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Ricardo hält drei Elfmeter

Der dritte Halbfinalist der Fußball-WM heißt Portugal. Der Vize-Europameister 2004 verabschiedete am Samstag in Gelsenkirchen nach 120 torlosen Minuten England mit 3:1 im Elfmeterschießen aus dem Turnier.

Portugal steht erstmals seit 1966 im Halbfinale der Fußball-WM. Mit einem 3:1 im Elfmeterschießen im Viertelfinale in Gelsenkirchen warfen die Südeuropäer ihren “Lieblingsgegner” England aus dem Bewerb. Nach 120 torlosen Minuten avancierte im Elfmeterschießen Ricardo zum Helden der Sieger, der Goalie und Elferkiller entschärfte die drei Elfer von Lampard, Gerrard und Carragher.

Die Engländer, die auf den zweiten Titel der Geschichte nach 1966 gehofft hatten, mussten ab der 62. Minute in numerischer Unterzahl spielen, denn Stürmer Rooney flog nach einer angeblichen Tätlichkeit mit Rot vom Platz.

Bei knapp 30 Grad Celsius unter dem neuerlich geschlossenen Dach der Arena Gelsenkirchen hatten auf den Rängen ganz deutlich die mehr als 30.000 Engländer das Sagen. Auf dem Platz waren die Kräfteverhältnisse ausgeglichen. Es ging intensiv zur Sache, beiden Teams bot sich kaum Raum zur Entfaltung. Der Unterhaltungsfaktor war jedoch 20 Minuten lang deutlich höher als einen Tag zuvor, denn die Partie wogte bei hohem Tempo hin und her. Die ersten Akzente setzten die Jungstars Rooney (9.) und Ronaldo (10., 19.) mit Distanzschüssen. Dann stieg jedoch die Angst vor einem Gegentor minütlich, ein gefühlvoller Schlenzer von Figo vorbei am rechten Kreuzeck (39.) sowie ein von Ricardo problemlos parierter Weitschuss von Lampard (45.) waren die besten Möglichkeiten im Finish der ersten 45 Minuten.

Für Englands Kapitän Beckham war der Arbeitstag nach 52 Minuten zu Ende. Mit Schmerzen und völlig ausgepumpt machte er dem 19-jährigen Flügelflitzer Lennon Platz. Sekunden später setzte Lampard einen Volley-Aufsetzer übers Tor (53.). Gleich bei seiner ersten Aktion zeigte Lennon was in ihm steckt. Nach einem Sturmlauf des Tottenham-Spielers auf der rechten Seite traf Rooney den Ball nicht richtig und Joe Cole schoss aus rund zehn Metern drüber (58.). Nur zehn Minuten nach Beckham verloren die Engländer mit Rooney den nächsten Superstar. Nach einem intensiven Zweikampf mit Carvalho entschied der argentinische Referee Elizondo auf Tätlichkeit, Rooney soll absichtlich nachgetreten und dann auch noch Ronaldo attackiert haben (62.) – eine mehr als zweifelhafte Entscheidung.

In numerischer Überlegenheit erhöhten Figo und Co. den Druck nur dezent. Robinson entschärfte einen Figo-Schlenzer (78.) und einen Viana-Schuss (82.), Valente wurde im letzten Moment von Ferdinand gebremst (79.). Aber auch die Engländer hatten in der regulären Spielzeit noch zwei Chancen auf die Entscheidung. Ricardo konnte einen Lampard-Freistoß nicht bändigen, der Abstauber von Lennon fiel viel zu schwach aus (83.). Und kurz vor der Verlängerung verpasste ein Schuss von Terry aus kurzer Distanz nur knapp das Tor. In den 30 Minuten der Verlängerung probierte Portugal eine Art Powerplay aufzuziehen, mehr als ein Ronaldo-Schuss (105.), ein Abseitstor von Postiga (108.) und ein Maniche-Schuss (121.) schauten jedoch nicht heraus. In der 107. Minute hatten die Portugiesen Glück, denn Valente brachte Lennon im Strafraum zu Fall, der Elferpfiff blieb jedoch aus.

Seit dem bisher einzigen WM-Triumph der Engländer 1966 hat sich Portugal zu einem Angstgegner entwickelt. Seit 40 Jahren haben die Portugiesen die “Three Lions” in großen Turnieren stets gezähmt.

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