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Premiere: Kurt Palms "Monster" als Grusical im Wiener Rabenhof

Die Premiere fand im Wiener Rabenhof statt.
Die Premiere fand im Wiener Rabenhof statt. ©APA/AFP/JOE KLAMAR
Am Dienstag feierte Kurt Palms "Monster" im Wiener Rabenhof Premiere. Christina Tscharyiski inszenierte den grotesken Heimatroman als flotte Weltuntergangsfantasie.

"Alles Böse kommt aus dem Ausland herein", schmettert der schleimige Schlager-Schlurf im Glitzer-Sakko. Für den schönen Rottensee gilt das gleich in dreifacher Weise: Ein aus den Tiefen des Alls heranrasender Asteroid, aus Afrika eingeschleppte Ebola-Viren und ein aus Südamerika importierter und zum gefräßigen Monster mutierter Fisch bedrohen die Idylle. Willkommen im Wiener Rabenhof!

Christina Tscharyiski inszenierte den grotesken Heimatroman

Die junge Regisseurin Christina Tscharyiski, die hier 2017 mit "Ja, eh! Beisl, Bier und Bachmannpreis" nach Stefanie Sargnagel ihren ersten großen Erfolg landete und kürzlich mit einer modernen "Kasimir und Karoline"-Inszenierung in Freiburg reüssierte, hat aus Kurt Palms bösem Heimatroman "Monster" ein flottes Grusical gemacht, das am Dienstag Premiere feierte. Für den richtigen parodistischen Sound sorgen dabei der Musiker Valentin Eybl und der aus der Combo 5/8erl in Ehr'n bekannte Sänger Robert Slivovsky alias Romantic Slivo, die einem mit ihren Texten und Kompositionen so recht das Gruseln lehren.

Lieder wie "Ohne di / geh' i nirgendwo hi'" und "Only Me" legen den Kern der gefühlvollen musikalischen Verbindung von Patriotismus und Chauvinismus zwischen Schlager und Heimatlied gnadenlos bloß. Das Seebühnenkonzert, bei dem der gehypte Volks-Rock'n'Roller Andreas Mastwächter auf World Musiker Herbert von Scheuchham trifft, wird dank des Angriffs des Killerfisches zum Höhepunkt eines apokalyptischen Treibens, bei dem der finale Impact wie im Buch den Schlusspunkt setzt: "Und das Land lag öd und leer, und die Zeit war endlos und schwarz."

Bühne kurz vor Weltuntergang

Wie bringt man den Weltuntergang am besten auf die Bühne? Am besten gar nicht. Deswegen konzentrieren sich Tscharyiski und ihre Ausstatterin Jenny Schleif zu Recht auf das bunte Treiben davor. Vor einem pittoresken Alpenseeblick, dessen Horizont sich immer dann gefährlich rötet, wenn vom nahenden Asteroiden die Rede ist, findet eine Mischung aus Zombieball und Tanz der Vampire statt. Ein als Untote geschminktes Darstellerquartett versucht, alle Geschlechterzuordnungen ignorierend, den verschiedensten Figuren Leben einzuhauchen. Am eindrucksvollsten gelingt dies Christoph Krutzler, der als rechte Innenministerin Dietlinde Breitfurtner-Brandstätter beim PR-Termin im Flüchtlingsheim nur widerwillig die von einem nigerianischen Flüchtling zubereitete (und mit Ebola-Viren verseuchte) Suppe auslöffelt, aber auch als auf Teneriffa den Weltuntergang ins Auge fassender Astronom und als attraktive russische Vampirin gute Figur macht.

Auch Eva Mayer, Bettina Schwarz und Richard Schmetterer wechseln mit Leichenblässe und Todesverachtung rasch ihre Rollen, um nach Manier eines alpenländischen Grand Guignol die wichtigsten Handlungsstränge des grotesken Romans so weit aufzudröseln, dass zwischen Ausländerfeindlichkeit und Heimatseligkeit rasch eines klar wird: Das Ende ist nah. Es kommt dann nach 75 Minuten dennoch recht unvermittelt. Wenigstens einen bösen Schlusssong hätte man sich da noch gewünscht. Dennoch gab es bei der Premiere viel Applaus. Mit dem Team verbeugte sich auch der zufriedene Autor. Seine Monster machen auch auf der Bühne gute Figur.

(APA/Red)

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