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Quantensprung: Medizin 4.0 im LKH Feldkirch

Präsentation vom neuen Operationsroboter DAVINCI.
Präsentation vom neuen Operationsroboter DAVINCI. ©Vbg. Krankenhaus-BetriebsgmbH/Karin Nussbaumer/Dietmar Mathis.
Innovative Patientenbehandlung durch roboter-assistiertes Operieren.

Seit Jänner setzen Operateure im Schwerpunktkrankenhaus Feldkirch den sog. „OP-Roboter“ bei den in Frage kommenden Eingriffen ein. Dieses roboter-assistierte Chirurgiesystem ist derzeit das modernste seiner Art in Österreich, damit wird die Patientenbehandlung revolutioniert – und auf die nächste Stufe gehoben: Zum einen steigern die Chirurgen durch die Roboter-Unterstützung bei den Eingriffen die Behandlungsqualität, zum anderen ist dieses innovative Angebot eine zusätzliche Aufwertung des OP- und Intensivzentrums Feldkirch – sowohl für die Patienten als auch in der Ausbildung von Ärzten und Pflege. Diese Vorteile waren seitens der Vlbg. Krankenhaus-Betriebsgesellschaft ausschlaggebend für die Anschaffung des OP-Chirurgiesystems. Vorausgegangen ist eine langfristige Planung des Einkaufsmanagements gemeinsam mit den operierenden Ärzten sowie eine intensive, hochqualitative Ausbildungszeit für Operateure und OP-Pflege.

„Ich bin glücklich und stolz, dass wir nun am Schwerpunktkrankenhaus Feldkirch roboter-assistiertes Operieren mit Hilfe des da Vinci-Systems anbieten können. Diese zukunftsorientierte Technik konnte im Jänner 2020 nach einer langen Planungs- und intensiven Trainingsphase eingeführt werden. Die ersten Patienten wurden bereits erfolgreich operiert. Die Ergebnisse, sowohl während als auch nach der Operation, haben unsere Erwartungen übertroffen. Mit der Einführung des roboter-assistierten Operierens mit Hilfe des da Vinci Systems beginnt eine neue Ära sowohl in unserem Schwerpunktkrankenhaus Feldkirch als auch in unserem Bundesland“, zeigt sich Prim. Univ. Doz. Dr. Alfred Hobisch von der Innovation des roboter-unterstützten Operierens begeistert. Ihm obliegt die Projektleitung für roboter-assistierte Chirurgie am LKH Feldkirch. Prim. Dr. Hobisch ist Abteilungsleiter für Urologie am Schwerpunktrankenhaus. Gemeinsam mit Prim. Prof. Dr. Ingmar Königsrainer, Leiter der Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie, verwendet er den  OP-„Roboter“ da Vinci seit Jänner im OP-Zentrum des Schwerpunktkrankenhauses. Dabei ist es den Chirurgen wichtig zu betonen: „Die Operation wird von uns Chirurgen gemeinsam mit der OP-Pflege durchgeführt. Dabei dient uns der Roboter als verlängerte Hand des Chirurgen. Der Chirurg steuert die Arme des Roboters mit höchster Präzision von der Konsole aus.“

Vorteile für Patienten

Die Operateure berichten: „Wir informieren die Patienten in der Aufklärung vorab, dass bei ihnen der ‚OP-Roboter‘ eingesetzt wird. Wir informieren sie aber auch darüber, dass wir Chirurgen hier - genau wie zuvor - eine wertvolle und komplexe Arbeit zu leisten haben und sich daran durch den Roboter nichts geändert hat“, so Hobisch und Königsrainer. Die Qualität der Behandlung bleibt daher die gleiche wie bei den bisherigen Eingriffen. Dies gebe den Patienten Sicherheit. Die Ergebnisse bei den bisher operierten Patienten haben die Operateure überzeugt: „Wenn wir den OP-Roboter einsetzen, brauchen Patienten zum Beispiel weniger Schmerzmittel und sind schneller mobil.“ Das liege unter anderem an der höchstmöglichen Präzision und optischen Vergrößerung des Operationsfeldes durch die roboter-unterstützte, minimal-invasive Methode: Diese sorgt für geringen Blutverlust während und einen guten Heilungsverlauf nach der OP. Die Eingriffe erfolgen nervenschonend, was sich auf die Funktionalität auswirken kann. Zudem verkürzt sich die Aufenthaltsdauer der Patienten im Spital. Das Chirurgie-System wird in der Urologie bei Operationen an der Prostata (radikale Prostatektomie bei Prostatakrebs, Prostataentfernung bei gutartiger Vergrößerung), Operationen an der Niere (Nierentumore, Zysten und Nierenbeckenabgangsenge) und zukünftig geplant auch bei der Entfernung der Harnblase bei Blasenkrebs verwendet. In der Chirurgie kommt das Chirurgiesystem bei der Thoraxchirurgie (Lungenteilentfernungen bei Krebserkrankungen), bei Eingriffen beim Dickdarm, Speiseröhre (jeweils bei Krebserkrankungen) und bei Leber- und Gallenoperationen zum Einsatz. Auch für die Behandlung von Brüchen (Hernien-Chirurgie) wird diese innovative Methode angewendet.

