Eine räumliche Vergrößerung war ‚logistisch notwendig‘“, sagt Geschäftsführer Martin Wagner, und dass mit dieser das Schwarzacher Architekturbüro Hermann Kaufmann beauftragt wurde, lag auf der Hand. Hat dieses doch bereits vor zwei Jahren eine erste Erweiterung des seit den 50er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts an diesem Standort am Rand von Nüziders bestehenden Firmensitzes geplant, damals allerdings in Beton.
Das neue Haus ist dagegen schon rein aus statischen Gründen ein technisch raffiniertes Hybrid aus Holz und Beton geworden. Wobei man dem in nur zehn Monaten aufgezogenen Gebäude von außen überhaupt nicht ansieht, dass es im Prinzip ein Holzhaus ist. Ist dem gesamten Baukörper doch eine Hülle aus braunen Klinkersteinen vorgemauert. Auf Wunsch des Bauherren, wie Architekt Christoph Dünser betont, der als Projektleiter den Bau betreut hat. Suggerieren für Martin Wagner Klinker doch das Gefühl von Beständigkeit, was auch das zentrale Element seiner Firmenphilosophie ist. Weshalb ein leicht verwitterndes Material, wie es etwa Holz ist, für den Wagnertec-Chef schon allein durch die Lage des Gebäudes an einer viel befahrenen Straße kein Thema war.
Auf einem bestehenden Sockel wurden zwei Geschoße aus vorgefertigten Holzelementen bzw. völlig neuartige Hybriddecken aus Holz und Beton aufgesetzt. Letztere sind eine raffinierte Weiterentwicklung von Modulen, die weite Spannweiten möglich machen, obwohl die einzelnen Teile allein mit Schrauben verbunden werden. Dass das Wagnertec-Gebäude hier fast so etwas wie ein Versuchskaninchen war, irritiert den Bauherrn in keinster Weise. Er habe technisch nie Bedenken gehabt, glaube dagegen an die großen Vorteile dieser Entwicklung.
Was nicht zuletzt mit seiner Profession zu tun hat. Sind in die Betonplatten der Module, aus denen die Decken des neuen Hauses gebaut sind, doch Matten eingegossen, die von unzähligen feinen Leitungen durchzogen werden. Das Wasser, das durch sie fließt, kühlt im Sommer das Gebäude und heizt es im Winter per Wärmepumpe. Wird diese Anlage fachmännisch gewartet, sieht Wagner keinerlei Probleme. Und werde eine der Leitungen leck, könne sie ohne viel Aufwand verödet werden. Allein vor dem Bohren von Löchern in die Decken müsse man sich in Acht nehmen, lacht Wagner.
Sein markantes Gesicht bekommt das Haus durch seine Fenster. Sie sind mit ihrer Größe von 3,94 mal zwei Metern nicht nur riesig, sondern komplett mit – von Wagnertec selbst produzierten – Einfassungen aus Edelstahl umrahmt. Sie ragen rund zehn Zentimeter über die Fassade hinaus, womit die ohnehin schon beachtliche Laibung fast skulptural hervorgehoben wird. Von innen kommen die Fenster dagegen wie opulente Rahmen für Ausblicke in die Landschaft daher. Oder in den Himmel durch das Fenster, das ganz oben in das über die zwei Geschoße offene Foyer eingelassen ist.
Hier innen ist unübersehbar, dass man sich letztlich in einem Holzhaus befindet, auch wenn die Betonelemente ganz bewusst sichtbar sind. Dieser unverstellte Blick ist Christoph Dünser wichtig, nichts sollte kaschiert, nichts vorgetäuscht werden, was es nicht ist. Die konstruktiven Elemente sind aus Fichte, die Wandverkleidungen, Tapetentüren und Möbel aus sägerauer Buche.
Das Foyer und die Gänge sind mit Platten aus einem schön gemaserten braungrauen Sandstein belegt, die Büros haben aus akustischen Gründen Teppichböden. Die räumlichen Strukturen sind offen, die Durchblicke weit, das Arbeiten hier sei eine pure Freude, wie eine der Damen im Büro schwärmt. Aber auch die Besprechungszimmer haben gläserne Türen, die der WCs sind dagegen – genauso wie deren Wände – mit Stahlplatten beschichtet. Die für die Damen lachsfarben, jene für die Herren in einem kräftigen Petrol eingefärbt sind.
Der bereits vor zwei Jahren von Hermann Kaufmann entworfene erste Zubau wurde innen etwas aufgepeppt und hofseitig mit einer verglasten Loggia versehen. Als Wohlfühlzone für die Mitarbeiter, wie Martin Wagner sagt. Weshalb hier nicht nur Stühle und Tische zum Essen und Sich–Unterhalten, sondern auch vier Liegen zum erholsamen Chillen aufgestellt sind.
Daten & Fakten
Objekt: Wagner GmbH, Nüziders, Bürogebäude
Eigentümer/ Bauherr: Wagner GmbH, Nüziders
Architektur: Architekten Hermann Kaufmann ZT GmbH, Schwarzach,
Statik: HLS Planung: Wagner GmbH, Nüziders
Ingenieure /Fachplaner: Bauphysik: Bernhard Weithas, ausführender Holzbaubetrieb: Sohm Holzbautechnik GesmbH, Alberschwende; ausführender Baumeister- betrieb: Jäger Bau GesmbH, Schruns; Tragwerksplaner Holz: SWG Schraubenwerk Gaisbach GmbH (Geschäftsbereich Engineering), D-Waldenburg; Tragwerksplanung massiv: DI Christian Gantner, Bludenz; Bauphysik: WSS Wärme- und Schallschutztechnik Schwarz, Frastanz
Beleuchtung: Lichtplanung – Manfred Remm, Dornbirn
Lüftung: Ender Klimatechnik GmbH, Altach
Elektroplanung: elplan Elektroplanung Elmar Lingg, Schoppernau
Fensterbau: Böhler Fenster GmbH, Wolfurt
Planung/ Ausführung: Baubeginn 2013, Fertigstellung 2014
Grundstücksgröße: 1109 m²
Bauweise: Holzmischbauweise; Fassadenmaterial: hinterlüftetes Verblendmauerwerk, Premier, Waalformat, (WF) schwarz, Besandung, Handform; Fensterrahmenmaterial: Fichte; Haustechnik: Gaskessel mit/ohne Kondensation, Wärmepumpe, kontrollierte Be-und Entlüftung mit WRG
Energiekennwert: 37,4 kWh/m² im Jahr
Baukosten: ca. 2.008.000 Euro
Quelle: Leben & Wohnen – die Immobilienbeilage der “Vorarlberger Nachrichten”
Für den Inhalt verantwortlich:
vai Vorarlberger Architekturinstitut
Das vai ist die Plattform für Architektur, Raum und Gestaltung in Vorarlberg. Neben Ausstellungen und Veranstaltungen bietet das vai monatlich öffentliche Führungen zu privaten, kommunalen und gewerblichen Bauten. Mehr unter architektur vorORT auf v-a-i.at
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