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Paptex Textil GmbH (Fair Wear, GOTS) „Misstrauen ist bester Verbündeter von Bio“

Grabher und Haid unterziehen ihre Firma dem Global Organic Textile Standard.

DORNBIRN. Nicht nur, dass die erfolgsorientierten Großhändler global 1st Fair Wear- Member im Heimtextilbereich sind, sie unterziehen ihr Unternehmen zudem freiwillig den Global Organic Textile Standards (GOTS), denn: „Das eine bedingt das andere, bei der Fair Wear Foundation stehen die Menschenrechte im Vordergrund, bei GOTS der Umwelt- und dadurch Menschenschutz“, erklärt das Großhändlerduo von Paptex Textil mit ihrer Marke Mary Rose. „Das ist ein Transformationsprozess mit dem Ziel, den Großteil des Sortiments in bio anzubieten. Je größer die Nachfrage seitens der Kunden, umso besser. Das Preisargument ist zu vernachlässigen, der Unterschied ist marginal.“

Natürlich, menschlich
„Wir setzen seit den 90er- Jahren auf bio- und naturbelassene Textilien und wurden anfangs, gelinde gesagt, belächelt“, sagt Grabher. „In Indien habe ich gesehen, wie Bauern in die großindustrielle Landwirtschaft, in die Abhängigkeit, die Überschuldung und zur Umweltvergiftung gezwungen werden, und es dort immer noch weitgehend sind. Es ist wichtig und dringend notwendig, durch die Einhaltung der Menschenrechte und das Wirtschaften im ökologischen Kreislauf die Produktions- und Handelskette in Einklang mit Natur und Mensch zu bringen.“

Es fängt beim Saatgut an
Es muss laut GOTS gentechnik- und pestizidfrei sein, der Bauer darf und soll unabhängig Samen kaufen oder selber ziehen und eigenes, natürliches Saatgut verwenden. 95 Prozent des Marktes für Baumwollsamen beherrschen Gen- und Giftgiganten. Die Bauern leiden unter Knebelverträgen. Monokulturen zerstören die Böden. Weltweit werden 16 Prozent aller Insektizide und zehn Prozent aller Pestizide im Baumwollanbau verwendet und vergiften Menschen und Umwelt. 77 Millionen Feldarbeiter leiden jährlich an Vergiftungsfolgen durch Pestizide. 83 Prozent des hergestellten Stickstoffdüngers für Feldfrüchte landen in der Umwelt, in der Nahrungskette, in Textilien, womit Allergien, Ausschläge, Atemwegsprobleme und Schlimmeres ausgelöst werden, beklagt die GOTS_Organisation. In der Textilverarbeitung werden bei herkömmlicher Produktion giftige Farben und Chemikalien verwendet. Das ist katastrophal für die Arbeiter und die Umwelt, denn Flüsse sind durch gefährliche, nicht abbaubare, hormonell wirkende Chemikalien verschmutzt. Ein Fünftel des Wassers wird zur Verdünnung der Verschmutzungen verwendet. Die GOTS_Organisation garantiert den gesunden Bioanbau, bei dem gefährliche Pestizide grundsätzlich verboten sind, die Bauern selbst über Saatgut und Anbau entscheiden, die Böden natürlich fruchtbar bleiben, und wo Mischkulturen mit Früchten und Getreide die Bauern sicher ernähren. Anbauen und Wirtschaften im ökologischen Kreislauf bedeuten weniger Energie- und Wasserverbrauch, CO2 wird im Boden gebunden, das heißt 94 Prozent weniger Treibhausgasemissionen.

Garantierte Kontrolle
Im Global Organic Textile Standard gibt es in der gesamten Herstellungskette keinen Einsatz von gefährlichen und giftigen Chemikalien. Alle Chemikalien unterliegen strengen Anforderungen an Abbau- bzw. Eliminierbarkeit sowie Toxizität. Alle Abwässer müssen geklärt werden, um Arbeiter, Umwelt und Wasservorräte zu schützen. GOTS ist eine Produktzertifizierung mit strengsten Umwelt- und Sozialauflagen. Das heißt, Endprodukte mit GOTS_Kennzeichnung müssen alle Kriterien erfüllen. Voraussetzung dafür ist, dass alle Betriebe in der Herstellungs- und Großhandelskette lückenlos, vor Ort und durch unabhängige Stellen zertifiziert sind.

„Opa ist mein Gewissen“
„Warum wir das machen? Als Textilunternehmer lebe ich vom Vertrauen meiner Kunden, und daher brauche ich Sicherheit. Das Misstrauen der Leute, ob es sich echt um bio handelt oder nur um einen Marketingschmäh, ist der beste Verbündete von wahrer Bio-Garantie“, begründet Grabher seine Haltung. „Mein Großvater ist mein Gewissen. Er war Hobbylandwirt und Fischer. Ich erinnere mich heute noch an seine Reaktion auf Gewässerverschmutzung durch einen Industriebetrieb und das Fischsterben. Seine Stimme erinnert mich täglich daran, naturbewusst zu handeln. Der unerträgliche Geizist- geil-Wahnsinn ist tödlich für Natur und Mensch.“

Zurück in den Ökokreislauf
„Nicht alle Heimtextilien können aus Baumwolle sein, nicht die gesamte Menschheit kann mit Baumwolle bekleidet werden“, sagt Grabher. „Daher bei Polyester: cradle to cradle, also Recycling bzw. Rückführung in den ökologischen Kreislauf. Anstatt Erdöl zu verbrennen, recyclebare Fasern herstellen, eben vernünftig mit allen Ressourcen umgehen“, betont Stefan Grabher abschließend

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