Professionelle Vorbereitung auf OP-„Roboter“

Die professionelle Vorbereitung auf die roboter-assistierte Operationstechnik hatte schon früh begonnen: Nachdem seitens der Geschäftsführung der Vlbg. Krankenhaus-Betriebsgesellschaft und des KHBG-Aufsichtsrates die Entscheidung zur Anschaffung des innovativen OP-Systems gefallen war, fand eine langfristige Planungsphase des zentralen Einkaufsmanagements gemeinsam mit den operierenden Ärzten der Abteilungen Urologie, Chirurgie und Gynäkologie statt. Neben der Kostenschätzung und Budgetplanung war auch die erfolgreiche Implementierung des Systems im OP-Zentrum mit allen Beteiligten wie Ärzteschaft, OP- und Anästhesiepflege, Sterilisation sowie LKH-IT-Abteilung und Haustechnik zentrales Thema. Die Gesamtkosten für diese Investition sowie die laufenden Kosten betragen insgesamt  4,4. Mio. Euro über eine Laufzeit von 5 Jahren. Angeliefert wurde das Chirurgiesystem schließlich Ende September 2019.  Seit diesem Zeitpunkt waren die Urologen Prim. Doz. Dr. Alfred Hobisch und OA Doz. Dr. Andreas Berger und von der Abteilung für Allgemein- und Thoraxchirurgie Prim. Prof. Dr. Ingmar Königsrainer, OA Dr. Paolo Girotti sowie OA Dr. Peter Tschann sowie ihr OP-Pflegeteam in Ausbildung und im Simulator-Training mit insgesamt rund 100 Stunden, um das qualitätssichernde technische Zertifikat seitens des Herstellers zu erhalten. „Wenn sich auch prinzipiell an der Operation per se nichts ändert, ist es sehr wichtig, diese feinen, winkelbaren Instrumente zu beherrschen. Man bekommt sehr rasch ein gutes und sicheres Gefühl dafür“, beschreibt Prof. Dr. Königsrainer diese intensive Trainingszeit. Und der Aufwand hatte sich gelohnt: Ärzte und Pflege absolvierten die Prüfungen Anfang 2020 mit höchstem Erfolg. Danach fanden die ersten Operationen jeweils noch unter Aufsicht eines sog. Proktors (sehr erfahrener Roboter-Chirurg aus einer anderen Klinik und Ausbildner) statt, heute sind sie bereits Alltag geworden im OP-Zentrum. Auch die Abteilung für Gynäkologie unter Leitung von Prim. DDr. Burghard Abendstein plant, ab Herbst roboter-assistierte Eingriffe mit einem eigens auch für die Gynäkologie angeschafften Gerät vorzunehmen (für Eingriffe zur Endometriose sowie an den inneren weiblichen Organen). Hier läuft derzeit die Planungsphase, die Kosten sind in Verhandlung.

Technischer Fortschritt: das OP-Setting der roboter-assistierten Chirurgie

Der sog. OP-Roboter besteht aus einer Operateur-Konsole (Fernsteuer-Einheit) sowie dem Patienten-Wagen mit vier Armen (1x Kamera, 3 x Instrumenten-Arme). Zur technischen Ausstattung gehören zudem ein Technikwagen für Videoübertragung und Hochfrequenz-Technik (elektrische Schneiden und Versiegeln von Blutgefäßen) sowie verschiedene OP-Instrumente. Das OP-Team für einen Eingriff mit OP-Roboter besteht aus dem Chirurgen (an der Konsole ca. zwei Meter vom Patienten entfernt im selben Operationssaal) sowie dem weiteren Team am OP-Tisch beim Patienten: die chirurgische Assistenz (Ärztin/Arzt), der bzw. die Anästhesistin/Anästhesist, die Anästhesiepflege, die  Instrumentarin/Instrumentar sowie dem unsterilen Beidienst.

