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Partylaune und Trauerstimmung bei den Parteien nach der Wahl

Bei den Grünen herrschte ausgelassene Partystimmung.
Bei den Grünen herrschte ausgelassene Partystimmung. ©APA/ROLAND SCHLAGER
Während bei ÖVP, den Grünen und den NEOS der Wahlerfolg gefeiert wurde, herrschte bei SPÖ, FPÖ und der Liste Jetzt Trauerstimmung. Ein Blick in die Wahlpartys der Parteien.
Wahlparty bei den Grünen
Wahlfeier bei der FPÖ
Wahlfeier bei der ÖVP
Bilder der SPÖ
SPÖ Festzelt Löwelstraße
Wahlparty bei den NEOS

Hofer an ÖVP: "Das wird eine Challenge"

Trotzig und optimistisch haben sich die beiden Listenersten der Freiheitlichen, Parteichef Norbert Hofer und Herbert Kickl, bei der Wahlparty in der "Prater Alm" gegeben. Es werde für den Wahlgewinner, ÖVP-Chef Sebastian Kurz, enorm schwer, alle versprechen aus dem Wahlkampf einzulösen - etwa in einer Koalition mit den Grünen oder SPÖ: "Das wird eine Challenge."

"Es war ein unfassbar schwieriger Wahlkampf", resümierte ein sichtlich auch krankheitsbedingt angeschlagener Hofer. "Wir haben alle einen Rucksack zu tragen gehabt und jeden Tag ist ein weiterer Stein in den Rucksack hineingelegt worden." Hofer will aber auch "alles tun, damit wir aus dieser FPÖ die Partei machen, die wieder ganz vorne mit dabei ist". Und: "Ab heute gemma's an!"

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"Ihr könnt alle nichts dafür. Es gibt ein paar Dinge, die kommen von außen auf einen zu", sagte Kickl zu den Funktionären und Mitstreitern, die sich trotz des Debakels betont in Feierlaune zeigten. "Es war übermenschlich, was du geleistet hast", meinte er zu Hofer - "und der Kampf hat erst begonnen". Auch Kickl bezweifelte, dass Kurz alle seine versprechen einlösen kann. Seine eigene Partei sieht er "bei 16 Prozent stabilisiert".

"Ende gut, alle gut - und wenn nicht alles gut ist, dann ist nicht das Ende", meinte Kickl schließlich zu seinen Mitstreitern.

Pilz warnt vor "Dracula-Regierung"

Angesichts des Ergebnisses durchaus beschwingt feierte die Liste JETZT den Wahlabend im Lokal "Aux Gazelles" in Wien-Mariahilf. Spitzenkandidat Peter Pilz, der traditionell zu Falcos "Kommissar" einzog, warnte dabei vor einer erneuten "Dracula-Regierung".

"Sebastian Kurz hat eine Regierung mit der SPÖ gehabt. Sie war nachher nicht mehr wiederzuerkennen. Sebastian Kurz hat eine Regierung mit der FPÖ gehabt. Sie war nachher ausgesaugt. Das waren Dracula-Regierungen." Die Grünen wiederum hätten angesichts des Ergebnisses nun wohl keine Wahl, als mit Kurz in eine Regierung zu gehen - gerade weil sie das Thema Klimaschutz ernst nähmen. "Ich empfehle Werner Kogler aber, bei jeder Regierungsverhandlung Knoblauchketten um den Hals zu legen."

Das Wahlergebnis der Liste JETZT versuchte Pilz mit einem Vergleich aus dem Sport zu erklären. "Wenn eine Staffel Biathlon läuft und gleich am Anfang verschießt einer alles und zerhaut die Skier, dann kann es passieren, dass es sich am Schluss nicht ausgeht, auch wenn alle anderen sich voll hineinhauen."

