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Pflege so viel wie nötig

Götzis - Pflegebedarfserhebung: Für Martin Herburger ist es ein ,,System mit Zukunft“. Und so klingt es auch. Denn im Mittelpunkt steht das, was der Heimbewohner tatsächlich an Pflege und Betreuung braucht.

Die Entscheidung darüber wird auch nicht irgendwo im stillen Kämmerlein getroffen. Bewohner, Angehörige, Pflegepersonen und der behandelnde Arzt können mitreden. ,,Das macht sowohl Leistungen als auch Kosten nachvollziehbar“, erklärt der Leiter des Seniorenheimes Götzis den Vorteil von ,,BESA“, so der Titel des Modells.

Qualitätskontrolle

Seit März letzten Jahres wird es in den Heimen Alberschwende, Frastanz, Götzis und im Sozialzentrum Vorderland in Röthis im Rahmen eines Pilotprojektes angewendet. Die bisher gemachten Erfahrungen sind laut Martin Herburger ,,äußerst positiv“. Vor Kurzem erging ein Zwischenbericht an die Sozialabteilung des Landes. Bis Ende Februar soll über eine flächendeckende Einführung entschieden werden. Das Modell resultiert aus einer Forderung des Rechnungshofes und wurde von der Arge Heim- und Pflegeleitungen ausgearbeitet. ,,In den Anfängen hat es sich als sehr aufwendig erwiesen“, räumt Herburger ein. Vor allem, weil es nebenbei laufen musste und besonders die Erstgespräche viel Zeit in Anspruch nahmen. Mittlerweile sind zwei Drittel der momentan 60 Bewohner erfasst. Für sie gibt es einen individuellen Pflegebedarf, der regelmäßig überprüft wird, ein konkretes Pflegeziel und den entsprechenden Pflegeauftrag samt Dokumentation desselben, die gleichzeitig als interne Qualitätskontrolle dient. ,,Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter weiß, was der andere zu tun hat. Treten Probleme auf, kann sofort reagiert werden“, sagt Martin Herburger. Der auch meint, dass die vorzugsweise aus Überbelastung entstandenen Pflegemängel im Herz-Jesu-Heim und ,,Haus Klostertal“ durch dieses System zu verhindern gewesen wären, weil ,,sich die Arbeit objektiv nachvollziehen lässt“.

Unterbesetzt

Außerdem ermöglicht ,,BESA“ einen gezielteren Einsatz des Personals. Laut einer erst kürzlich von der Bezirkshauptmannschaft durchgeführten Prüfung liegt das Seniorenheim in Götzis personell zwar ebenfalls leicht unter dem zurzeit verwendeten DKI-Schlüssel. Trotzdem kommt die Behörde zum Schluss, dass eine ,,angemessene Pflege“ aufgrund der sehr gut geschulten Mitarbeiter gewährleistet ist. Gleichzeitig wurde die Heimleitung angewiesen, für den erforderlichen Ausgleich zu sorgen. Der seit Mitte der neunziger Jahre als Grundlage für den Personalschlüssel verwendete Deutsche Krankenhaus Index ist inzwischen allerdings nicht mehr unumstritten. Wie berichtet, hatte ihn die Arge Heim- und Pflegeleitungen als nicht zielführend bezeichnet. ,,Es wäre an der Zeit, ein anderes Modell einzusetzen“, meint Ing. Hans Holzer, Leiter des Pflegeheimes Schützengarten in Lustenau.

In der Schublade

Neben ,,BESA“ favorisiert er ein 1999 erarbeitetes Kosten-Informations-System (KIS), das Kostentransparenz und damit eine Vergleichbarkeit der Heime problemlos möglich mache. Zudem würde KIS auch dem Rechnungshof die Überprüfung erleichtern. Einziger Haken: Das Projekt schlummert in irgendeiner Schublade des Landes. ,,Vielleicht gibt es jetzt eine Initialzündung“, hofft Holzer.

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