RSG-Pleite und Betrug am Bau? Geschädigte packt aus – Konter der Geschäftsführung
Seit Dezember 2016 zieht sich das Wohn-Martyrium von Anita Nagel aus Höchst. Die Notärztin und Mutter zweier Kinder beauftragte das Bregenzer Planungs- und Architekturbüro Form 4 mit der Erweiterung eines bestehenden Hauses, das sie von ihrer Großmutter bekommen hatte.
Bauleiter und Geschäftsführer
der RSG Wohnbau GmbH
Und mit Alexander Giesinger damit den Bauleiter, der auch als Geschäftsführer der mittlerweile in einen millionenschweren Konkurs geschlitterten RSG Wohnbau-Firma in die Schlagzeilen geriet.
Mängel in Planung und Ausführung, Verzögerungen, Pfusch und Streit
Anita Nagel erhebt gegen Alexander Giesinger schwere Vorwürfe: "Vielleicht waren wir am Anfang zu gutgläubig und haben uns im Vertrauen auf die Kompetenz der Firma den Auftrag vergeben. Bereits bei den Planungen kam es zu Auflagen von der BH."
"Auch in Sachen Gewerkevergabe und die Angebote an die betroffenen Handwerksbetriebe hat uns Herr Giesinger versichert, dass es alles im Rahmen bleiben würde. Und so kam es immer wieder zu Verzögerungen, Ausreden und Änderungen", informiert die Medizinerin gegenüber VOL.AT.
Besonders bitter traf es dann ihren damaligen Partner, der als Gitarrenbauer eine Werkstatt im Erdgeschoss eingerichtet hatte. Aufgrund einer eklatanten Fehlplanung und offenbar fehlender Kanalisation stand sein Arbeitsraum regelmäßig unter Wasser.
"Wir waren so weit, dass wir nicht mehr das Haus verlassen konnten. Denn jedes Mal, wenn sich Regen angekündigt hat, mussten wir auf der Hut sein. Denn innerhalb von zehn Minuten bahnte sich das Wasser seinen Weg ins Haus", führt Anita Nagel weiter aus.
Erst mit einem Pumpensumpf und der den in weiterer Folge gegrabenen Kanalschächte stellte sich Besserung ein – "eine katastrophale Fehlplanung", für welche die Mutter den Bauleiter und Planer verantwortlich macht.
"Aktuell steht alles still"
"Der Eingangsbereich gleicht nach wie vor einer Baustelle, weder die Stiege noch die restlichen Erdarbeiten wurden fertiggestellt. Aktuell steht alles still", kritisiert die gebürtige Bregenzerin. Grund dafür sind nämlich auch die inzwischen eingestellten Sanierungsarbeiten.
Denn die beiden Bauleiter und Sachverständigen, die nach dem Ausscheiden von Alexander Giesinger und Form 4 beauftragt wurden, würden laut Frau Nagel auf ihr Geld warten. Die Kosten für die Sanierung solle nämlich der ins Visier geratene Unternehmer und ehemalige Projektleiter tragen, was auch schriftlich vorliege.
Gutachten bestätigt bereits 2019 erhebliche Mängel
Ein VOL.AT vorliegendes Gutachten kommt in dem Fall von Frau Nagels Projekt zu folgendem Fazit:
"Beim gegenständlichen Objekt wurde von der Planung weg über die Bauleitung bis zu den Ausführenden hin nachlässig und nicht mit der erforderlichen Sorgfalt gearbeitet. Das Objekt weist teilweise erhebliche Mängel auf. Derzeit sehe ich nebst den noch zu klärenden Verantwortungen und Vergütungen für die optischen, unbehebbaren Mängel besonders in folgenden Bereichen dringenden Aufklärungs- bzw. Handlungsbedarf:
1. Bauwerksabdichtung – Hochwassersicherung Kellergeschoss
2. Haustüre – Eingangsstiege
3. Flachdach über OG
4. Terrasse EG
Ich empfehle vom Planer entsprechende Lösungsvorschläge bzw. einen Sanierungsvorschlag vorlegen zu lassen und, nach erfolgter technischer und rechtlicher Prüfung, die Kostentragung und einen Umsetzungszeitplan zu klären. Ich weise darauf hin, dass, ohne vorherige Planung und Ausarbeitung eines Lösungskonzeptes, die Gefahr weiterer Schäden groß ist."
Alexander Giesinger kontert, gesteht aber auch Fehler ein
Auf Anfrage bei Alexander Giesinger, erhielt VOL.AT folgende Antwort im Wortlaut:
"Ich bin seit über eineinhalb Jahren nicht mehr auf der Baustelle tätig. Dies wurde auch seitens Frau Nagel und deren Lebensgefährte so gewünscht und vereinbart. Ein Sachverständiger hat die Baustelle entsprechend übernommen. Meine Versicherung hat basierend auf dem Gutachten vom Sachverständigen und ihres eigenen Versicherungsgutachtens sämtliche Planungs- und Bauleitungsfehler übernommen und abgerechnet. Auch mit dem Sachverständigen wurde gerade eine Einigung erzielt. Die von den Handwerkern und Professionisten begangenen Fehler hat nach der Trennung die neue Bauleitung und Frau Nagel direkt mit Ihren Firmen zu klären.
Auf die einzelnen Vorwürfe durch Frau Nagel möchte ich gar nicht eingehen. Dies haben die Anwälte und Sachverständigen bereits gemacht und es sind diese in die Gutachten mit eingeflossen. Frau Nagel geht es meiner Meinung um eine Rufschädigung bzw. eine Trittbrettfahrt durch die Insolvenz der RSG Wohnbau GmbH.
Die Insolvenz der RSG Wohnbau GmbH hat mit meiner Firma nichts zu tun. Ich war bei der RSG Wohnbau GmbH Geschäftsführer und mit lediglich 20 Prozent beteiligt. Mein Planungs- und Bauleitungsbüro tangiert diese Insolvenz nur mit dem Ausfall von Zahlungen für meine dort erbrachten Leistungen. Frau Nagel hat und hatte nie etwas mit der RSG Wohnbau GmbH zu tun."
(VOL.AT)
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