Der interdisziplinäre Einsatz des Roboter-Systems bei den chirurgischen Fächern, aber auch die Zusammenarbeit der Berufsgruppen steigern zudem die Nutzungszeiten. „Durch eine interdisziplinäre Zusammenarbeit, welche über alle beteiligten Berufsgruppen hinweg reichte, konnte eine unkomplizierte Einführung des OP-Roboters in den Arbeitsalltag erfolgen. Der Einsatz des Da- Vinci-Systems eröffnet neue und spannende Anwendungsgebiete für das gesamte OP-Team. Wir freuen uns, dass wir mit dieser modernen Technologie arbeiten dürfen und hoffen auf viele folgende roboter-assistierte Eingriffe“, beschreibt OP-Pflegeleitung DGKP Mirjam Burger ihre Arbeit am OP-Tisch, wenn roboter-assistiert operiert wird. Durch die langfristige Planung und umfassende Schulung ist es auch gelungen, dass der Einsatz des Roboter-Systems mit den bestehenden Personalressourcen auskommt.

Gelebte Innovation durch Engagement und Begeisterungsfähigkeit des Roboter-Teams

Bei der Präsentation des neuen Chirurgiesytems da Vinci zeigte sich auch Landesrätin Martina Rüscher begeistert – sowohl über die technische Innovation und Möglichkeit als auch über die motivierte Einstellung des Roboter-Teams: „Ich bin wirklich beeindruckt, wie innovativ und professionell wir die chirurgische Behandlung von Patientinnen und Patienten mit dem Einsatz des OP-Roboters auf eine neue Stufe stellen können. Ein großes Dankeschön geht dabei natürlich insbesondere an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich offen und mit vollem Einsatz an die Umsetzung des Projekts gemacht haben. Damit können wir nicht nur eine zusätzliche Aufwertung des OP- und Intensivangebots in Feldkirch erreichen, sondern auch einen wichtigen Schritt bei der innovativen Ausbildung unserer Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegerinnen und Pfleger setzen und etablieren uns damit als zukunftsfitter Arbeitgeber!“ „Wir freuen uns, dass wir eine solche Innovation sowohl unseren Patienten in der Behandlung als auch unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Ausbildung und als neues Instrument der Patientenbehandlung anbieten können. Die Begeisterung und Professionalität, mit welcher Prim. Doz. Dr. Hobisch, Prim. Prof. Dr. Königsrainer und ihre Mitarbeiter sowie das beteiligte OP-Pflegeteam die Einführung und nun auch Verwendung des roboter-assistierten Chirurgiesystems betreiben, sind außerordentlich. Auch ihr persönliches Engagement beim Erlernen der Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie der erfolgreiche Erwerb der nötigen Zertifikate sind beispiellos, ihnen sowie allen Beteiligten gebührt unser Dank. Nur so können wir Innovationen leben – und einsetzen“, erklären Dir. Dr. Gerald Fleisch und Dir. Prim. Dr. Peter Fraunberger, Geschäftsführung der Vlbg. Krankenhaus-Betriebsgesellschaft.

Zahlen/Daten/Fakten zum roboter-assistierten Chirurgiesystem da Vinci im OP-Zentrum LKH Feldkirch

Begrifflichkeiten:

Unterschied OP-„Roboter“ versus „roboter-assistiertes Chirurgiesystem“

Im täglichen Sprachgebrauch im Krankenhaus wird sehr oft der Begriff „OP-Roboter“ für das neue Chirurgiesystem verwendet, was allerdings nicht ganz auf die Verwendung des neuen Systems zutrifft: Genau genommen ist das neue Chirurgiesystem (also der sog. „OP-Roboter“) ein Assistenzsystem, welches als verlängerte Hand des Chirurgen agiert und keine Handlungen autark ausführt. 

Wenn Chirurgen in der Aufklärung mit den Patienten sprechen, informieren sie darüber, dass die Chirurgen hier - genau wie zuvor - eine wertvolle und komplexe Arbeit zu leisten haben und sich daran durch das Assistenzsystem nichts geändert hat.

Diese Information gibt den Patienten Sicherheit.  Tatsächlich gibt es z.B. im Bereich der Orthopädie Roboter, die einzelne Operationsschritte autark ausführen. Das ist nicht vergleichbar.

