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Peter Klimek ist Wissenschafter des Jahres 2021

Peter Klimek ist Wissenschaftler des Jahres 2021.
Peter Klimek ist Wissenschaftler des Jahres 2021. ©APA
Der "Wissenschafter des Jahres 2021", Peter Klimek, ist zu einem der präsentesten wissenschaftlichen Pandemiebegleiter geworden.
Für Klimek ist "nichts" an Omikron gut

Nicht zuletzt ließ der Komplexitätsforscher auch damit aufhorchen, wie er sich selbstbewusst vor die Wissenschaftsgemeinde stellte. Dass er einmal Teil davon werden sollte, war dem gebürtigen Wiener nicht in die Wiege gelegt. Einen gewissen Anteil daran hat auch Österreichs wohl bekanntester Forscher, der Quantenphysiker Anton Zeilinger.

Die Pandemie hat die schon vor Corona engen Zeitpläne des am 17. August 1982 geborenen Wissenschafters nochmals stark verdichtet. "Leider ist die Zeit, die man für Hobbys verwenden kann, sehr stark zurückgegangen", so der Vater zweier kleiner Kinder gegenüber der APA. Als Neujahrsvorsatz gibt der Forscher an, möglichst mehr Zeit mit seiner Familie verbringen zu wollen. Dass ihn die größte Gesundheitskrise seit Generationen einmal so auf Trab halten wird, war für den in einer niederösterreichischen Weinbauernfamilie aufgewachsenen Physiker nicht unbedingt vorgezeichnet.

Klimek wollte Physiker werden

So war Klimek der erste in seiner Familie, der die Matura abgelegt und studiert hat. Schon als Kind hat er im familieneigenen Heurigenbetrieb mitgeholfen. Als Jugendlichen faszinierten ihn die Quantenteleportations-Experimente Zeilingers und er machte sich daran, die Hintergründe zu verstehen. Nach der Übersiedlung der Familie nach Wien war für den sehr guten Schüler, der seine Hausübungen gerne schon in der Schule erledigte, um Zeit für andere Aktivitäten zu sparen, klar, dass er Physiker werden wollte.

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Theoretischen Quanteninformation und Chaos-Forschung

So startete er sein Physikstudium an der Universität Wien. Im Gegensatz zur Schule musste der nach eigenen Angaben auch stark an den Vorzügen des Studentenlebens interessierte Student hier zu Beginn härter arbeiten, um mitzukommen. Seine Diplomarbeit schrieb er auf dem Gebiet der theoretischen Quanteninformation am Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Dann wandte sich sein Interesse jedoch der Chaos-Forschung zu.

Abseits der Physik befasste sich Klimek auch schon früh mit Philosophie, deren Studium er bis zum ersten Abschnitt absolvierte, und geisteswissenschaftlichen Themen. Diese Offenheit für Themen und die Suche nach Erkenntnissen sollte ihm so schnell nicht abhandenkommen.

So wurde er zum Komplexitätsforscher

Als PhD-Student heuerte Klimek bei Stefan Thurner an, mit dem er heute am Complexity Science Hub (CSH) Vienna und an der Medizinischen Universität (MedUni) Wien zusammenarbeitet. In der Forschungsgruppe für Komplexe Systeme der MedUni näherte sich Klimek verschiedensten Forschungsfragen an. Darunter waren auch Arbeiten zu gesellschaftlichen Problemen, wie der Bürokratie. Die Basis waren immer Daten, die er mittels computergestützter methodischer Zugänge analysierte. Der Physiker wurde zum Komplexitätsforscher.

Diese Methodik wendete er in der Folge auf biologische, wirtschaftswissenschaftliche, gesellschaftspolitisch-soziologische Fragen oder auf Probleme des Risikomanagements an. Dazu kamen Arbeiten, die ihm erste mediale Aufmerksamkeit einbrachten, wie eine eigens entwickelte statistische Methode, um Unregelmäßigkeiten bei Wahlen nachzuweisen. Das Erklären von wissenschaftlichem Inhalten - für seine Vermittlungstätigkeit zeichnet ihn der Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten nun aus - habe er immer als Aufgabe eines Wissenschafters verstanden, betont Klimek.

Nach kurzen Stationen am Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien und in Deutschland vor rund zehn Jahren begann er als Postdoc und Assistenzprofessor an der MedUni. Seit 2017 ist er dort außerordentlicher Professor und auch "Faculty member" am damals neu gegründeten CSH.

Gesellschaftlichen Mehrwehrt durch Datenforschung

Inhaltlich beschäftigt sich Klimek bereits seit ungefähr zehn Jahren sehr stark mit medizinischen Fragestellungen. Dafür ausschlaggebend war auch eine Krebserkrankung in der Familie. So trieb Klimek u.a. die Frage an, warum junge und sportliche Menschen derart erkranken. Der Treibstoff für diese Forschungen sind dementsprechend Gesundheitsdaten. So konnte er etwa mit der Gendermedizinerin und "Wissenschafterin des Jahres 2016", Alexandra Kautzky-Willer, herausfinden, dass eine Insulintherapie das Risiko für Krebserkrankungen erhöhen kann und wie sich das verhindern ließe.

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Letztlich habe sich gezeigt, dass man mit Datenforschung einen gesellschaftlichen Mehrwert schaffen kann, so Klimek. Das tut der nunmehrige Preisträger auch im Zusammenhang mit der Coronapandemie, die er und das Team am CSH etwa im Rahmen des Covid-Prognosekonsortiums begleiten. Klimek und Co lenkten ihre Forschungsaktivitäten nach Pandemiebeginn sofort stark dieses Thema um. Nicht zuletzt habe die Pandemie eindrucksvoll gezeigt, dass die Ausbreitung von Infektionserkrankungen weit komplexer sein kann als vielfach angenommen.

Vieles musste hier in den vergangenen fast zwei Jahren neu gedacht werden. Der Ansatz, die Welt als großes, komplexes Netzwerk zu verstehen, habe sich hier als hilfreich erwiesen. Sollte die Pandemie abebben, wolle er weiter an der bei weitem nicht trivialen Frage arbeiten, "wie gesund wir Österreicherinnen und Österreicher eigentlich sind", so Klimek.

Peter Klimek bei "Vorarlberg LIVE":

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(APA/VOL.AT)

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