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"Privatsphäre hat oberste Priorität"

Im Amstettner Inzest-Fall hätten das Wohl und der Schutz der Familie und deren Privatsphäre oberste Priorität. Es gehe darum, den Betroffenen einen "möglichst angenehmen Start ins neue Leben zu ermöglichen", heißt es seitens der NÖ Landeskliniken-Holding.

Primarius Berthold Kepplinger, ärztlicher Direktor der Sonderkrankenanstalt Amstetten-Mauer, hat am Donnerstag neuerlich darauf verwiesen, dass der körperliche Zustand bei allen sieben Patienten “relativ gut” sei. Es handle sich um einen “Status quo”, an dem sich in den kommenden Tagen “nichts ändern wird”. Die Therapie werde fortgesetzt. “Wir haben den Eindruck, dass sich die Familie den Umständen entsprechend wohl fühlt”, so Kepplinger.

Für die Betroffenen ist in der Sonderkrankenanstalt ein eigener Wohnbereich von 70 bis 80 Quadratmetern geschaffen worden. Die Familienmitglieder würden “sehr viel miteinander reden”, so der Primarius.

Jene Opfer, die bis zu 24 Jahre in Gefangenschaft verbringen mussten, werden laut Kepplinger langsam (wieder) an das Tageslicht gewöhnt. Außerdem gehe es darum, “Raumorientierungsstörungen Schritt für Schritt auszugleichen. Wir sind überzeugt, dass dies in den nächsten Wochen gelingen wird “, so der Primarius.

Kepplinger hat auch einen Appell an die Medien gerichtet. “Die Familie braucht jetzt Zeit.” Es sei wichtig zu akzeptieren, dass die Opfer nicht an die Öffentlichkeit treten wollten und “nach dem schrecklichen Martyrium ein Recht auf Privatsphäre” hätten. Währenddessen sollen aber die Paparazzi angeblich sogar schon auf Bäume vor dem Klinikum geklettert sein, um ein – sicherlich hochbezahltes – Foto der Familie F. zu schießen. So berichtete der ORF-Rundfunk auch, dass Beamte der Niederösterreichischen Polizei zahlreiche Pressefotografen von Bäumen in der Umgebung der Klinik verjagen mussten, die Bilder aus den Wohnräumen der Familie “schießen” wollten. Eine Sprecherin der medizinischen Anstalt wollte dazu am Donnerstag keine Stellung beziehen.

Unverändert ist laut Primarius Albert Reiter, Leiter der Abteilung für Anästhesiologie und Intensivmedizin im Landesklinikum Amstetten, der Zustand – “kritisch, aber stabil” – der vermutlich 19-jährigen Tochter von Elisabeth F. (42). Die junge Frau befinde sich weiterhin im künstlichen Tiefschlaf, werde beatmet und erhalte eine Nierenersatztherapie sowie Antibiotika.

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