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„Probiere gerne Neues aus“

Sebastian Kopf übernahm im vergangenen Jahr den elterlichen Betrieb Blumen Kopf und führt die Firma in eine nachhaltige Zukunft.
Sebastian Kopf übernahm im vergangenen Jahr den elterlichen Betrieb Blumen Kopf und führt die Firma in eine nachhaltige Zukunft. ©Sams
Ex-Snowboard-Pro Sebastian Geiger aus Sulz ist ein echter Tausendsassa und hat in seinen 29 Jahren schon viele Dinge ausprobiert. Mit WANN & WO spricht der heutige Geschäftsführer von Blumen Kopf über Boarden, Blumen und Bio-Anbau.

Von Harald Küng / Wann&Wo

WANN & WO: Vom Heizungsinstallateur zum Profi-Snowboarder und über Veranstaltungen in die Floristik. Ein sehr bunter Werdegang. Wie kam es dazu?

Sebastian Geiger: Wahrscheinlich liegt es daran, dass mir meine Eltern immer schon gesagt haben, ich soll das tun, worauf ich Lust habe. Ich habe mich immer schon für sehr viele Dinge interessiert und auch gerne ausprobiert. Auch beim Snowboarden haben sie mich immer unterstützt – was sicher bislang das Unkonventionelleste in meiner Laufbahn war (lacht).

WANN & WO: Geht dir das ­Snowboarden ab?

Sebastian Geiger: Ich bin immer noch am Snowboarden, wenn es meine Zeit zulässt. Ich mache auch Touren mit dem Splitboard, zudem haben wir uns ein paar Surfboards gebaut, die man im Schnee ohne Bindung fahren kann. Als Geld­erwerb fehlt mir das Snowboarden aber nicht.

WANN & WO: Du bist mit der Gärtnerei aufgewachsen. Hättest du gedacht, dass du irgendwann einmal dort arbeiten wirst? Hat dich die Gärtnerei als junger Bub interessiert?

Sebastian Geiger: (Lacht) Nein, ehrlich gesagt nicht. Ich habe während meiner Zeit als Profi-Snowboarder schon eine Firma gegründet, über die wir Events veranstaltet und Filme produziert haben. Ich habe gemerkt, dass mir Veranstaltungen zu organisieren Spaß macht und ich das auch gerne weiter machen würde. Dann hat sich für mich die Aussicht ergeben, irgendwann die Firma zu übernehmen. Ich hatte aber keine Ahnung, inwiefern ich mich einbringen könnte. Ich habe dann mit kulturellen Veranstaltungen – Poetry Slams, Lesungen, etc. – in unserem Glashaus begonnen und bin so langsam in den Betrieb eingestiegen.

WANN & WO: Im vergangenen Jahr hast du dann die Firma ganz übernommen. Was hat sich seither geändert?

Sebastian Geiger: Es dauerte lange, bis ich eine Idee hatte, was ich mit dem Betrieb und den Anbauflächen machen könnte. Die Frage war für mich einfach, was am meisten Sinn macht. Ein Blumengeschäft zu führen, war eigentlich nie mein Plan. Ich habe mir erst überlegt, Gemüse anzubauen, die Glashäuser zu vermieten, oder auch Parzellen für Leute, die keinen Garten haben, zur Verfügung zu stellen. Schließlich war der logische Schluss für mich: Wenn ich schon ein Blumengeschäft habe, dann wäre es wohl auch am sinnvollsten, den Eigenbedarf an Blumen anzubauen. Ich habe mich eingelesen, mit Menschen gesprochen, die sich auskennen und bin langsam hineingewachsen. So kam es, dass wir heute Schnittblumen verkaufen, die wir auch selbst produzieren. Dadurch ergab sich ein cooler Kreislauf: Wir bauen die Blumen an, verarbeiten sie hier und nehmen sie bei Veranstaltungen auch als Dekoration. Wenn sie dort nicht mehr gebraucht werden, kompostieren wir sie und verwenden sie wieder als Dünger für die nächsten Blumen.

WANN & WO: Floristik und ­Gartenbau lernt man ja jetzt nicht einfach von heute auf morgen. Wie schwierig fiel dir der Einstieg in die Materie?