Die Liste müssen nun ihre Hausaufgaben machen, so Pilz - was habe man an Geld und welche Strukturen könne man aufrechterhalten. Dann müsse man klären, wie man das Online-Medium "Zackzack" noch besser mache. An die kleinen Leute komme man am besten über das Internet, Zeitungen und Fernsehen heran: "Deshalb müssen wir das Medienprojekt angehen."

Eine Lanze brach Pilz für Parteichefin Maria Stern: Sie habe erst den Neustart ermöglicht - das solle man sich merken. Und: "Sie ist die erste Parteichefin, die ich auch akzeptiere."

Türkises Partyvolk in ausgelassener Stimmung

In ausgelassener Stimmung hat sich Sonntagabend das türkise Partyvolk in der ÖVP-Wahlzentrale im Kursalon Hübner präsentiert. Bei jeder Live-Zuschaltung brach die Menge abermals in frenetischem Jubel aus. Dazwischen wurde getanzt, gejubelt und gefeiert.

Moderator Peter L. Eppinger holte laufend ÖVP-Granden auf die Bühne, die unter großem Beifall den Funktionären und Sympathisanten ihren Dank aussprachen. Nur durch ihr Zutun sei das "Rekordergebnis" möglich geworden, so die einhelligen Bekundungen. Zudem wurde jede mediale Einspielung von Kurz auf der Videowall von den Anwesenden mit Jubel quittiert und zum Anlass genommen, in "Kanzler Kurz"-Sprechchöre einzustimmen.

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Der Saal im Kursalon war die meiste Zeit über gesteckt voll, ebenso wie die beiden angeschlossenen Partyzelte. Aber auch auf der Terrasse wurde gefeiert. Laut Parteiangaben waren in der Spitze an die 3.000 Sympathisanten zugegen. Im Saal sorgte ein DJ für die musikalische Begleitung. Laben konnte sich das türkise Feierpublikum mit Frankfurtern - und zwar wurde neben der fleischigen Variante auch eine vegane Version kredenzt.

Kurz' nochmaliger Auftritt vor den Sympathisanten war für 22.30 Uhr geplant. Womit dann die Partystimmung neuerlich einen Höhepunkt erreichen dürfte. Abseits der Feierlaune dominierten etwaige Koalitionsvarianten die Gespräche. Einig war man sich jedenfalls darin, dass die Position zumindest nicht unkomfortabel sei.

Trotz Durchhalteparolen gedämpfte Stimmung im SPÖ-Zelt

Die historische Wahlschlappe der SPÖ bei der Nationalratswahl hat am Sonntag wenig überraschend nicht zu ausgelassener Partystimmung im Festzelt vor der Parteizentrale geführt. Die Anhänger trösteten sich mit Würstel und Bier, statt schwungvoller Musik lief auf der Leinwand die ORF-Wahlanalyse. Eine für 20.30 Uhr angekündigte Rede von Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda wurde kurzerhand abgesagt.

War die Rede von Spitzenkandidatin Pamela Rendi-Wagner noch von respektvollem Applaus vieler Anhänger und von großem Jubel begleitet worden, lichteten sich die Reihen im Zelt danach rasch. Sogar die gut gemeinten Durchhalteparolen der Parteichefin ließen enttäuschte Gesichter zurück, über das schlechte Ergebnis konnte man auch mit aufmunternden Worten nicht hinwegtäuschen.

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Der einhellige Tenor der Parteifunktionäre lautete, das Ergebnis am Montag einmal in aller Ruhe analysieren zu wollen. Bei den Sitzungen von Parteivorstand und -präsidium am Nachmittag gehe es jedoch weder um personelle Konsequenzen noch um eine eventuelle Koalitionsbeteiligung, teilte Drozda spätabends mit. Man wolle sich einfach die Zeit nehmen, notwendige Informationen zu sammeln und alles zu analysieren, sagte er.

