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Raum gewordene Beständigkeit

Klinkerhaut. Das gesamte Gebäude ist mit braunem Klinker ummauert. Suggerieren für Martin Wagner Klinker doch das Gefühl von Beständigkeit.
Klinkerhaut. Das gesamte Gebäude ist mit braunem Klinker ummauert. Suggerieren für Martin Wagner Klinker doch das Gefühl von Beständigkeit. ©Wolfgang Schlocker
Nüziders. Dass die Firma Wagnertec in Nüziders mehr als eine „normale“ Installationsfirma ist, sollte schon von außen an ihrem neuen, von Hermann Kaufmann geplanten Gebäude ablesbar sein.
Bürogebäude Wagnertec

Eine räumliche Vergrößerung war ‚logistisch notwendig‘“, sagt Geschäftsführer Martin Wagner, und dass mit dieser das Schwarzacher Architekturbüro Hermann Kaufmann beauftragt wurde, lag auf der Hand. Hat dieses doch bereits vor zwei Jahren eine erste Erweiterung des seit den 50er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts an diesem Standort am Rand von Nüziders bestehenden Firmensitzes geplant, damals allerdings in Beton.

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Corrected by Zoli ©Schaufenster. Die riesigen, markant mit Edelstahl umrandeten Fenster signalisieren schon von Weitem, dass es sich bei Wagnertec um keinen „normalen“ Installateur handelt. Foto: Wolfgang Schlocker

Das neue Haus ist dagegen schon rein aus statischen Gründen ein technisch raffiniertes Hybrid aus Holz und Beton geworden. Wobei man dem in nur zehn Monaten aufgezogenen Gebäude von außen überhaupt nicht ansieht, dass es im Prinzip ein Holzhaus ist. Ist dem gesamten Baukörper doch eine Hülle aus braunen Klinkersteinen vorgemauert. Auf Wunsch des Bauherren, wie Architekt Christoph Dünser betont, der als Projektleiter den Bau betreut hat. Suggerieren für Martin Wagner Klinker doch das Gefühl von Beständigkeit, was auch das zentrale Element seiner Firmenphilosophie ist. Weshalb ein leicht verwitterndes Material, wie es etwa Holz ist, für den Wagnertec-Chef schon allein durch die Lage des Gebäudes an einer viel befahrenen Straße kein Thema war.

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Corrected by Zoli ©Partner auf Augenhöhe: Architekt Christoph Dünser (l.) aus dem Büro Hermann Kaufmann und sein für technische Innovationen immer offener Bauherr Martin Wagner. Foto: Wolfgang Schlocker

Auf einem bestehenden Sockel wurden zwei Geschoße aus vorgefertigten Holzelementen bzw. völlig neuartige Hybriddecken aus Holz und Beton aufgesetzt. Letztere sind eine raffinierte Weiterentwicklung von Modulen, die weite Spannweiten möglich machen, obwohl die einzelnen Teile allein mit Schrauben verbunden werden. Dass das Wagnertec-Gebäude hier fast so etwas wie ein Versuchskaninchen war, irritiert den Bauherrn in keinster Weise. Er habe technisch nie Bedenken gehabt, glaube dagegen an die großen Vorteile dieser Entwicklung.

»“Als Versuchskaninchen habe ich mich nie gefühlt. War mir doch immer klar, dass diese neue Technik funktioniert.” (Martin Wagner, Bauherr)«

Was nicht zuletzt mit seiner Profession zu tun hat. Sind in die Betonplatten der Module, aus denen die Decken des neuen Hauses gebaut sind, doch Matten eingegossen, die von unzähligen feinen Leitungen durchzogen werden. Das Wasser, das durch sie fließt, kühlt im Sommer das Gebäude und heizt es im Winter per Wärmepumpe. Wird diese Anlage fachmännisch gewartet, sieht Wagner keinerlei Probleme. Und werde eine der Leitungen leck, könne sie ohne viel Aufwand verödet werden. Allein vor dem Bohren von Löchern in die Decken müsse man sich in Acht nehmen, lacht Wagner.

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Corrected by Zoli ©Das bestehende Gebäude wurde nur einem sanften Facelifting unterzogen und neu möbliert. Unter anderem mit riesigen Tischen, deren massive Holzplatten auf roh verschweißten überkreuzten Metallbeinen liegen. Foto: Wolfgang Schlocker

Sein markantes Gesicht bekommt das Haus durch seine Fenster. Sie sind mit ihrer Größe von 3,94 mal zwei Metern nicht nur riesig, sondern komplett mit – von Wagnertec selbst produzierten – Einfassungen aus Edelstahl umrahmt. Sie ragen rund zehn Zentimeter über die Fassade hinaus, womit die ohnehin schon beachtliche Laibung fast skulptural hervorgehoben wird. Von innen kommen die Fenster dagegen wie opulente Rahmen für Ausblicke in die Landschaft daher. Oder in den Himmel durch das Fenster, das ganz oben in das über die zwei Geschoße offene Foyer eingelassen ist.

