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Pflegewissenschafts-Studium geplant

Die Universität Wien und die Medizin-Universität Wien planen die gemeinsame Einrichtung eines regulären Studiums der Pflegewissenschaften.

Unterstützung kommt von Rotem Kreuz und Caritas, die für drei Jahre eine Professur dafür stiften. Mit dem Start dieser Ausbildung rechnete der Rektor der Universität Wien, Georg Winckler, bei einer Pressekonferenz am Dienstag, für Herbst 2005. Derzeit kann auf Grund der fehlenden Genehmigung des Bildungsministeriums nur ein individuelles Diplomstudium der Pflegewissenschaften belegt werden.

Die unmittelbaren Kosten für die Professur bezifferte Winckler mit rund 150.000 Euro pro Jahr. Diese Summe soll von den beiden Stiftern kommen. Die Infrastruktur wie etwa ein Studienassistent, eine Sekretariatskraft sowie die Räumlichkeiten stellt die Universität Wien zur Verfügung. Im Moment müssen interessierte Pflegewissenschafts-Studenten ein entsprechendes individuelles Diplomstudium (früher: studium irregulare) beantragen, das von den Studienkommissionen Medizin, Psychologie und Soziologie genehmigt werden muss. Ein Antrag für die Einrichtung eines regulären Studiums aus dem Jahr 2000 liegt laut dem Rektor der Medizin-Uni Wien, Wolfgang Schütz, nach wie vor beim Bildungsministerium – erst mit dem ab 1. Jänner geltenden neuen Universitätsgesetz (UG) können die Hochschulen selbst über eine Einrichtung entscheiden.

International ist Österreich ein Nachzügler

Der Bedarf ist offenbar gegeben: Seit 1999 haben rund 400 Personen das individuelle Diplomstudium begonnen, das Rote Kreuz rechnet damit, dass von den derzeit rund 60.000 Pflegepersonen in Österreich etwa fünf bis zehn Prozent mit der akademischen Ausbildung beginnen könnten. Schütz verwies außerdem darauf, dass Österreich in diesem Bereich im internationalen Vergleich „Nachzügler“ sei: So werden in Großbritannien bereits seit 1956 Pflegepersonen an Unis ausgebildet, Spanien folgte 1982, Finnland 1986, Deutschland 1991 und die Schweiz 2000. Dabei gehe es aber nicht darum, dass jede Schwester über einen akademischen Abschluss verfüge, betonte Otto Klaus Burger vom Roten Kreuz. Allerdings solle die Führung des Pflegepersonals durch entsprechende Fachkräfte erfolgen.

Schütz erwartet dabei durchaus den Widerstand der etablierten Ärzte. Es stehe aber außer Streit, dass sowohl Qualität als auch Quantität der Pflege zunehmen müsse. Ebenso äußerte sich Stefan Wallner-Ewald von der Caritas: Derzeit müssten 540.000 Pflegebedürftige zu Hause betreut werden, bis 2011 steige diese Zahl auf 800.000. Im Jahr 2000 seien auf einen Demenzkranken 56 gesunde Personen im erwerbsfähigen Alter gekommen, 2050 werde dieses Verhältnis nur 1:17 betragen. Nötig werde daher sowohl eine breitere Basis in der Pflege als auch um eine stärkere Ausdifferenzierung. Und: „Ein Lehrstuhl in Wien allein kann es nicht sein.“

Im Pflegewissenschafts-Studium sollen Inhalte aus der Medizin, Soziologie, Psychologie, aber auch der Ethik und der Ökonomie angeboten werden. Für sinnvoll erachtet der Vizerektor der Medizin-Uni, Rudolf Mallinger, dabei ein dreijähriges Bakkalaureats-Studium, an das optional ein ein- oder zweijähriges Masterstudium anschließt.

Redaktion: Michael Grim

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