Es handelt sich um einen Indizienprozess. Augenzeugen gibt es keine. Die aus dem Drogenmilieu stammende, vorbestrafte Angeklagte beteuerte bisher ihre Schuldlosigkeit. Sie gab vor der Polizei zwar zu, dass sie am 17. September bei dem Ingenieur in Salzburg-Aigen war, um bei ihm zu putzen. Als er dann aber zudringlich geworden sei und die Reinigungsarbeiten nicht bezahlt hätte, habe sie die Wohnung verlassen und als Gegenleistung sein Handy und eine Mappe mitgenommen. Mit dem Mobiltelefon habe sie in der darauffolgenden Nacht telefoniert – das ergab auch eine Rufdatenerfassung. Mit dem Mord habe sie aber nichts zu tun.
Doch die Staatsanwaltschaft sieht das anders. Sie stützt sich auf Indizien und ein Täterprofil des Kriminalpsychologen Thomas Müller. Auch wenn der Todeszeitpunkt nicht eindeutig feststeht – laut Gerichtsmedizin wurde der Baumeister spätestens am 25. September ermordet – nimmt die Anklagebehörde den 17. September an, als die Arbeitslose in seiner Wohnung war.
Die Ermittler stellten DNA-Mischspuren des Opfers und der Angeklagten auf der Haustüre und dem Wasserhahn in der Küche fest. Spuren eines Dritten gab es nicht. Im Küchen-Waschbecken fand man Blutspuren. Die Kriminalisten wiesen in einem Trinkgefäß das organische Lösungsmittel “GBL” nach, das in einschlägigen Kreisen als K.o.-Tropfen oder zur Steigerung der Lust verwendet wird. Ein Pokal des begeisterten Seglers fehlte. Ein Blutabdruck auf der Sitzgarnitur, neben der die Leiche lag, stimmt mit der Sockelgröße des Pokals überein. Der Pokal verschwand spurlos, wie auch das Messer und ein Schlüsselbund des Opfers. Nach der Tat hätte die Angeklagte plötzlich über größere Bargeldbeträge verfügt, stützt sich die Staatsanwaltschaft auf Zeugenaussagen.
Der Profiler Thomas Müller geht von einem “Overkill” aus, was typisch für eine Beziehungstat sei. Der Täter habe sein Opfer aus einer tiefgreifenden Emotion getötet. Die Vorgangsweise lasse auch auf jüngere Täter schließen, die sich unter Alkohol- oder Drogeneinfluss bereichern wollen.
Verteidiger Robert Morianz erklärte, dass seine Mandantin am 20. September einen Suizidversuch begangen hat und bis 28. September im Krankenhaus lag. Es gebe Zeugen, die hätten den Baumeister aber noch nach dem 20. September gesehen. Er hält die Beweislage für “dünn”. Drei Gutachter und mehr als 20 Zeugen sollen zur Urteilsfindung am Landesgericht Salzburg beitragen.
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