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Rogan hat sein letztes großes Schwimmrennen wohl hinter sich

Rogan: "Wollte, dass ich meine Olympia-Karriere aus eigener Kraft beende"
Rogan: "Wollte, dass ich meine Olympia-Karriere aus eigener Kraft beende" ©EPA
Die erfolgreichste internationale Schwimm-Karriere eines Österreichers ist am Mittwoch wohl zu Ende gegangen.
Olympia-Karriereende bestätigt
Im Halbfinale disqualifiziert
Rogan nach Aus geschockt

Markus Rogan hat am Tag nach seiner Disqualifikation im Londoner Olympia-Semifinale über 200 m Lagen durchblicken lassen, dass es für ihn sportlich nicht mehr weitergehen würde. Eine endgültige Entscheidung will der 30-Jährige derzeit noch nicht fällen. Mit Olympia wird es das für ihn aber gewesen sein, 2016 in Rio wird Rogan sicher nicht mehr dabei sein.

“Das tut weh”

 “Ich wollte, dass ich meine Olympia-Karriere aus eigener Kraft beende und nicht wegen der Entscheidung eines Schiedsrichters”, erklärte Rogan am Donnerstag bei einer Pressekonferenz im “Austria Haus Tirol”. “Das tut sehr weh. Ich bin in meinem Leben 45.000 Kilometer geschwommen, diese 200 m wollte ich auch noch schwimmen.” Die nach zweimaliger Protestbehandlung nicht zurückgenommene Disqualifikation wegen eines Wendefehlers schmerzte auch 16 Stunden danach sehr.

“Es hätte für das Finale gereicht”

“Ich bin drei Jahre lang aufgestanden, um von fünf bis sieben Uhr zum Training zu gehen”, erklärte Rogan. “Ich habe sportlich alles richtig gemacht. Ich hätte im Finale eine kleine Chance auf die Medaille gehabt.” Härter als er es in den vergangenen Jahren gemacht habe, könne er nicht trainieren. “Ich kann nicht mehr tun, als mich in so eine Form zu bringen.” Dass seine Semifinalzeit von 1:58,81 nicht so überragend war, ließ Rogan nicht gelten. “Es hätte für das Finale gereicht”, erläuterte er.

Der Hakoah-Athlet habe nämlich schon vor seinem Semifinale von Chad le Clos von dessen Absicht erfahren, dass dieser bei einem Einzug ins Finale auf eine Teilnahme daran verzichten würde. Platz neun hätte damit zum Aufstieg gereicht. “Mir ist klar, dass ich nicht 1:55 oder 1:54 schwimmen kann.” Auch der Deutsche Markus Deibler kann das nicht. Der Deutsche hatte aber das Glück, durch Le Clos’ Rückzug und die Disqualifikation Rogans ins Finalfeld nachzurutschen.

Glaube an Österreich-Medaille aufrecht

Bis Rogan seine Disqualifikation verdaut habe, werde es noch bis in den Herbst dauern. Vorher wolle er nicht fix über seine Zukunft entscheiden. Nächste Woche wird der OSV-Star am Freitag oder Samstag bei den Staatsmeisterschaften in Innsbruck starten. Danach möchte Rogan zurück nach London, zur Schluss-Zeremonie der Spiele. Aktuell hat der Wiener noch keinen Rückflug gebucht. “Ich möchte hier sein, wenn es die erste Medaille (für Österreich) gibt.”

Rogan freut sich auf Hermann Maier

Rund um die Schluss-Zeremonie würde es ihn freuen, den am nächsten Donnerstag nach London kommenden Hermann Maier zu treffen. Es wäre eine Gelegenheit, dass Rogan seine in der Ö3-Sendung “Frühstück bei mir” getätigten umstrittenen Aussagen dem “Herminator” erklären kann. Rogans Manager Ronald Leitgeb habe ihm ursprünglich abgeraten, das Interview zu geben. Rogan entschied dafür. Leitgeb: “Er ist 30 und entscheidet das selbst. Ich bin sein Mitarbeiter, nicht sein Chef.”

Leitgeb: “Man sollte den Hut ziehen”

Leitgeb brach auch eine Lanze für den Sportler Markus Rogan, zweifacher Olympia-Silbermedaillengewinner von Athen 2004, Ex-Weltmeister und -Weltrekordler sowie Europarekordler: “Es gibt wenige Sportler, die so viel geleistet haben in ihrer Sportart. Man sollte den Hut ziehen und Respekt zeigen vor seinen Leistungen. Man sollte sich den Respekt gegenüber einem der größten österreichischen Sommersportler bewahren. Es ist meine feste Überzeugung – er hätte das Finale verdient.”

Den Kurzbahn-Weltrekord bei der EM 2005 in Triest und Kurzbahn-WM-Gold im April 2008 in Manchester nannte Rogan als die absoluten Höhepunkte seiner Laufbahn. “Und dass ich mit Aaron Peirsol gemeinsam auf dem Siegespodest gestanden bin”, fügte Rogan an. Damals, bei Olympia 2004 in Athen, hatte er für eine Zurücknahme der Disqualifikation des US-Amerikaners über 200 m Rücken plädiert. Peirsol erhielt dann auch Gold, Rogan Silber.

Seinem damaligen freiwilligen Verzicht auf die Annahme der “geerbten” Goldmedaille trauert er heute nicht nach, auch wenn es mit dem danach angestrebten Gold nicht mehr klappen wird. “Genauso wie ich diesmal unfair ausgeschieden bin, genauso unfair wäre damals der Olympiasieg gewesen”, erläuterte Österreichs “Sportler des Jahres 2004”. Peirsol sei auch am Mittwoch bei der Protestbehandlung dagewesen. “Er hat probiert, mir zu helfen.”

Schauer will nicht an Rogan-Karriereende denken

OSV-Präsident Paul Schauer möchte Rogan zum Weitermachen überreden, an ein Karriereende will er noch nicht glauben. “Ich werde daran arbeiten und mit ihm reden. Markus hat in der österreichischen Schwimmsportgeschichte große Verdienste. Diese Disqualifikation hinterlässt schon einen bitteren Beigeschmack.” Dass Rogan bei den nationalen Titelkämpfen an den Start geht, rechnet ihm Schauer hoch an: “Toll, dass er das als Dank für den österreichschen Schwimmsport macht.”

Das einzig Gute am wahrscheinlichen Karriereende sieht Rogan daran, dass er sich künftig mehr Privatsphäre leisten kann. “Das Schönste ist, dass ich jetzt privat sein kann”, sagte der Gewinner von 34 Medaillen. Daher gab er im ORF-Interview auch auf Nachfrage keine Auskunft über eine Zukunft mit seiner Lebensgefährtin. Seinen künftigen Wohnsitz kennt Rogan auch noch nicht: “Am 31. August läuft mein Mietvertrag in Los Angeles aus. Bis dahin muss ich mich entscheiden.”

(APA)

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