend sei für Putin, antwortete Peskow mit einem "Nein". Putin hatte Ende September vier ukrainische Gebiete, darunter Cherson, bei einer Zeremonie im Kreml vollmundig zu einem Teil Russlands erklärt. Peskow machte deutlich, dass der Kreml auch die Feier auf dem Roten Platz zur Einverleibung der Regionen nicht bereue. Die Weltgemeinschaft sieht in den Annexionen einen Völkerrechtsbruch.
(APA/AFP)
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