Ruf nach finanzieller Absicherung von Frauenberatungsstellen

Expertinnen fordern von der neuen Bundesregierung dringend die finanzielle Absicherung von Frauen- und Mädchenberatungsstellen. "Wir haben jetzt März, aber noch keine Finanzierungszusage für das laufende Jahr", sagte Sophie Hansal (Netzwerk österreichische Frauen- und Mädchenberatungsstellen) am Mittwoch in einer Online-Pressekonferenz: "Da braucht es rasch eine Handlung der Regierung."
Das professionalisierte Unterstützungssystem sollte zudem langfristig und nicht bloß mit jährlichen Förderungen abgesichert werden. Derzeit wisse man im Dezember nicht sicher, ob der Betrieb im darauf folgenden Jänner finanziert wird, so die Expertin. "Es ist für uns irrsinnig schwierig, gutes Beratungspersonal zu halten", erklärte Martina Fürpass von der Beratungsstelle "Sprungbrett": "Gute Leute suchen sich nämlich sichere Plätze." Deshalb brauche es indexangepasste, längerfristige Förderungen für die Frauen- und Mädchenberatungsstellen.
Andrang auf Frauen- und Mädchenberatungsstellen
Im Vorjahr wurde das Angebot ausgebaut, und die Basisförderung durch den Bund erhöht, berichtete Hansal: "Diese Errungenschaft muss nun dauerhaft abgesichert werden." Jährlich würden sich mehr als 120.000 Personen an die österreichweiten Frauen- und Mädchenberatungsstellen wenden. Sie benötigen von dort Unterstützung bei beruflichen Themen, Beziehungsproblemen, finanziellen Sorgen, psychischer Belastung, Rechtsfragen und nach Gewalterfahrungen, so die Expertin: "Die Beratung ist kostenfrei und anonym, und somit sehr niederschwellig."
Dass laut Regierungsprogramm der Familiennachzug von Asylberechtigten ausgesetzt werden soll, sieht Hansal kritisch: "Dadurch werden besonders Frauen und Kinder stark benachteiligt." Fraglich sei zudem, ob dies mit europäischem Recht vereinbar ist. "Positiv hervorzuheben ist aber etwa die geplante Förderung von Frauen in Führungspositionen und MINT- (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik, Anm.) Berufen", sagte sie.
Berufsberatung unter Einfluss verschiedener Faktoren
Bei jungen Frauen und Mädchen werde die Berufsberatung immer schwieriger, berichtete Fürpass. Als Gründe nannte sie etwa, dass psychische Erkrankungen und Armut zunehmen, sie oftmals Gewalt oder Diskriminierung erfahren haben, keine Wohnung haben und teils mehrere Ausbildungen abgebrochen haben. Bevor man sich passenden Berufsmöglichkeiten widmen könnte, müssten dann vorerst all diese schwierigen Probleme aufgearbeitet werden. In Krisenzeiten wie jetzt tendieren Menschen auch dazu, auf Altbekanntes zurückzugreifen, erklärte sie. Junge Frauen würden dadurch die Berufe seltener anhand ihrer Talente, Interessen und Fähigkeiten auswählen, und vermehrt sogenannte "typische Frauenberufe" - wie Friseurin und Bürokauffrau - anstreben.
Migrantische und geflüchtete Frauen müssten sich oft mit einer "untrennbaren Verknüpfung aus Diskriminierung aufgrund ihres Geschlechts, der religiösen Zugehörigkeit und Herkunft" herumschlagen, kritisierte Florina Platzer (maiz - Autonomes Zentrum von und für Migrantinnen). Sie forderte, dass in einer "gelebten Demokratie" vermehrt gegen solche Mehrfachdiskriminierungen vorgegangen wird.
Bei der Gleichstellung der Geschlechter wären in jüngster Zeit Rückschritte zudem verspürbar, sagte Elisabeth Cinatl (Verein wendepunkt). Die Gesellschaft erwarte zum Beispiel vermehrt von Frauen, sich wieder mehr um unbezahlte Sorgearbeit beispielsweise für Kinder und Schwiegereltern zu kümmern. Auch bei Frauen mit Behinderung wäre es "dringend nötig, Ausgleich bezüglich der allgegenwärtigen Teuerung" zu schaffen, sagte Elisabeth Udl (Ninlil - Empowerment und Beratung für Frauen mit Behinderung). Sie wären dadurch nämlich besonders stark betroffen. "Es muss auch dringend mehr in Gewaltschutz für Frauen investiert werden", erklärte sie.
(APA/Red)
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