NEOS feierten mit tiefen Bässen

Die NEOS feiern ihr Stimmenplus am Wahlabend mit basslastiger Disco-Musik im Wiener Szene-Club Volksgarten. Freude herrschte unter den pinken Anhängern vor allem über die Etablierung als Parlamentspartei. Die vor sechs Jahren erstmals eingezogene Partei erreichte bei ihrem dritten Antreten ihr bisher bestes Ergebnis. Neben dem eigenen Erfolg wurde auch der Absturz der FPÖ bejubelt.

Ihre Spitzenkandidatin Beate Meinl-Reisinger ließen die Partygäste mit "Beate"-Chören hochleben. Die Stimmung war ausgelassen, getanzt wurde zu Remix-Versionen von "You light my fire" oder "Gimme! Gimme! Gimme!" - selbstverständlich in pinkem Disco-Licht. Getrunken wurde Heineken, Spritzer und Makava. Zu essen gab es Hot Dogs.

Ausgelassene Partystimmung bei den Grünen

In ausgelassener Partystimmung haben die Grünen am Sonntagtagabend ihre fulminante Rückkehr in den Nationalrat gefeiert. Es wurde getanzt, etwa zum einschlägigen Partykracher "We're going to Ibiza", aber auch zu "I was made for loving you, Baby". Als Höhepunkt des abends wurde gegen Mitternacht ein weiterer Auftritt von Werner Kogler erwartet.

Das "Metropol" in Wien-Hernals, vor zwei Jahren noch schütter besetzter Schauplatz tränenreicher Szenen beim Rausflug aus dem Parlament, war diesmal gesteckt voll mit verklärt lächelenden Anhängern der Grünen. Es wurde eifrig getanzt, an der Bar um Gratisgetränke angestanden, und auch das kostenlose fleischlose Chili kam gut an.

Viele grüne Promis waren anwesend, von Rudi Anschober aus Oberösterreich über den Innsbrucker Bürgermeister Georg Willi bis zur Wiener Parteichefin Birgit Hebein. Eine große Zahl an Journalisten und Kamerateams mischte sich unter das Publikum, um die Stimmungslage bezüglich Koalitionsverhandlungen mit der ÖVP zu ergründen.

Kogler dankt Vorgängerinnen

In ausgelassener Stimmung haben die Grünen am Sonntag auch noch zu mitternächtlicher Stunde ihr Comeback in den Nationalrat gefeiert. Spitzenkandidat Werner Kogler kam ein zweites Mal ins Wiener "Metropol", setzte sich die grüne Brille auf und dankte allen für die "größte politische Bewegung der letzten zwei Jahre". Dann rief er zum Weiterfeiern auf, denn "die Weltrettung soll auch Spaß machen".

Auf die Bühne kamen die neuen Mandatarinnen und Mandatare, und von seinen Vorgängerinnen holte Kogler Ulrike Lunacek persönlich auf das Podest. Applaus gab es auch für die in Tirol gebliebene Ingrid Felipe, und selbst die 2017 abrupt von der Parteispitze abgegangene Eva Glawischnig kam zu Ehren. Man müsse "im vielen auch das Lebenswerk eines Menschen" sehen, meinte Kogler und verwies vor allem auf Glawischnigs Engagement gegen die Verbreitung von Hasspostings auf Social Media.

Dank gab es von Kogler all jene, die nie aufgegeben hatten, besonderes Lob für das Team in der Partei. "Ihr wisst ja, man muss mich ja auch aushalten. Meine aufbrausende Ungeduld, die müssen die hier alle aushalten, dafür möchte ich mich entschuldigen." Er hob vor allem die Gemeinsamkeit hervor: "Wir wollen nicht die ÖVP sein mit ihrem sektenartigen Führerkult."

Vor Koglers Auftritt war das "Metropol" zum Teil so voll gewesen, dass fast kein Durchkommen mehr war. Auch das Bier ging im Laufe des Abends aus. Die Grünen wussten sich zu helfen, schwärmten aus und besorgten palettenweise (ökologisch durchaus fragwürdiges) Dosenbier.

(APA/Red)

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