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Plattform Klimacent ermöglicht erstmals CO2-Kompensation mit Vorarlberger Projekten

Die bei Klimacent verfügbaren Projekte werden von sieben Organisationen der Steuerungsgruppe ausgewählt und geprüft. Im Bild (v. l. n. r.): Jürgen Mathis (Diözese Feldkirch), Jürgen Ulmer (Vorarlberger Naturschutzbund), Kaspar Kohler (Bio Austria Vorarlberg), Carolina Fink (Tänzerin), Gebhard Moser (Gemeinwohlökonomie), Thomas Ölz (Waldverein Vorarlberg), Christof Drexel (KlimaVOR!) und Hans Punzenberger (Arbeitsgemeinschaft Erneuerbare Energie).
Die bei Klimacent verfügbaren Projekte werden von sieben Organisationen der Steuerungsgruppe ausgewählt und geprüft. Im Bild (v. l. n. r.): Jürgen Mathis (Diözese Feldkirch), Jürgen Ulmer (Vorarlberger Naturschutzbund), Kaspar Kohler (Bio Austria Vorarlberg), Carolina Fink (Tänzerin), Gebhard Moser (Gemeinwohlökonomie), Thomas Ölz (Waldverein Vorarlberg), Christof Drexel (KlimaVOR!) und Hans Punzenberger (Arbeitsgemeinschaft Erneuerbare Energie). ©Foto: Jürgen Gorbach/Arbeiterkammer Vorarlberg
Vorarlberger Umweltorganisationen unterstützen regionales Angebot mit höchsten Standards

Vorarlberger Unternehmen und Organisationen haben nun erstmals die Möglichkeit, direkt in regionale Klimaschutzprojekte zu investieren. Auf der Plattform Klimacent (www.klimacent.at) können sie ihren CO2-Ausstoß ab sofort regional kompensieren. Die geförderten Projekte entsprechen höchsten Standards. Sieben Vorarlberger Organisationen unterstützen die Plattform. „Mit der Plattform beschleunigen wir Vorarlbergs Weg zur Klimaneutralität“, freut sich Initiator Hans Punzenberger, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Erneuerbare Energie. Nach dem Start in Vorarlberg will die Plattform Klimacent regionale Projekte zur CO2-Kompensation österreichweit anbieten.

Immer mehr Unternehmen und Organisationen haben sich zum Ziel gesetzt, klimaneutral zu werden. Mit Investitionen versuchen sie, den von ihnen verursachten Ausstoß an Treibhausgasen sukzessive zu reduzieren. Betriebe, die heute schon „klimaneutral“ wirtschaften wollen, kompensieren ihre restlichen Emissionen durch den Kauf von CO2-Zertifikaten, welche nach verschiedenen internationalen Standards gehandelt werden. Der Markt für solche Zertifikate ist heiß umkämpft. Sie werden teilweise für weniger als 1 Euro pro Tonne CO2-Kompensation verkauft.

Hans Punzenberger, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Erneuerbare Energie plädiert für eine „maximale Wirksamkeit von freiwilligen CO2-Kompensationszahlungen. Globale Verantwortung ist wichtig und richtig, aber es braucht auch Investitionen für eine regionale klimaneutrale Infrastruktur.“ Viele Vorarlberger Unternehmen wollen ihre CO2-Emissionen regional kompensieren, weiß Punzenberger aus seinen Gesprächen.

Seriöse und regionale CO2-Kompensation
Genau diese Möglichkeit schafft nun erstmals die Plattform Klimacent Austria (www.klimacent.at). Dazu wird das bestehende Angebot, eine freiwillige CO2-Abgabe, um die CO2-Kompensation in regionalen Projekten ergänzt. In der Pilotregion Vorarlberg wurden die Kriterien gemeinsam mit sieben regionalen Organisationen ausgearbeitet. Nach dem Start in Vorarlberg wird das Angebot auf weitere Bundesländer ausgeweitet.

Wichtigste Zielgruppe der Plattform sind die innovativen Vorarlberger Unternehmen, die sich bereits Klimaneutralität zum Ziel gesetzt haben. Sie müssen zunächst ihre derzeitigen CO2-Emissionen berechnen und Maßnahmen festlegen, wie sie bis 2040 Klimaneutralität erreichen wollen. Danach können sie die bestehenden Emissionen regional kompensieren. Der Preis liegt in diesem Jahr bei 50 Euro pro Tonne CO2-Equivalent und steigt jährlich um 7 Prozent. Bis 2040 wird damit ein Zielwert von 180 Euro pro Tonne erreicht.

