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Rauchverbot würde 1.000 Herzinfarkte pro Jahr vermeiden

Passivrauchen ist lebensgefährlich, das ist nun auch wissenschaftlich bestätigt. "Besonders gefährdet sind ältere Menschen und Menschen mit einer Vorerkrankung des Herzkreislaufes".

Dies erklärte Gerald Maurer, Vorstand der Klinischen Abteilung für Kardiologie an der Medizinischen Universität Wien. Das “Mitrauchen” kann akut einen Infarkt auslösen, aber auch bei jungen, gesunden Menschen zu chronischen Folgen führen. Die “Kommission für Reinhaltung der Luft” in der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAK) forderte daher ein “zeitgemäßes Tabakgesetz, dass den wissenschaftlichen Standards entspricht”.

“Wir haben heute eindeutige Daten, dass das Passivrauchen eine Zunahme von chronischen und akuten Schäden bewirkt”, so der Mediziner am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien. Epidemiologische Studien beweisen, dass Mitqualmen Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 30 Prozent steigert. Dementsprechend sei es “unverantwortlich, dass die neue Gesetzgebung so löchrig ist und Österreich weit hinter den anderen europäischen Ländern hinterherhinkt”. In Ländern mit Rauchverboten wie etwa USA, Italien oder Schottland sei ein signifikanter Rückgang an Herzinfarkten nach Einführung des Verbots nachgewiesen worden. Werden diese Ergebnisse auf Österreich umgelegt, könnten 1.000 Herzinfarkte pro Jahr durch ein absolutes Rauchverbot vermieden werden, ist sich Maurer sicher.

Eine experimentelle Studie unter jungen, gesunden Nichtrauchern habe ergeben, dass 30 Minuten Passivrauchen bereits zu schweren Beeinträchtigungen führen kann. “Die Gefäße verlieren über mehrere Stunden ihre Fähigkeit, sich zu erweitern. Mikropartikel und andere Schadstoffe sind über einen längeren Zeitraum im Blut nachweisbar, die Stammzellenfunktion ist über 24 Stunden massiv gestört”, führte Mauerer aus. Ein starker Passivraucher habe so die gleiche Gefahr der Zunahme an koronalen Herzerkrankungen wie ein leichter Aktiv-Raucher, fügte Wiener Umwelthygieniker Manfred Neuberger hinzu. “Ehepartner oder Arbeitskollegen haben ein Prozent der Belastung, aber 50 Prozent des Risikos eines Rauchers.”

Neuberger sieht aber auch einige Verbesserungen in der Tabaknovelle 2008, wie zum Beispiel die Anerkennung von chronischer Bronchitis, COPD und Lungenkrebs als Berufskrankheit bei Angestellten in der Gastronomie. “Aber auf eine Lungenerkrankung kommen acht bis zehn Herz-Kreislauf-Erkrankungen.” Als “gesundheitspolitisches Armutszeugnis” konstatierte der Mediziner die Wahlfreiheit zwischen einem Raucher- bzw. Nichtraucher-Lokal bei Betrieben bis 50 Quadratmeter. Außerdem hätten “wissenschaftliche Studien nachgewiesen, dass die beste Lüftungsanalage die räumliche Trennung nicht ersetzen kann”.

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