Im Schweizerischen Samedan (Kanton Graubünden) hat die Rhätische Bahn Anfang 2012 eine neue Teilstrecke eröffnet. Einen Beitrag zur Erweiterung und dem Schutz des UNESCO-Welterbes leistete dabei auch Vorarlberg: Gemeinsam mit den Baupartnern vor Ort realisierte das Unternehmen Getzner Werkstoffe mit Hauptsitz in Bürs eine Lösung zur Schwingungsisolierung.
“Etwas Außergewöhnliches”
Die Rhätische Bahn hat damit nicht nur einen effektiven Schutz vor Lärm und Erschütterungen erhalten. Gleichzeitig entstand das höchstgelegene Masse-Feder-System Europas, bei dem der von Getzner produzierte Hightech-Werkstoff Sylomer – eine eigens entwickelte elastische Federschicht – zum Einsatz kam. “Masse-Feder-Systeme kommen dort zum Einsatz, wo höchste Anforderungen an den Erschütterungsschutz bestehen. In Kooperation mit der Rhätischen Bahn haben wir erstmals ein UNESCO-Welterbe schwingungstechnisch entkoppelt, das ist schon etwas Außergewöhnliches”, erklärt Getzner-Projektleiter Helmut Bertsch.
Streckenverlauf als Herausforderung
In Samedan kommen insgesamt vier Linien der historischen Rhätischen Bahn zusammen. Sie bilden das Zentrum des Bahnverkehrs im Oberengadin. Als umfangreiche Umbauarbeiten nötig wurden, gestaltete die Gemeinde das Straßennetz und auch den Bahnübergang Sper l’En neu. Die Schienenführung wurde dadurch jedoch zu einer Herausforderung. Denn dort, wo früher die Bahn die Autostraße kreuzte, wurde ein großzügiger Kreisverkehr angelegt. Infolgedessen musste die Schienenführung fünf Meter unter die Erde gelegt werden und verläuft damit nun als Unterführung des Kreisverkehrs.
Arbeiten unter extremen Bedingungen
Um die umliegenden Bauten vor Erschütterungen und Luftschall zu schützen, wurde die Firma Getzner mit der elastischen Lagerung der neuen Teilstrecke beauftragt. Das höchstgelegene Masse-Feder-Systems Europas wurde dabei unter extremen klimatischen Bedingungen umgesetzt: Samedan liegt auf rund 1.700 Metern Seehöhe. In den Wintermonaten herrschen vor Ort Temperaturen bis zu minus 30 Grad. Und auch die Höhenlage sowie die außergewöhnlichen geologischen Bedinungen sorgen für besonders hohe Anforderungen an den Schall- und Erschütterungsschutz, so Getzner in einer Aussendung. Zudem liege ein Großteil des Abschnitts unterhalb des Grundwasserspiegels. „Wir haben bereits Erfahrung mit ähnlich hochgelegenen Bauprojekten, wie zum Beispiel mit dem Arlbergtunnel, dem Kaponig- oder dem Ochenigtunnel . Wegen der Beständigkeit der Lösung und unserer Referenzen haben wir den Zuschlag für das Projekt bekommen“, so Helmut Bertsch.
Positiv fällt nach den ersten Betriebsmonaten das Resümee aus. Die getroffenen Maßnahmen würden ihren Beitrag zur Entlastung der Region leisten: „Für den effektiven Erschütterungs- und Schallschutz war es notwendig, die dynamische Stoßbelastung auf den Oberbau zu reduzieren. Das Ergebnis ist eine deutliche Minderung von Erschütterungen und Körperschall“, zeigt sich Helmut Bertsch zufrieden.
Daten & Fakten
Projekt Masse-Feder-System für die Rhätische Bahn
Eckdaten: Tieferlegung und Erschütterungsschutz einer Strecke der Rhätischen Bahn (UNESCO-Welterbe seit 2008)
Bauherrschaft: Politische Gemeinde Samedan und Rhätische Bahn AG
Schwingungsisolierung: Getzner Werkstoffe
Lösung: Vollflächige elastische Lagerung des neuen Teilabschnitts, Schutz vor Grundwassereinwirkung, Erschütterungen und Lärm
Streckenlänge: Gesamte neue Streckenlänge rund 420 Meter, davon 288 Meter als Masse-Feder-System mit Sylomer® Materialaufwand: 1.100 m² Sylomer®
Getzner Werkstoffe
GmbH Gründung: 1969 (als Tochter der Firma Getzner, Mutter & Cie.)
Geschäftsführer: Ing. Jürgen Rainalter
Mitarbeiter/innen: 212 am Standort Bürs, 87 weitere im Ausland
Umsatz 2011: 56,2 Mio. Euro
Geschäftsbereiche: Bahn, Bau, Industrie
Output 2011: 7.209 Tonnen technische PUR-Werkstoffe
Recycling 2011: 51 Tonnen PUR-Werkstoff-Reste
Standorte: Bürs (AT), München (DE), Berlin (DE), Amman (JO), Tokio (JP), Pune (IN), Peking (CN), Kunshan (CN)
Exportquote: 80 Prozent
(SJI)
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