Sebastian Geiger: Ich habe es nicht gelernt und werde es vermutlich auch nie können. Ich kann im Betrieb aber auf die richtigen Leute zurückgreifen. Das ist auch sicher etwas ganz Spezielles bei uns: Ich versuche 18 Leute zu führen, obwohl ich nicht vom Fach bin und mich in der Materie nicht wirklich auskenne. Dadurch ergibt sich meiner Meinung nach auch ein ganz anderes Angestelltenverhältnis. Es basiert sehr viel auf Vertrauen. Ich versuche, meine Mitarbeiter zu unterstützen und den Betrieb mit ihnen gemeinsam weiter zu entwickeln. Ich sehe mich da eher in der Coachrolle, der das Beste aus seinen Mitarbeitern herausholen möchte.

WANN & WO: Schauen dir deine Eltern über die Schulter?

Sebastian Geiger: Meine Mutter ist Floristin, sie kennt den Betrieb in- und auswendig. Meine Eltern lassen mir freie Hand und unterstützen mich sehr, worüber ich sehr dankbar bin. Ich lerne jeden Tag Neues dazu und freue mich, dass sie mich in diesem Prozess begleiten.

WANN & WO: Du setzt voll auf Nachhaltigkeit und Regionalität. Warum?

Sebastian Geiger: Regionalität ist für mich unumgänglich. Wir bauen auch Produkte an, die wir dann in unserem kleinen Café anbieten. Zudem verkaufen wir Kuchen, Käse und mehr von regionalen Anbietern. Ich liebe es, zu den Menschen zu gehen, bei ihnen einzukaufen. Man lernt sich kennen, kommt mit­einander ins Gespräch – das ist viel Lebensqualität für mich. Und wenn ich schon selbst versuche, ein regionaler Produzent zu sein, dann ist es für mich nur logisch, dass ich auch regional einkaufe.

WANN & WO: Wagen wir einen Blick nach vorne. Welche Pläne hast du für die Zukunft?

Sebastian Geiger: Hochzeiten sind ein großes Thema für uns. Ich habe auch schon gemerkt, dass viele Paare sehr interessiert an unserem Nachhaltigkeitsgedanken sind. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet, doch umso mehr freut es mich. Das werden wir noch weiter ausbauen. Zudem sind wir gerade dran, alle Anbauflächen Bio-zertifizieren zu lassen. Wir haben dann die ersten Bio-zertifizierten Schnittblumen in Österreich. Ich könnte mir auch vorstellen, das Ganze mit einer Fahrradzustellung zu verbinden.

WANN & WO: Wie groß ist der Aufwand, sich zertifizieren zu lassen?

Sebastian Geiger: In unserem Fall ist der Aufwand glücklicherweise kein sehr großer: Meine Mutter hat bereits einen Teil der Schnittblumen selbst produziert – ganz ohne spezielle Dünger oder andere Mittel, die in einer Bio-zertifizierten Gärtnerei nichts verloren hätten. Da dachte ich mir: Warum nicht einfach mal probieren? Und das war schon eine einzigartige Geschichte: So einzigartig, dass die Person von der Kontrollstelle selbst genauso wenig über den Ablauf wusste, wie ich. (lacht) Nun entwickeln wir das Ganze gemeinsam, dadurch mache ich auch die Bahn frei für andere Leute. Und das ist eigentlich auch der Sinn und Zweck.

WANN & WO: Welche Tipps hast du abschließend für junge Leute, die mit dem Gedanken spielen, selbstständig zu werden?

Sebastian Geiger: Das ist eine schwierige Frage. Ich bin überzeugt, dass man einer Idee treu bleiben und sich nicht einschüchtern lassen sollte. Man hört schnell einmal: Das ist Schwachsinn. Aber davon würde ich mich nicht aufhalten lassen, sondern mit Leuten reden, die wirklich eine Ahnung haben. Auch ich hatte immer meine Gesprächspartner – nur so entwickeln sich Ideen durch viele unterschiedliche Gedanken weiter. Eine gute Idee hat nie jemand alleine im Kopf – sie entwickelt sich erst im Gespräch mit anderen.

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