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Paulus Hochgatterers "Makulatur" überzeugte in Bregenz nicht

"Makulatur" konnte in Bregenz nicht überzeugen.
"Makulatur" konnte in Bregenz nicht überzeugen. ©APA
Bregenz - Wenn nach der Schlussszene im Theater lange Stille herrscht, ist entweder das Publikum tief bewegt oder das Stück hat nicht funktioniert. Eher letzteres war am Donnerstagabend bei der Premiere von "Makulatur" der Fall.
Wenig Applaus für "Makulatur"

Das Schauspielhaus Wien gastierte mit dem Stück – der Text stammt aus der Feder des Schriftstellers und Kinderpsychiaters Paulus Hochgatterer – im Rahmen der Bregenzer Festspiele auf der Werkstattbühne des Festspielhauses. Und konnte nicht wirklich überzeugen.

Tiefgang blieb aus

In der Ankündigung des Werkes war zu lesen, dass es um Menschen gehe, “deren Verhalten die Grenzen des Erwarteten überschreitet”. Zu sehen war am Donnerstagabend auf der Bühne ein öffentlicher Platz und Menschen, die man eine Zeitlang beobachten durfte. Unter anderen eine frustrierte Lehrerin und ihr Mann, die nebeneinander her leben. Eine trinkende Kiosk-Besitzerin, ein Arzt, der gerne Wurstsemmel isst, herumsitzt und “sich einfach in der Zeit verlieren will”, weiters eine Polizistin, die sich sehr speziell um ihre Figur sorgt, und eine junge Frau, die sich gerne ein gesundes Bein amputieren lassen würde, weil sie das Gefühl hat, dass es einfach nicht zu ihr gehört. Es gelang dabei tatsächlich ein Blick hinter die Fassade, aber der große Tiefgang blieb aus.

Die Lehrerin, die in Folge eines hysterischen Anfalls die Arbeiten ihrer Schüler verbrennt, hinterließ ebenso wenig Irritation wie die Polizistin, die ihre Körperform der Dienstpistole anpassen will. Das Ensemble zeigte sich durchaus bemüht, aber der zurückhaltenden Regie von Barbara-David Brüesch fehlte es an Kraft. Das Bühnenbild von Damian Hitz verdient dagegen Lob. Auf den auf mehreren Ebenen aufgestellten fünf Monitoren waren Bilder aus Überwachungsvideos zu sehen – ein überwachter Platz, der das Leben vieler Menschen für kurze Zeit “beleuchtet”. Genau darin liegt aber auch das Problem von “Makulatur”: Die Schauspieler schafften es nicht, ihren Charakteren in der Kürze genügend Tiefe zu geben.

“Makulatur” eher enttäuschend

Im Gegensatz zu der gefeierten Uraufführung im Juni am Schauspielhaus in Wien kann der zögernd einsetzende Premierenapplaus in Bregenz vor allem als höflich bezeichnet werden. In einem Bregenzer Festspielsommer, in dem nur ein Schauspiel auf dem Programm steht, hätte man sich mehr erwartet. “Makulatur” war eher eine Enttäuschung.

Service: “Makulatur” von Paulus Hochgatterer, Gastspiel des Schauspielhaus Wien, Werkstattbühne des Festspielhaus Bregenz; Regie: Barbara-David Brüesch, Bühne: Damian Hitz; Kostüme: Corinne Rusch, Mit Franziska Hackl, Steffen Höld, Barbara Horvath, Katja Jung, Max Mayer, Christoph Rothenbuchner und Nikola Rudle. Weitere Aufführungen am 10. und 11. August, 19.30 Uhr.

(APA-Mona Egger)

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