Unterstützung für die Energieautonomie
„Wenn die Klimaneutralität bis 2040 erreicht werden soll, braucht es einen ständig steigenden CO2-Preis. Diese Forderung ist zwischenzeitlich weitgehend unbestritten“, betont der Initiator Hans Punzenberger. Er ist überzeugt: „Mit der neuen Möglichkeit, den CO2-Ausstoß auch regional zu kompensieren, beschleunigen wir die Transformation zur Klimaneutralität im Land und sichern die erfolgreiche Umsetzung der Energieautonomie Vorarlberg.“

Auch Christof Drexel, Obmann des Vereins KlimaVOR!, sieht die neue Plattform als einen wichtigen Baustein auf dem Weg des Landes zur Klimaneutralität: „Vorarlberger Kompensationszahlungen für Vorarlberger Klimaschutzprojekte – das könnte eine Dynamik auslösen, die der Dringlichkeit des Themas gerecht wird.“

Gefördert werden mit den Einnahmen beispielsweise der Ausbau von Biomasse-Nahwärmeanlagen zur Produktion von Strom und Pflanzenkohle, Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften mit saisonalen Speichern, Humusaufbau- und Moorschutzprojekte, Initiative Bio-Solar oder die Bewirtschaftung und Aufforstung des Waldes im Hinblick auf die maximale CO2-Bindung. Die Abwicklung der Zahlungen erfolgt über ein notarielles Treuhandkonto.

Die Vorarlberger Projekte müssen ihren CO2-Minderungseffekt nachweisen und werden in einem zentralen Register erfasst. „Wir würden uns sehr freuen, wenn wir über unser Register alle Vorarlberger Klimaschutzprojekte sichtbar machen können – und so eine Bewegung für die Umsetzung schaffen”, hofft Initiator Hans Punzenberger. „Es gilt, alle zum Mitmachen zu motivieren.“

Umweltorganisationen steuern die Plattform
Ausgewählt und überwacht werden die Projekte von sieben Vorarlberger Organisationen: Arbeitsgemeinschaft Erneuerbare Energie, Bio Austria, Vorarlberger Waldverein, Gemeinwohlökonomie, Vorarlberger Naturschutzbund, KlimaVOR! und Diözese Feldkirch. Sie sind in der Steuerungsgruppe vertreten und bieten auch ihren Mitgliedern die CO2-Kompensation über die Plattform an.

„Der Wald ist Hauptbetroffener des Klimawandels und bindet gleichzeitig sehr effizient CO2“, schildert Thomas Ölz vom Vorarlberger Waldverein die Beweggründe für das Engagement. „Gleichzeitig kann Holz viele andere klimaschädliche Baustoffe und Energieträger ersetzen und damit den CO2-Ausstoß in Vorarlberg wesentlich verringern.“

„Eine regionale Lösung für die CO2-Freistellung – das ist genau das, worauf unsere Mitglieder in Vorarlberg aber auch in Österreich gewartet haben“, betont Gebhard Moser, Geschäftsführer der Gemeinwohlökonomie Vorarlberg. „Jetzt hat jeder und jede wirklich die Wahl, welche Projekte er/sie gerne unterstützen möchte.“ Moser will sich dafür einsetzen, dass diese Initiative in ganz Österreich Fuß fassen kann.

Auch die Diözese Feldkirch beteiligt sich aktiv an der Plattform: „Papst Franziskus hat bereits 2015 die Fragen eines ökologischen, nachhaltigen und gerechten Lebensstils aufgegriffen. Mit dem f5-Programm der Diözese wollen wir diese Aufgabe in den Pfarren in die Praxis umsetzen, um unserer Schöpfungsverantwortung gerecht zu werden“, betont Jürgen Mathis vom Ethikcenter der Diözese.

Arbeiterkammer und Gemeinde Göfis als Pioniere
Als erste Kunden kompensieren die Arbeiterkammer Vorarlberg und die Gemeinde Göfis ihren CO2-Ausstoß über die Plattform Klimacent. Für die AK Vorarlberg wurden 264 Tonnen CO2-Emissionen durch Strom, Wärme und Treibstoffe errechnet. Ihre Kompensationszahlung für das Jahr 2021 liegt demnach bei 12.650 Euro. Das Geld fließt in eine Aufforstung im Stadtforst von Feldkirch.

Die Gemeinde Göfis hat in ihrem Energiebericht Emissionen von 232 Tonnen CO2 errechnet. Ihre Zahlung von 11.600 Euro fließt in Projekte zum Ersatz von Ölkessel, den Bau von weiteren Photovoltaikanlagen und den Ausbau der klimaneutralen Mobilität.

Einladung zur Kooperation
Gespräche will die Plattform Klimacent auch mit dem Land Vorarlberg führen. Das Land zahlt bereits eine freiwillige Kompensation von 50 Euro pro Tonne für seine CO2-Emissionen. Auch dem Klimaneutralitätsbündnis will die Plattform ihre regionale CO2-Kompensation anbieten

Factbox:
Wichtige Handlungsfelder der Plattform Klimacent

  • Ausbau von Biomasse-Nahwärmeanlagen zur Produktion von Strom und Pflanzenkohle
  • Bürgerkraftwerke und Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften mit dezentralen Stromspeichern
  • saisonale Wärmespeicher
  • Humusaufbau und Moorschutz
  • Sharing- und Recyclingsysteme
  • Projekte rings um klimaneutrale Mobilität
  • nachhaltige Waldbewirtschaftung mit naturnahem Waldbau
  • Initiative Bio-Solar
  • Innovative Produktion von Solarstrom
  • Grüner Wasserstoff
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