Wohin es den 25-Jährigen stattdessen beruflich hinverschlagen wird, war nicht in Erfahrung zu bringen. In einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber der APA erklärte er, die “andauernde öffentliche Debatte über meine Person und meine mögliche Bestellung zum Büroleiter des ORF-Generaldirektors hat ein Ausmaß erreicht, das nicht mehr akzeptabel ist. Ich ziehe mich von dieser Ausschreibung zurück”.
“Untergriffe vermeiden”
Mit seinem Rückzug wolle er, “weitere untergriffige Angriffe gegen mich, meine Familie und mein persönliches Umfeld vermeiden”, hieß es in der Stellungnahme. Darüber hinaus würde die breite öffentliche Diskussion mittlerweile die Substanz des ORF gefährden – und weiteren Schaden wolle er “nicht akzeptieren”. Der Schritt erfolge aber nicht, “weil ich die falsche Person für diesen Posten bin”.
Als weiteren Grund für seinen Rückzug nannte Niko Pelinka “die unerfreulichen formalen Unstimmigkeiten rund um die Bestellung”. Außerdem wolle er weder sich selbst noch dem ORF eine “wochenlange Weiterführung dieses unwürdigen Theaters” zumuten, so Pelinka in der Stellungnahme gegenüber der APA.
Grund für seine Bewerbung für den Büroleiterposten seien “ausschließlich mein persönliches Vertrauensverhältnis zu Alexander Wrabetz und mein Interesse am Medienunternehmen ORF” gewesen. Er möchte aber nicht “das Symbol für etwas sein, das nicht meiner persönlichen Wertehaltung entspricht”. Nun freue er sich “auf spannende berufliche Aufgaben in der Zukunft”, hieß es. Über die schriftliche Stellungnahme hinaus wollte Pelinka am Donnerstag nichts sagen.
Reaktionen auf den Rücktritt
Die Vorsitzende des ORF-Stiftungsrates, Brigitte Kulovits-Rupp, hat die Nachricht vom Rückzug Niko Pelinkas am Donnerstag mit Erleichterung aufgenommen. Sie halte dies “für eine vernünftige Entscheidung” und hoffe, “dass dieser Schritt zur Beruhigung der sehr aufgeheizten Situation beiträgt”, sagte sie auf APA-Anfrage. Den Generaldirektor forderte sie weiterhin auf, “alle anstehenden Personalbestellungen entsprechend den beschlossenen Arbeitsbildern erfolgen zu lassen und darüber hinaus Schritte für einen unternehmensinternen Dialog einzuleiten”.Wien. Häme gab es am Donnerstag von ÖVP und FPÖ.
ÖVP-Mediensprecher Karlheinz Kopf bezeichnete den Rückzug Pelinkas als “unrühmliches, aber logisches Ende einer Tragikkomödie”. Außerdem hoffe er, “Wrabetz und die SPÖ haben aus den Erfahrungen der letzten Tage gelernt und ziehen die richtigen Schlüsse”, so Kopf nebulös. Die FPÖ ortet eine “schwere Schlappe für die SPÖ” und meint, mit dem Rückzug Pelinkas sei “dem Medien-System Faymann-Ostermayer erstmals erfolgreich ein Riegel vorgeschoben worden”, so Generalsekretär Harald Vilimsky.
Für den Mediensprecher der Grünen, Dieter Brosz, ist der Rückzug der Bewerbung “die einzig richtige Entscheidung”, mit der es aber nicht getan sei. Alexander Wrabetz hätte nun “eine historische Chance, sich gegen die Personalwünsche der Parteien zu stellen. Er sollte das gesamte Personalpaket vom 23. Dezember 2011 und damit seine Zusagen an die Politik rückgängig machen”. Die öffentliche Debatte solle dafür genützt werden, “um einen Schlussstrich unter politische Tauschgeschäfte zu ziehen”.
Wrabetz zieht weitere Postenvergaben zurück
Nach dem Rückzug von Niko Pelinka hat ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz einige der am 23. Dezember verkündeten Postenvergaben zurückgenommen.Büroleiter bleibt “bis auf weiteres” Reissnegger, hieß es auf APA-Anfrage. “Eine allfällige spätere Neustrukturierung der Generaldirektion wird intern ausführlich diskutiert und allfällige Positionen werden nach entsprechender Ausschreibung besetzt. Dabei wird es zu keiner Ausweitung des Personalstandes der Generaldirektion kommen”, so Wrabetz in der Aussendung. Auf die Bestellung des ehemaligen Onlinedirektors Thomas Prantner zum stellvertretenden Technikdirektor, die von den Redakteuren ebenfalls heftig kritisiert wird, ging der Generaldirektor in der Aussendung nicht ein. Dem Vernehmen nach dürfte sich daran aber nichts ändern.
Dass Pelinka seine Bewerbung für den Büroleiterposten zurückgezogen habe, respektiert Wrabetz “in höchstem Maße”, wenngleich die geplante Bestellung “ebenso wenig Gegenstand einer parteipolitischen Absprache wie sein nun bekanntgegebener Rückzug” sei. Eine anhaltende negative Diskussion sei dem Unternehmen jedoch nicht zuzumuten.
Bezüglich der Möglichkeit, vom Stiftungsrat in den ORF zu wechseln, sprach sich der ORF-Chef für eine Weiterentwicklung der Corporate-Governance-Regeln und für eine “Cooling off”-Phase aus. Er werde Redakteursvertreter, Belegschaftsvertreter und Führungskräfte des Hauses zu Gesprächen darüber einladen, “durch welche Maßnahmen der ORF seine Position verbessern kann”, kündigte Wrabetz an.
Laut Wrabetz hätten die vergangenen Tage gezeigt, “dass ein starker unabhängiger öffentlich-rechtlicher Rundfunk breiten Bevölkerungskreisen ein Anliegen ist”. Wrabetz nutzte die Gelegenheit, “zur langfristigen Absicherung der Rahmenbedingungen” vom Gesetzgeber die Möglichkeit der Interaktion des ORF mit sozialen Netzwerken zu fordern. “Der öffentlich-rechtliche Rundfunk darf nicht durch rechtliche Einschränkungen von neuen medialen Entwicklungen abgeschnitten werden.”
(APA)
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