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Rauer Wind

Auf Österreichs Langläufer kommen raue Zeiten zu. Markus Gandler wurde als neuer Direktor für Langlauf und Biathlon vorgestellt, ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel machte aber klar, dass nur noch Weltklasse gefördert wird.

Nach den goldenen Jahren mit Olympia- und WM-Medaillen ist Österreichs Langlauf in Folge der Blutbeutel-Affäre von Salt Lake City und einiger Fehler im Training wieder in die Steinzeit zurück gefallen. Das Nationalteam für die kommende Saison umfasst mit Christian Hoffmann, dem 35-jährigen Michail Botwinow und dem gesperrten Marc Mayer nur noch drei Läufer. “Wir haben heute eine Situation wie vor zehn Jahren, nur mit zehn Mal so viel Geld, das kann aber nicht sein”, so Schröcksnadel. Deshalb ist jetzt mit der Geldverteilung im Gießkannenprinzip Schluss.

Künftig werden die Mittel in einem gemeinsamen Konzept mit den Landesverbänden gezielt nur noch für förderungswürdige Läufer und Talente eingesetzt. “Wenn Weltklasse nicht absehbar ist, wird auch nicht gefördert”, so Schröcksnadel. Mit dem neuen Konzept sehe er aber sehr gute Chancen, wieder an die Weltspitze anzuschließen.

Die Hypothek trägt mit Gandler jetzt ein Ex-Rennläufer, ihm zur Seite steht mit Alois Stadlober ebenfalls ein Ex-Läufer. Der Steirer hat zugesagt, auf freundschaftlicher Basis beratend zu helfen. Emil Hoch ist Trainer für die Distanz, Ex-Läufer Roland Diethard kümmert sich künftig um die Sprinter.

Interview mit Markus Gandler

APA: Sie wurden nach der Sperre für Walter Mayer zurückgeholt. Überrascht?
Gandler: “Ich habe es weder erwartet noch angestrebt. Ich habe eine Agentur für Breitensport und Tourismus, war versorgt. Aber die Situation hat es notwendig gemacht. Dass man gebraucht wird, hat schon motiviert.”

APA: Sie haben ein neues Konzept im Langlauf angekündigt.
Gandler: “Ja. Es kommen harte Maßnahmen und neue Strukturen, die nach Leistung schreien. Aber es ist besser mit einer kleinen Elite dorthin zu kommen, wo wir hin wollen, statt weiter einen Schwanz nachzuziehen. Im Biathlon schaut es besser aus, weil wir mehr gute Leute haben.”

APA: Walter Mayer war ein Grenzgänger. Sind sie das auch?
Gandler: “Im gewissen Sinn natürlich, weil du sonst im Sport nichts weiter bringst. Aber unsere größten Erfolge sind immer dann entstanden, wenn die Kontrollen besonders stark waren.”

APA: Weil Österreich die einzige “saubere” Nation ist?
Gandler: “Keine Ahnung. Ich gehe davon aus, dass alle sauber sind. Ich mag diese Verdächtigungen nicht.”

APA: Ihre Meinung zu Walter Mayer?
Gandler: “Ich weiß, dass er an Grenzen geht und tüftelt. Aber für mich bewegt er sich immer im Bereich des Erlaubten. Nichts ist bewiesen, für ihn gilt also die Unschulds-Vermutung. Deshalb verstehe ich, dass er gegen die lebenslange Sperre ankämpft. Es geht ja nicht nur um Berufsverbot, sondern auch um die Ehre. Wenn die Sache gut für ihn ausgeht, ist er sofort wieder Teil des Teams.”

APA: Wie kann man im Langlauf an der Grenze jonglieren, ohne sie zu überschreiten?
Gandler: “Diese Frage muss man meinen Trainern stellen, ich sorge ja nur für die Rahmenbedingungen.”

APA: Ihre Erwartungen?
Gandler: “Die Langläufer müssen die Fehler der vergangenen Saison ausmerzen, dann sind Top-Ten- und Top-Drei-Plätze wieder drin. Die Biathleten sind hingegen jederzeit für Siege gut.”

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