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processed by Octavian ©In allen öffentlichen Bereichen, wie etwa dem über zwei Geschoße offenen Foyer, sind die Böden mit fein gemasertem braungrauem Sandstein belegt, die in den Büros schon allein aus akustischen Gründen mit Teppich. Foto: Wolfgang Schlocker

Hier innen ist unübersehbar, dass man sich letztlich in einem Holzhaus befindet, auch wenn die Betonelemente ganz bewusst sichtbar sind. Dieser unverstellte Blick ist Christoph Dünser wichtig, nichts sollte kaschiert, nichts vorgetäuscht werden, was es nicht ist. Die konstruktiven Elemente sind aus Fichte, die Wandverkleidungen, Tapetentüren und Möbel aus sägerauer Buche.

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processed by Octavian ©Die räumlichen Strukturen sind offen, die natürlich aus Buche getischlerten Möbel individuell auf die Mitarbeiter maßgeschneidert. Etwa durch verstellbare Tischhöhen, die auf Wunsch sogar ein Arbeiten im Stehen möglich machen. Foto: Wolfgang Schlocker

Das Foyer und die Gänge sind mit Platten aus einem schön gemaserten braungrauen Sandstein belegt, die Büros haben aus akustischen Gründen Teppichböden. Die räumlichen Strukturen sind offen, die Durchblicke weit, das Arbeiten hier sei eine pure Freude, wie eine der Damen im Büro schwärmt. Aber auch die Besprechungszimmer haben gläserne Türen, die der WCs sind dagegen – genauso wie deren Wände – mit Stahlplatten beschichtet. Die für die Damen lachsfarben, jene für die Herren in einem kräftigen Petrol eingefärbt sind.

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Corrected by Zoli ©Der Gang aufs WC wird bei Wagnertec zum Ereignis. Die hölzernen Türen und Wände sind mit Stahlplatten verkleidet, die bei den Herren in einem kräftigen Petrol, bei den Damen lachsrosa eingefärbt sind. Foto: Wolfgang Schlocker

Der bereits vor zwei Jahren von Hermann Kaufmann entworfene erste Zubau wurde innen etwas aufgepeppt und hofseitig mit einer verglasten Loggia versehen. Als Wohlfühlzone für die Mitarbeiter, wie Martin Wagner sagt. Weshalb hier nicht nur Stühle und Tische zum Essen und Sich–Unterhalten, sondern auch vier Liegen zum erholsamen Chillen aufgestellt sind.

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processed by Octavian ©Wohlfühloase An das bestehende Gebäude hofseitig angedockt wurde eine breite Loggia. Möbliert mit Tischen, Bänken, Stühlen und Liegen für die hungrigen, durstigen oder erholungsbedürftigen Mitarbeiter. Foto: Wolfgang Schlocker

Daten & Fakten

Objekt: Wagner GmbH, Nüziders, Bürogebäude
Eigentümer/ Bauherr: Wagner GmbH, Nüziders
Architektur: Architekten Hermann Kaufmann ZT GmbH, Schwarzach,
Statik: HLS Planung: Wagner GmbH, Nüziders
Ingenieure /Fachplaner: Bauphysik: Bernhard Weithas, ausführender Holzbaubetrieb: Sohm Holzbautechnik GesmbH, Alberschwende; ausführender Baumeister- betrieb: Jäger Bau GesmbH, Schruns; Tragwerksplaner Holz: SWG Schraubenwerk Gaisbach GmbH (Geschäftsbereich Engineering), D-Waldenburg; Tragwerksplanung massiv: DI Christian Gantner, Bludenz; Bauphysik: WSS Wärme- und Schallschutztechnik Schwarz, Frastanz
Beleuchtung: Lichtplanung – Manfred Remm, Dornbirn
Lüftung: Ender Klimatechnik GmbH, Altach
Elektroplanung: elplan Elektroplanung Elmar Lingg, Schoppernau
Fensterbau: Böhler Fenster GmbH, Wolfurt
Planung/ Ausführung: Baubeginn 2013, Fertigstellung 2014
Grundstücksgröße: 1109 m²
Bauweise: Holzmischbauweise; Fassadenmaterial: hinterlüftetes Verblendmauerwerk, Premier, Waalformat, (WF) schwarz, Besandung, Handform; Fensterrahmenmaterial: Fichte; Haustechnik: Gaskessel mit/ohne Kondensation, Wärmepumpe, kontrollierte Be-und Entlüftung mit WRG
Energiekennwert: 37,4 kWh/m² im Jahr
Baukosten: ca. 2.008.000 Euro

Quelle: Leben & Wohnen – die Immobilienbeilage der “Vorarlberger Nachrichten”

Für den Inhalt verantwortlich:
vai Vorarlberger Architekturinstitut
Das vai ist die Plattform für Architektur, Raum und Gestaltung in Vorarlberg. Neben Ausstellungen und Veranstaltungen bietet das vai monatlich öffentliche Führungen zu privaten, kommunalen und gewerblichen Bauten. Mehr unter architektur vorORT auf v-a-i.at

Mit freundlicher Unterstützung durch Arch+Ing

 

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