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Proteste im Iran: Frauen kämpfen um ihre Rechte

Proteste für Masha Amini
Proteste für Masha Amini ©AFP/AP/Canva
Bei landesweiten Protesten im Iran gegen den Tod einer jungen Frau ist ein Polizist getötet worden.
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Vier weitere Sicherheitskräfte wurden bei Zusammenstößen mit Demonstranten in der Millionenstadt Schiras verletzt, wie die staatliche Nachrichtenagentur Irna am Mittwoch berichtete. In der nordöstlichen Pilgerstadt Maschhad sei zudem ein Polizist angezündet worden, bevor ihm Demonstranten mit Feuerlöschern zur Hilfe eilten, meldete die Nachrichtenagentur Tasnim.

Internet eingeschränkt

Das Internet wurde nach den landesweiten Protesten massiv eingeschränkt. Mobile Netzwerke seien "weitgehend abgeschaltet", berichtete die Organisation Netblocks am Mittwoch. Bei den strengsten Beschränkungen seit den Protesten im November 2019 wurde auch Instagram als eines der letzten freien sozialen Netzwerke gesperrt. Experten befürchten, dass Polizei und Sicherheitskräfte nun die Demonstrationen niederschlagen könnten.

Tod einer 22-Jährigen

Auslöser der Proteste ist der Tod der 22-jährigen Mahsa Amini. Sie war vor gut einer Woche von der Sittenpolizei wegen ihres "unislamischen Outfits" festgenommen worden. Was genau mit Amini nach ihrer Festnahme geschah ist unklar, jedenfalls fiel sie ins Koma und starb am Freitag in einem Krankenhaus. Kritiker werfen der Moralpolizei vor, Gewalt angewendet zu haben. Die Polizei weist die Vorwürfe entschieden zurück.

Am Dienstagabend strömten wieder Tausende Menschen in zahlreichen Städten auf die Straßen Irans. Neben regierungskritischen Slogans wurde immer öfter gerufen: "Wir kämpfen, wir sterben, wir werden uns den Iran zurückholen." Sogar in der erzkonservativen Stadt und dem schiitischen Zentrum Ghom demonstrierten junge Menschen gegen die islamischen Kleidungsvorschriften. Es kam zu mehreren Verhaftungen, wie die Nachrichtenagentur Fars berichte.

Kopftücher in Brand

Auch auf der Urlaubsinsel Kish im Persischen Golf, die als besonders ruhig gilt, wurden in den sozialen Medien Videos mit Protesten geteilt. Videos in den sozialen Medien, deren Echtheit nicht verifiziert werden konnten, zeigten, wie Demonstranten Sicherheitskräfte verprügelten oder wie Frauen ihre Kopftücher in Brand steckten. Der Gouverneur der iranischen Provinz Kurdistan hatte am Dienstag drei tote Demonstranten gemeldet - wies aber ein Einwirken durch Sicherheitskräfte zurück.

Auch häufen sich im Land Stimmen, die eine Lockerung der strengen Kleidungsvorschriften und damit einen Kurswechsel der Regierung fordern. "Ein Gesetz, das die Mehrheit der Gesellschaft nicht befolgt, muss revidiert werden", sagte der ehemalige Bürgermeister der Hauptstadt Teheran und Herausgeber der Tageszeitung "Ham Mihan", Gholam Hussein Karbastschi (69), in einem Interview am Mittwoch. Elias Hasrati, ehemaliger Abgeordneter und Chef der Zeitung "Etemad" forderte in einem Schreiben an Präsident Ebrahim Raisi die sofortige Auflösung der Sittenpolizei-Einheiten

Scharfe Worte aus Wien

Scharfe Worte kommen auch aus Wien: "Es ist der Ausdruck einer menschenverachtenden und menschenrechtswidrigen Politik, dass eine junge Frau wegen einer nicht verhüllten Haarlocke zu Tode gebracht wird. Menschenrechte sind nicht verhandelbar", schrieb der Rektor der Universität für angewandte Kunst, Gerald Bast, am Mittwoch in einer Aussendung. "Wir fordern unseren Außenminister, Alexander Schallenberg, auf, offiziell Protest gegen das Agieren der iranischen (Polizei-)Behörden einzulegen. Der iranische Botschafter müsse "ins Außenministerium zitiert" werden, um "deutlich zu machen, dass der Tod von Mahsa Amini auf diese Art und Weise nicht einfach hingenommen werden kann".

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(APA)

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