"Run" auf die Führerscheinerweiterung: Vorarlberger steigen vermehrt auf 125er-Motorräder

Das frühlingshafte Wetter lockt nicht nur Naturliebhaber nach draußen. Auch Motorrad- und Mopedfahrer freuen sich, endlich die Saison einläuten zu können und die Maschinen aus dem Winterschlaf zu wecken. Dabei steigen immer mehr Fahrerinnen und Fahrer auf die größeren 125 Kubik Gefährte um. David Eberle vom Driving Camp Vorarlberg in Röthis weiß warum.
So können Autofahrer auch Motorrad fahren - ohne extra Führerschein

Schon seit 1997 ist es möglich, ein Motorrad ausschließlich mit einem Führerschein der Klasse B zu lenken, ohne eine zusätzliche Motorradprüfung abzulegen. Möglich macht das der sogenannte "Code 111". Die Führerscheinerweiterung kann ganz einfach über einen Zusatzkurs hinzugewonnen werden. Fahrerinnen und Fahrer müssen dafür nur wenige Voraussetzungen erfüllen: "Der Lenker muss eine gültige Fahrlizenz seit mindestens fünf Jahren ununterbrochen besitzen, darf sich nicht mehr in der Probezeit befinden und den Kurs im Umfang von sechs Unterrichtseinheiten besuchen", so David Eberle vom Driving Camp Vorarlberg.

In diesem Jahr ist die Nachfrage auf die Fahrlizenzerweiterung besonders groß. "Wir merken schon in den letzten Jahren einen Zuwachs. Heuer gibt es aber nur noch wenige freie Termine im Sommer." Wer also noch keinen Termin hat, muss mitunter einiges an Wartezeit einplanen oder in benachbarte Bundesländer ausweichen. In Tirol etwa bietet das Fahrsicherheitszentrum des ÖAMTC eine Vielzahl an Kursen an, die auch im Mai noch buchbar sind. Eberle ist nicht überrascht von der erhöhten Nachfrage: "Es ist eine günstige Variante Motorrad zu fahren. Für einen Führerschein der Klasse A muss man tiefer in die Tasche greifen, mehr Zeit investieren und eine Prüfung absolvieren. Wer nur zum Genuss fährt, oder insbesondere kurze Strecken zügig zurücklegen möchte, ist mit dem Code 111 ausreichend ausgestattet." Außerdem sei es mittlerweile eine Frage der Alltagskosten: "Zwei Autos zu halten ist ein echter Luxus geworden, ein Motorrad, dem man ähnlich mobil ist, ist daher eine gute Alternative", so der Experte.

Das kostet der Führerscheinzusatz
Die Kosten für die Fahrerlaubnis sind relativ überschaubar. 322 Euro müssen Anwärterinnen und Anwärter beim Driving Camp Vorarlberg, einem der wenigen Anbieter in Vorarlberg, auf den Tisch legen. Wieder einmal zeigt sich aber auch: Vorarlberg ist im Vergleich zu den anderen österreichischen Bundesländern teuer. Bucht man den Kurs beim Fahrsicherheitszentrum des ÖAMTC in Innsbruck, zahlt man lediglich 269 Euro. "Das ist leider das Laster Vorarlbergs. Hier sind die Preise häufig höher. Ob es nun aber eine echte Ersparnis bringt, für den Kurs nach Innsbruck zu fahren, wage ich angesichts der Spritpreise zu bezweifeln." Um einen Termin zu bekommen, sei die Fahrt ins Nachbarbundesland etwas anderes. Wer den Kurs außerdem in einer Fahrschule absolviert, muss tiefer in die Tasche greifen. Preise um rund 340 Euro sind auch in Tirol durchaus üblich.
Achtung: Nicht alles ist mit dem Lappen erlaubt

Wer denkt, mit dem Führerschein sei man nun vogelfrei und könne hinfahren, wohin man möchte, der täuscht sich. "Leider haben weder Liechtenstein, die Schweiz noch Deutschland bislang ein Abkommen mit Österreich, das das Überfahren der Grenzen erlaubt." Zwar hat Deutschland mit der neuen Führerscheinklasse B196 eine ähnliche Möglichkeit geschaffen - kompatibel sind die beiden Fahrerlaubniserweiterungen aber bislang nicht. Das ärgert Eberle, schließlich gäbe es die EU auch, um solche Dinge zu vereinfachen. "Wir warten schon Jahre darauf. Ich fürchte, da wird auch in den kommenden Jahren keine Einigung gefunden werden", so der Fahrlehrer. Das bestätigt auch Leonore Gewessler in einer Anfragebeantwortung vom Bundesamt für Klimaschutze, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie aus dem Jahr 2020. "Es ist daher trotz der Ähnlichkeit der deutschen Regelung mit jener des österreichischen Codes 111 nicht beabsichtigt, eine gegenseitige Anerkennung dieser Berechtigung mit verschiedenen anderen Staaten bilateral anzustreben."

Ansonsten ist der Start auf der 125er-Maschine ziemlich unkompliziert. "Das einzige, was die Anwärterinnen und Anwärter mitbringen müssen, ist einen Helm und im Optimalfall bereits Schutzkleidung." Eine ausführliche Besprechung der Ausrüstungsgegenstände und eventuelle Kaufempfehlungen stehen am Anfang eines jeden Kurses. Um jeden Fahrschüler bestmöglich vorzubereiten, wird außerdem erfragt, mit welchem Motorrad die Personen anschließend zu fahren gedenken - mit einem Automatikmotorrad oder einem zum Schalten. Dementsprechend werden dann die Fahrzeuge in der Stunde vor Ort zugeteilt.

Nach ersten Übungen im langsamen Tempo stehen Slalomfahrten, Technikübungen und am Ende auch eine Notbremsung auf dem Lehrplan. "So können wir gewährleisten, dass alle im Anschluss sicher auf die Straße gehen", meint Eberle. Und wenn er bei einem Fahrschüler vermehrtem Übungsbedarf feststellt? "Dann raten wir meist zu Zusatzfahrstunden. Das nehmen die Leute dann in den meisten Fällen auch an."
(VOL.AT)
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