Opfer entführt und gefoltert: Prozess um Mafia-Clan in Wien

Am Wiener Landesgericht findet am Dienstag unter strengen Sicherheitsvorkehrungen - im und vor dem Gerichtssaal gilt ein Fotografier- und Filmverbot - ein Prozess um eine erpresserische Entführung in Mafia-Kreisen statt. Angeklagt sind ein 39-jähriger Montenegriner und ein 50-jähriger Serbe, die der Staatsanwalt dem gefürchteten montenegrinischen Kavač-Clan zurechnet, der europaweit tätig ist und dem auch Mordanschläge und krumme Geschäfte in Wien zugeschrieben werden.
Mafia-Prozess um erpresserische Entführung am Wiener Landesgericht
Die Angeklagten sollen im März 2020 gemeinsam mit weiteren Mittätern zwei Kroaten im Alter von inzwischen 41 und 64 Jahren nach Wien gelockt und in einem angemieteten Appartement in der Seitenberggasse festgehalten haben. Die Männer wurden laut Anklage gefesselt, malträtiert und mit dem Umbringen bedroht, um zunächst den Vater des Jüngeren, später den 64-Jährigen zur Zahlung von einer Million Euro zu bringen. Die Entführten standen laut Anklage Todesangst aus - die Unterkunft war komplett mit Nylon ausgelegt und Handsägen drapiert. Als der völlig eingeschüchterte 64-Jährige, der mit Zigarettenschmuggel im großen Stil seinen Lebensunterhalt bestritten haben dürfte, zusicherte, zumindest 750.000 Euro zu bezahlen, wurden die beiden Männer freigelassen.
Länderübergreifende Ermittlungen
Auf die Angeklagten kam man nach länderübergreifenden Ermittlungen, in die neben dem Bundeskriminalamt serbische und kroatische Polizeibehörden eingebunden waren. Die Angeklagten haben nach ihrer Festnahme und Überstellung nach Wien von ihrem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch gemacht und sich seither nicht zu den gegen sie gerichteten Vorwürfen geäußert. Belastet werden sie von der Kommunikation, die sie vor, während und nach den inkriminierten Tathandlungen mit vermeintlich abhörsicheren Krypto-Handys mit anderen Banden-Mitgliedern geführt hatten. Die verschlüsselten Sky-ECC-Mobiltelefone konnten im Zuge von Ermittlungen gegen den Kavač-Clan sichergestellt werden. Die Chats liefen über einen Server in Frankreich, der in einer länderübergreifenden Kooperation von Polizeibehörden in Belgien, den Niederlanden und Frankreich geknackt werden konnte. In weiterer Folge konnten die Chats mit Hilfe des FBI entschlüsselt werden, was zur Aufdeckung der nun verfahrensgegenständlichen strafbaren Handlungen führte.
Opfer "wie Mumien" gefesselt
In der 47-seitigen Anklageschrift wird ausführlich zitiert, was die beiden Angeklagten und andere, in die kriminelle Organisation eingebundene Mittäter einander schrieben. Die beiden Opfer seien "komplett gebunden wie Mumien", hätten "ein Messer unterm Hals, sie liegen, sind still", heißt es etwa an einer Stelle. Ein weiterer Beteiligter berichtet: "Bruder, sie haben entführt, gefoltert, geschlagen."
(APA/Red)
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