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Rätschner pflegen altes Brauchtum mit viel Herzblut

Schrunser Rätschner unterwegs in ihrer Heimatgemeinde, zwischen Feldweg und Wagenweg
Schrunser Rätschner unterwegs in ihrer Heimatgemeinde, zwischen Feldweg und Wagenweg ©Gerhard Scopoli
Schruns. (sco) Gleich nach den Osterferien hatten die Schrunser Rätschnerinnen und Rätschner ihren Freundinnen und Freunden in der Schule ordentlich viel zu erzählen.
Prozession, Gloeckner der Raetschnergruppe, 2023

Manche von ihnen hatten das erste Mal in ihrem Leben ihr eigenes Geld verdient. “Da schau´, Mama, was ich bekommen habe”, war aus glücklichem Kindermund immer wieder zu hören. Insgesamt rund 40 Kinder und Jugendliche befolgten in der vergangenen Woche das Kommando der 19-jährigen Hauptfrau Sandra Fleisch, die zum zwölften Mal in Folge einen Teil ihrer Osterferien opfterte, um das alte Brauchtum des Rätschens auszuüben. Wer einmal die Funktion der Hauptfrau oder des Hauptmannes innegehabt hat, nimmt Abschied von der Rätschnergruppe. Vor Jahren hängte ein hilfsbereiter Hauptmann noch ein zweites Jahr dran, nachdem das eigentlich vorgesehene Rätschneroberhaupt beruflich verhindert gewesen war.

Alte Rätschen und Glocken

Gebaut sind die Schrunser Rätschen aus Ahorn-, Eschen- oder Buchenholz. Der letztjährige Hauptmann Jannis Fleisch schätzt “die ältesten aktiv verwendeten Rätschen auf ein Alter von 50 Jahren. Die Glocken kann man auf die 1960er-Jahre datieren. Grundsätzlich kümmert sich jeder Haushalt, der Rätschen besitzt, selbst um die Aufbewahrung, Pflege und Reparatur der Rätschen.” Falls Kinder und Jugendliche, die rätschen möchten, keine geeigneten Lärminstrumente zu Hause haben, kontaktieren sie Familien/Haushalte in Schruns, die diese besitzen. Im vergangenen Jahr jedoch sammelte Jannis Fleisch die Rätschen ab und verteilte diese an die Kinder, damit er ein Verzeichnis erstellen konnte.

Traditionell kommt die Rätschnergruppe in der Karwoche von Montag bis Mittwoch zusammen, um gemeinsam im Tobel zu proben. Schließlich soll sich das Rätschgeräusch gut anhören und auch den Einheimischen und Gästen Freude bereiten. Am Vormittag des Gründonnerstags besucht die Gruppe Jahr für Jahr die Parzellen Montjola und Höll, am Nachmittag Brif und Gamplaschg. Am Karfreitag und Karsamstag ist sie in den anderen Ortsteilen unterwegs.

Übertragung des Allerheiligsten

Im Ortszentrum hatten die diesjährige Hauptfrau Sandra Fleisch, der letztjährige Hauptmann Jannis Fleisch (in Vertretung von Pius Kieber) sowie die beiden Brüder David und Dominik Stemer am frühen Abend des Gründonnertags ihren ersten Einsatz – zuerst während der Wandlung im Zuge der Abendmahlsliturgie (als die Kirchenglocken schon verstummt waren) und danach bei der Übertragung des Allerheiligsten vom Münster über die Dorfstraße, Litzbrücke, Kronengasse und Außerlitzstraße in die Litzkapelle. Wie das gesamte Brauchtum des Rätschens im Hauptort des Montafons an sich, möchte auch kaum jemand mehr die Prozession mit Begleitung durch das Glockenläuten der sympathischen Schrunser Rätschnergruppe missen.

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