GÖTZIS. Der 1958 in Bielefeld geborene deutsche Schauspieler, Fernsehstar, Synchronsprecher, Moderator, Komiker und Regisseur Ingolf Lück war in der „Applaus“-Reihe kürzlich AmBach zu Gast (eine Produktion der Hamburger Kammerspiele). Viele Besucher hatten sich gewiss einen anderen Lück erwartet, denn der Riesenmonolog, den er als rund zweistündiges Programm bot, war bisweilen wirklich eine verwirrende Zumutung und lichtete die Reihen im Saal. „Seite Eins“ heißt das „Theaterstück für einen Mann und ein Smartphone“ von Johannes Kram in der Regie von Christian Schäfer. Es soll eine Abrechnung mit miesen Praktiken des Sensationsjournalismus sein, demonstriert am jungen Talent Lea mit ihrer ersten CD, das in die Klauen des skrupellosen Boulevardjournalisten Marco gerät, der in Lea die Beute seiner Sensationsgeilheit sieht und aus Gerüchten und Halbwahrheiten eine Schlagzeile mit ihr auf „Seite Eins“ bastelt. Er macht aus einer jungen seriösen Künstlerin ein Promiluder, das sich den reichen Erben einer Unternehmerdynastie geangelt hat. Das Ende der Story bringt aber den aalglatten Marco in Turbulenzen …
Lück hysterisch
Die Absicht von Autor Johannes Kram, mit dem zweifellos unmoralischen Sensationsjournalismus ins Gericht zu gehen, ist akzeptabel. Ingolf Lück brilliert als Solist zwar mit einer phänomenalen Gedächtnisleistung, er übertreibt aber ständig in hysterischer Manier in Selbst-oder Zwiegesprächen/Telefonaten mit dem Smartphone, meist schrill, rasant geschrien und dadurch leider oft unverständlich. Der Text ist auch nicht frei von geschmacklosen Untergriffen, z. B. „Lady Di war eine Schlampe…eine Schlampe, aber man schrieb über sie als Königin der Herzen.“ Lücks beliebte Vis comica im Fernsehen beschränkte sich diesmal aufs Grimassieren. Der nackte, zu große Bühnenraum war für den andauernd herumlaufenden Schauspieler auch ein ungünstiges Ambiente. Lück im TV – ein solches Wiedersehen macht mehr Freude.
Man erwartet nun ein gewiss erstklassiges „Applaus“-Finale am 22. April mit der berühmten Komödie „Monsieur Claude und seine Töchter“ (nach dem Kino-Hit). SCH
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