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Pappe-Arbeiten mit Blattgold von Danh Vo im Kunsthaus Bregenz

Werke mit Blattgold drehen sich um Kolonialisierung, Identität, Religion und Konsum.
Werke mit Blattgold drehen sich um Kolonialisierung, Identität, Religion und Konsum. ©VOL.AT/Philipp Steurer
Bregenz - Der aus Vietnam stammende Künstler Danh Vo steht im Mittelpunkt der aktuellen Ausstellung des Kunsthaus Bregenz.
Danh Vo im Kunsthaus

Die von 21. April bis 24. Juni 2012 dauernde Schau “Vo Danh”, übersetzt etwa “ohne Namen” und zugleich ein Wortspiel mit dem Namen des Künstlers, dreht sich um Fragen von Kolonialisierung, Identität, Religion, Globalisierung und Konsum. Als Ausgangspunkt für die Auseinandersetzung dient dem 1975 geborenen Künstler, der als Bootsflüchtling in den Westen kam und in Dänemark aufwuchs, die eigene Familiengeschichte.

Geschichtsträchtige Kunst

So stellt der katholisch getaufte Künstler in den 1960er-Jahren aufgenommene Fotos des US-Amerikaners Joseph M. Carrier, die vietnamesische Männer in intimen Situationen zeigen, Postkarten aus dem Jahr 1900 gegenüber, die das Martyrium französischer Missionare im 19. Jahrhundert in Vietnam darstellen. Zum Werkkomplex, der Religion als Kolonialisierungsinstrument thematisiert, gehört zudem eine als Opfertisch aufgestellte Marmorplatte mit den Namen von zwischen 1648 und 1962 in Asien hingerichteten katholischen Märtyrern. Ein Foto, das Absolventen einer Pariser Missionarsschule vor ihrer Abreise nach Asien 1852 zeigt, ist mit “bye bye” betitelt.

Kalligraphie als echte Arbeit

Einen der Abgebildeten, den 1861 hingerichteten Missionar Jean-Theophane Venard, greift Danh Vo wieder auf: Auf Bestellung und gegen Bezahlung schreibt der Vater des Künstlers, Phung Vo, dem die westlichen Sprachen immer fremd blieben, bis zu seinem eigenen Tod den Abschiedsbrief des Geistlichen an seinen Vater immer wieder ab und schickt diese Abschrift dem Besteller zu. “Wenn er diese Briefe schreibt, erkennt er die Buchstaben des Alphabets wieder, aber er versteht kein Wort”, erläutert Danh Vo. Die bisher entstandenen 473 Exemplare sind in der Ausstellung zu sehen. Ihm gefalle der Gedanke, dass Kalligraphie echte Arbeit sein kann, so der Künstler.

Danh Vo stellt Konsum zur Schau

Eindrucksvoll ist ein als Eingang ins Konsum-Paradies inszeniertes Treppenhaus im KUB, das mit den bekannten Blattgold-Pappe-Arbeiten des Künstlers geradezu tapeziert ist. Nach den Einkaufstaschen aus dem Souvenir-Shop von Ellis Island gestaltete Pappen und US-Flaggen erzählen von der Sehnsucht nach Freiheit. Die Freiheitsstatue, die Danh Vo in der Kasseler Kunsthalle Fridericianum in Originalgröße auseinandernahm, findet sich hier auf Kartons, als Ware für den Export verpackt, wieder. Daneben hat der Künstler eine in selber Weise gefertigte Coca Cola-Pappschachtel gesellt.

Die goldenen Verheißungen blättern jedoch schon auf dem Weg nach oben ab, wo den Besucher ebenfalls mit Blattgold gestaltete Lettern auf Transparentpapier erwarten. Zu lesen ist das Märchen vom Aschenputtel, daneben Whiskey-Flaschen. Für KUB-Direktor Yilmaz Dziewior war die Ausstellung beim Pressegespräch “ein Grund zum Feiern”, für Kurator Rudolf Sagmeister gar “ein Glücksfall”. Es sei ein Vergnügen gewesen, die Schau mit Danh Vo zu entwickeln.

APA

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