Planung, Anschaffung und Rahmenbedingungen

  • Langfristige Planungsphase vorab der operierenden Ärzte gemeinsam mit dem KHBG-Einkauf
  • Kostenschätzung und Budgetplanung
  • Bewilligung im Aufsichtsrat der Vlbg. Landeskrankenhäuser
  • Erfolgreiche Implementierung des Systems im Krankenhaus in Kooperation mit und durch das große Engagement von:
    • KHBG-Einkaufmanagement
    • Krankenhausleitung
    • Roboter-Chirurgen
    • OP-Pflege
    • Krankenhaus-IT
    • technischer Dienst und Hausmeister
    • MPAV
  • Gesamtkosten: Investition und laufende Kosten 4,4. Mio. Euro über eine Laufzeit von 5 Jahren
  • Chronologie: Anlieferung im September 2019, erste Operation: 22. Jänner 2020
  • Lizenzen der Operateure & Pflegeteam zur Durchführung von Operationen nach Absolvieren eines umfangreichen Simulator-Trainings: Anfang 2020

Aus welchen Komponenten besteht das roboter-assistierte Chirurgiesystem?

  • Operateur-Konsole (Fernsteuer-Einheit)
  • Patientenwagen mit 4 Armen für Kamera und 3 Armen für Instrumente
  • Technikwagen für Videoübertragung und Hochfrequenz-Technik
  • Verschiedene OP-Instrumente

Welche Operationen werden durchgeführt?

Urologie:

  • Operationen an der Prostata: radikale Prostatektomie bei Prostatakrebs, Prostataentfernung bei gutartiger Vergrößerung,
  • Operationen an der Niere: Nierentumore, Zysten und Nierenbeckenabgangsenge
  • und zukünftig geplant Entfernung der Harnblase bei Blasenkrebs

Chirurgie:

  • Thorax-Chirurgie: Lungenteilentfernungen bei Krebserkrankungen
  • Dickdarm-Chirurgie
  • Speiseröhren-Chirurgie bei Krebserkrankungen
  • Hepatobiliäre Chirurgie
  • Hernien-Chirurgie (Brüche)

Gynäkologie: (ab Herbst 2020)

  • Endometriose-Eingriffe
  • Eingriffe an den inneren weiblichen Organen  

Das OP-Team für einen Eingriff mit dem roboter-assistierten Chirurgiesystem besteht aus:

  • an der Konsole: Chirurg/in
  • am OP-Tisch beim Patienten:
    • chirurgische Assistent/in (Ärztin/Arzt)
    • Anästhesist/in
    • Anästhesiepflege
    • OP-Pflege oder Instrumentar/in
    • unsteriler Beidienst

Der Einsatz des Roboter-Systems kommt mit den bestehenden Personalressourcen aus.

Notwendige Ausbildung & Training vor erster Operation am Patienten:

  • Operateure: mehrstufige Ausbildung in Modulen:
    • Basis-Training am Simulator
    • Training am Modell
    • Fortgeschrittenes Lernen am Simulator und
    • Erwerb eines technischen Zertifikat seitens des Herstellers
    • Proctoring: Training und Zusammenarbeit mit bereits erfahrenen Chirurgen
  • OP-Pflege:

- Schulungen und Einarbeitung

- Zertifikat für „Da Vinci-OP-Personal“

Zukunftsweisendes Angebot und Vorteile: „Da-Vinci-Chirurgiesystem“

  • Für Patienten: höchste Präzision, neueste Technologie und Infrastruktur für moderne Behandlungsme­thoden, Verbesserung des Operationsergebnisses

Konkret: durch roboter-assistierte, minimal-invasive Eingriffe Steigerung der Behandlungsergebnisse

  • schnellere Mobilisation
  • bessere Funktionalität
  • geringer Blutverlust
  • schnellerer Heilungsverlauf
  • kürzerer Spitalsaufenthalt
  • Für OP-Teams: Medizin auf neuestem Stand der Technik, Unterstützung bei spezifischen Operationen
  • Als Ausbildungszentrum: Sowohl für Jungmediziner als auch für OP-Pflege attraktive Ausbildungsstelle mit höchstem Innovationsgrad
  • Für die Zukunft: Positionierung als attraktiver Arbeitgeber für qualifiziertes ärztliches und pflegerisches Personal

Quelle: Vorarlberger Krankenhaus-Betriebsges.m.b.H./Delacher

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