Seit der Corona-Krise sind Mamas und Papas um ein Vielfaches mehr gefordert. Vor allem starke Nerven sind gefragt, wenn es jetzt heißt, Home-Office und Home Schooling zu meistern. Von heute auf morgen wurde ein neuer Berufszweig geboren: Die „multitaskingfähigen Hausaufgaben-Motivatorinnen“, die daheim alles unter einen Hut bringen müssen. Das Chaos ist vorprogrammiert. Statt einer Atmosphäre der Geborgenheit durch Unterstützung und Hilfe kommt es zu Streit und Ärger in der Familie. Sollen Eltern ihren Kindern überhaupt bei den Hausaufgaben unter die Arme greifen und wenn ja, wie? Oder ist es weit besser, wenn Schülerinnen ihre Übungen selbstständig erledigen? Der erfahrene Pädagoge Detlef Träbert gibt in seinem Vortrag in der Reihe "Wertvolle Kinder" viele praktische Tipps für eine entspannte Hausaufgabensituation.
Kleine Lernportionen mit Bewegungspausen
Das menschliche Gehirn hat Kapazitätsgrenzen: Deshalb sind kleine, verteilte und regelmäßige Lernportionen sinnvoll, meint der Experte. Er rät: Bei kleineren Kindern mit einer fünfzehnminütigen Arbeitszeit starten, bei Älteren darf es ruhig eine halbe bis zu einer Stunde sein. Ist eine Einheit erledigt bzw. lässt die Aufmerksamkeit nach ist eine Bewegungseinheit vorzugsweise im Freien angesagt. Trampolinhüpfen, Balance-, Jonglier- und Ballspiele fördern außerdem die körperlichen Teilleistungsfähigkeiten – diese bilden das Fundament fürs Lernen.
Gehirndoping pur!
Träbert schlägt sogar Minipausen alle fünf Minuten mit kleinen Bewegungseinheiten vor, z. B. Finger in der verschränkten Hand kneten oder am Zauberwürfel drehen. Diese steigern die Konzentration, regen den Kreislauf und die Zusammenarbeit der rechten und linken Gehirnhälfte an. Und die zwei einfachsten Übungen sind: Stoßlüften und Wasser trinken – Gehirndoping pur!
Hausaufgabenmoral und Erledigungsdisziplin
Was tun, wenn Tochter oder Sohn sich weigert, mit der Hausübung zu starten, kein Interesse zeigt bzw. die Sinnhaftigkeit der Übung nicht verstanden hat? Speziell in diesen Tagen hilft es, Rituale wie einen fixen, aufgeräumten Arbeitsplatz, festgelegte Lernzeiten und immer wiederkehrende Abläufe einzuhalten. Das gibt dem Nachwuchs die nötige Struktur zum Lernen, das Kind kann vereinfacht und zügiger loslegen. Diese Ordnung hilft auch, eine große Fülle an Aufgaben in zu bewältigende Portionen aufzuteilen. Ist der Plan gemeinsam mit dem Einverständnis des Kindes fixiert worden, so führt kein Weg daran vorbei, sich daran zu halten. Unnötige Diskussionen gehören ab sofort der Vergangenheit an. Das Kind muss sich an die Einhaltung des Planes gewöhnen.
Ermutigung statt Entmutigung
Eine Studie mit über 2000 Schüler*innen am Max-Plank-Institut ergab, dass diejenigen, die keine bzw. nur die nötigste Unterstützung von zu Hause bekamen, schlussendlich die Besseren waren. Es wurden jeweils zwei Schüler auf gleichem Niveau am Anfang und Ende des Schuljahres verglichen. Übereifrige Eltern sollten daher ihrem Kind die Verantwortung übergeben oder ihm zumindest genug Zeit einräumen, um selber nachzudenken.
Begleiten mit anerkennendem Blick
Aufsicht, Kontrolle und dieses ständige „Bist du schon fertig?“ wirken demotivierend. Was hilft sind Ermutigung, Hilfe zum Selber-Tun, Tipps, wie und wo das Kind nötige Informationen recherchieren kann, … aber nicht mehr. Eine positive Kommunikation, wie „Du hast schon acht richtige Aufgaben gelöst!“ anstelle von „Hier sind noch zwei Fehler!“ ist praktizierte Ermutigung. Das Interesse der Eltern an ihrem Kind und an seinem Lernfortschritt ist viel wichtiger. Dabei genügt ein „toll“ oder ein anerkennender Blick. Bei all dem müssen wir uns als Erwachsene immer vor Augen führen: Unsere Kinder leben im Hier und Jetzt und nicht im Später.
Petra Heinzle arbeitet im Bereich "Kommunikation & Fundraising" des Vorarlberger Kinderdorfs. Sie ist Grafikerin, Lerntrainerin und derzeit im Home-Office tätig. Sie ist Mama von zwei Kindern im Alter von neun und zwölf Jahren.
Weitere praktische Tipps zum Thema „Hausaufgaben = Hausfriedensbruch“ von Detlef Träbert zum Nachlesen: www.vorarlberger-kinderdorf.at/vokithek
Vokithek: Reinhören und nachlesen lohnt sich!
Über 80 Vorträge aus der Reihe "Wertvolle Kinder" finden sich in der Vokithek des Vorarlberger Kinderdorfs. Ein Best-of der umfangreichen Sammlung liefert Spannendes und Hilfreiches für das Familienleben in Zeiten von Corona.
Sämtliche Vorträge der Reihe "Wertvolle Kinder" finden sich in der Online-Vokithek des Vorarlberger Kinderdorfs unter www.vorarlberger-kinderdorf.at.
Hier gibt es ein Vokithek-Corona-Best-of.
Die Reihe „Wertvolle Kinder“ wird in Kooperation mit Russmedia, dem ORF sowie dem Land Vorarlberg durchgeführt.
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