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Rätsel um Riesenkalmare gelöst: Einzelne Art zieht als Kosmopolit durch die Weltmeere

Studie: Weltweit gibt es offenbar nur eine Art von Riesenkalmaren.
Studie: Weltweit gibt es offenbar nur eine Art von Riesenkalmaren. ©EPA/NHK/NEP/Discovery Channel
Jahrhundertelang war er der Alptraum der Seefahrer, bis heute bevölkert er zahlreiche Legenden: Nun hat eine Forschergruppe das Erbgut des Riesentintenfischs unter die Lupe genommen - und ist zu überraschenden Ergebnissen gelangt.
Erstmals lebenden Riesenkalmar gefilmt

Der am Mittwoch in der Fachzeitschrift “Proceeding of the Royal Society B” veröffentlichten Studie zufolge gibt es offenbar weltweit nur eine einzige Art der auch Riesenkalmare genannten Tiere. Bisher hatten Experten angenommen, es gebe in den verschiedenen Ozeanen unterschiedliche Arten von Riesentintenfischen.

Mittels Meeresströmung um den Globus

Wenn es nur eine Art des Architeuthis dux gibt, lässt dies den Forschern zufolge darauf schließen, dass sich die Tiere dank der Meeresströmungen über weite Teile der Weltmeere ausbreiten konnten – die kalten Polar-Gebiete ausgeschlossen. Zudem vermuten die Wissenschafter, dass die Tintenfisch-Population in den vergangenen Jahren stark angestiegen ist, nicht zuletzt, weil die Zahl ihrer natürlichen Feinde – etwa der Wale – wegen des Klimawandels oder der Jagd auf Wale sank.

Riesenkalmare – oftmals fälschlicherweise als Riesenkraken bezeichnet – faszinieren Forscher und Laien gleichermaßen. In den Tiefen der Meere haben sie sich ihrer Erforschung bisher weitgehend entzogen. Meistens bekommen Wissenschafter nur tote Exemplare in die Hände, die zum Beispiel an Strände geschwemmt oder in den Mägen von Pottwalen gefunden werden. Es hat nach Angaben der Forscher bis zum Jahr 2004 gedauert, ehe ein Riesenkalmar erstmals in seinem Lebensraum gefilmt werden konnte.

Riesentintenfische werden bis zu 18 Meter lang

Man weiß, dass die Tiere weltweit verbreitet sind. Die Weibchen können bis zu 18 Metern lang werden, die Männchen sind etwas kleiner. Sie fressen Fische und kleinere Kopffüßer und werden als ausgewachsene Tiere selbst von Walen, vor allem von Pottwalen, gejagt. Oft zeugen kreisrunde Narben auf der Walhaut, die von Saugnäpfen der Kalmare stammen, noch von den Kämpfen der beiden gigantischen Tiere.

Erbgut analysiert

Vieles über die Biologie und Verbreitung der Riesenkalmare ist jedoch noch unbekannt. Um das zu ändern, untersuchten die Forscher um Inger Winkelmann von der Universität Kopenhagen Proben von insgesamt 43 Riesenkalmaren, die aus unterschiedlichen Meeren stammten. Sie analysierten Erbgut aus den Mitochondrien, den Kraftwerken der Zellen.

Ergebnis: Dieses Erbgut unterschied sich von Tier zu Tier nur sehr wenig. Eine völlig befriedigende Erklärung haben die Forscher dafür nicht. Möglicherweise habe sich eine kleinere Ausgangspopulation von Riesenkalmaren vor einigen Zehn- bis Hunderttausend Jahren stark vermehrt. Die geringe Variabilität bestätige die Hypothese, dass es weltweit nur eine einzige Art von Riesenkalmaren gebe: Architeuthis dux.

Die Forscher vermuten, dass die Jungtiere in den oberen Schichten der Ozeane mit Hilfe der Meeresströmungen verbreitet werden. Sie fressen demnach währenddessen Zooplankton und kleinere Tiere. Wenn sie eine bestimmte Größe erreicht haben, gelangen die Riesenkalmare den Forschern zufolge in die Tiefe der Meere, wo sie dann ihre Geschlechtsreife erreichen. Auch die ausgewachsenen Tiere wanderten vielleicht über größere Entfernungen. Noch seien zahlreiche Fragen offen, schreibt das Team. Die Wissenschafter versprechen sich weitere Klärung von einer Analyse des Erbguts in den Zellkernen.

Riesenkalmar: nur eines von vielen Rätseln gelöst

Erstmals wurde der Architeuthis dux im Jahre 1857 vom dänischen Biologen Japetus Steenstrup beschrieben. Doch in ihrer natürlichen Umgebung wurden die tief in den Ozeanen lebenden und schwer zu fassenden Tiere erst vor neun Jahren zum ersten Mal beobachtet.

Auch nach der Entschlüsselung seines Erbguts gibt der Riesentintenfisch den Biologen noch viele Rätsel auf. Unbekannt ist etwa die Lebenserwartung der Kraken und die Art und Weise, wie sie ihre Beute fangen – Fische, aber auch kleinere Kraken und selbst Artgenossen. Manche Biologen vermuten, dass die Tintenfische träge Tiere sind, die aus dem Hinterhalt angreifen. Andere vermuten dagegen, dass es sich um sehr aktive und starke Jäger handelt. (APA; red.)

Erstmals lebenden Riesenkalmar gefilmt:

 

 

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