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Rücktritt von Perner und Rottmann

Nach Wolfgang Perner hat auch Wolfgang Rottmann genug vom Leistungssport. Einen Tag nach dem Steirer hat am Dienstag früh auch der Salzburger Biathlet sein Karriere-Ende bekannt gegeben. | Rücktrittserklärung

Als Grund nannte der 32-jährige Rottmann so wie sein langjähriger Teamkollege ungerechtfertigte Doping-Vorwürfe und die Vorgänge während und nach der Razzia bei den Olympischen Spielen in Turin. “Da ich jegliche Freude am aktiven Leistungssport verloren habe, mir so eine Behandlung auch nicht gefallen lasse, liegt es nahe, mein ohnehin geplantes Karriere-Ende zum Saisonende 2005/06 um ein paar Wochen vorzuziehen“, erklärte Rottmann. Am 18. Februar in den Abendstunden hatten die italienischen Behörden in den Olympia-Quartieren der österreichischen Langläufer und Biathleten eine stundenlange Doping-Razzia durchgeführt. Die Sportler wurden zu Doping-Test abtransportiert, die aber allesamt negativ ausfielen. Perner und Rottmann reisten noch in der Nacht von Olympia ab nach Hause und wurden deshalb vom ÖOC aus dem Olympia-Team ausgeschlossen.

“Die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2006 sollte nach rund 20 Jahren Hochleistungssport der krönende Abschluss meiner erfolgreichen Laufbahn als Hochleistungssportler sein. Am 18. Februar geriet ich jedoch völlig grundlos in eine Situation, die die bereits geplante Beendigung meiner Laufbahn beschleunigen sollte. Im Zuge einer Razzia mit rund 30 teilweise schwer bewaffneten Carabinieri wurde ich als Sportler behandelt wie ein Kapitalverbrecher, einer unwürdigen Leibesvisitation unterzogen, festgehalten, schikaniert, massiv gedemütigt und zur Dopingkontrolle – natürlich mit negativem Ergebnis – ’abgeführt’. Diese menschenverachtende Vorgangsweise hat mich menschlich zutiefst berührt und nachhaltig geschockt“, schrieb Rottmann. “Bis heute konnte mir niemand plausibel erklären, warum ein derartiger, nächtlicher ’Überfall’ während der gesamten Olympischen Spiele bei keiner anderen Nation stattgefunden hat, dies obwohl – im Gegensatz zu uns – dort positive Dopingtests erfolgt sind.“ Das Team sei dadurch um die Chance auf eine Medaille in der Staffel gebracht worden.

“Besonders und nachhaltig enttäuscht“ zeigte sich Rottmann durch Vorverurteilungen durch “Medien, ÖOC, Politiker”. Und das, “obwohl ich immer sauberen Sport betrieben, nie zu verbotenen Mitteln gegriffen oder verbotene Methoden angewandt habe. Alle an mir durchgeführten Dopingkontrollen der letzten 20 Jahre waren negativ.” Der 20 km-Weltmeister von Oslo 2000, der beim Bundesheer in Hochfilzen angestellt ist, wird sich nun der beruflichen Weiterbildung widmen.

“Menschenverachtende und -unwürdige Behandlung”
Wolfgang Perner hat am Montag per E-Mail mitgeteilt, dass er seine Karriere mit sofortiger Wirkung beendet. Perner, der 2002 Olympia-Dritter im Sprint war, nannte drei wichtige Gründe für seine Entscheidung: Eine tiefe menschliche und sportliche Enttäuschung über die Nichtnominierung für den olympischen Staffel-Bewerb, der den abschließenden Höhepunkt der Karriere bilden sollte; weiters die menschenverachtende und -unwürdige Behandlung während und nach der Razzia am 18.2.2006. „Die Art und Weise, wie mit mir als Sportler von Behörden, diversen Medien und Privatpersonen umgegangen wurde, hat mich menschlich zutiefst erschüttert. Der dritte Grund betrifft die nach Perners Meinung ungerechtfertigten Dopingvorwürfe. “Fakt ist, dass meine Dopingprobe am 18.2.2006 ebenso negativ war wie zwei weitere Dopingproben im heurigen Jahr. Diesen hohen Preis ist mir der Biathlonsport trotz seiner vielen schönen Seiten nicht mehr wert”, erklärte Perner.

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