AA

Onkel verging sich an unmündigen Nichten: Prozess

Ein 54-Jähriger stand vor dem Wiener Landesgericht, weil er seine drei Nichten sexuell missbraucht haben soll.
Ein 54-Jähriger stand vor dem Wiener Landesgericht, weil er seine drei Nichten sexuell missbraucht haben soll. ©APA/GEORG HOCHMUTH (Sujet)
Ein bisher unbescholtener Familienvater stand am Dienstag vor dem Wiener Landesgericht, weil er angeblich von 2017 bis zum vergangenen Jahr drei minderjährige Nichten sexuell missbraucht haben soll.

Die jüngste mutmaßlich Betroffene war zum Zeitpunkt der Übergriffe zehn Jahre alt. Die Anklage lautete auf Vergewaltigung, schwerer sexueller Missbrauch von Unmündigen, Missbrauch eines Autoritätsverhältnisses und Nötigung. Der 54-Jährige stellte sämtliche Anklagepunkte in Abrede.

Onkel verging sich an drei unmündigen Nichten: Prozess um Missbrauch

Er könne sich die Vorwürfe nicht erklären, meinte der Mann: "Ich habe gegrübelt, gegrübelt und gegrübelt. Ich komm' nicht drauf." Er sei "der Lieblingsonkel" der Mädchen gewesen und "aus allen Wolken geflogen", als er von der gegen ihn gerichteten Anzeige erfuhr: "Das Verhältnis war eigentlich super. Sie sind immer gerne zu mir gekommen." Sein Verteidiger verwies auf angeblich "massive Widersprüche" in den Aussagen der Mädchen, in die sie sich als im Ermittlungsverfahren vernommene Zeuginnen verwickelt hätten. Die Nichten des Angeklagten wurden nach dessen Einvernahme eingehend vom Gericht befragt, davor war die Öffentlichkeit aus Opferschutzgründen von der Verhandlung ausgeschlossen worden.

Schülerinnen haben angeheirateten Onkel regelmäßig besucht

Laut Anklage sollen die Schülerinnen den angeheirateten, außerhalb von Wien lebenden Onkel seit 2014 regelmäßig besucht haben. Die Wochenenden und die Ferien verbrachten sie immer wieder bei ihm, oft auch über mehrere Tage hinweg. Wenn seine Ehefrau, mit der er seit 32 Jahren verheiratet ist, nicht zu Hause war oder sich diese um ihre kranke Mutter kümmern musste, soll er diese Gelegenheiten zu sexuellen Übergriffen genutzt haben. Bei zwei Betroffenen soll er mit Gewalt vorgegangen sein, ein Mädchen hatte im Ermittlungsverfahren von Schlägen mit einem Gürtel und Drohungen berichtet, falls sie etwas "verraten" sollte.

54-Jährige hatte eine WhatsApp-Gruppe mit den Nichten mit dem Namen "Geheimnis"

Der 54-Jährige hatte mit den Unmündigen eine WhatsApp-Gruppe namens "Geheimnis" gehalten. Darin wurden offenbar auch sexuell konnotierte Inhalte geteilt, die man als Onkel üblicherweise nicht mit seinen kleinen Nichten bespricht.

Zwei Nichten mit posttraumatischer Belastungsstörung

Nach der zeugenschaftlichen Befragung der Mädchen beantragte Staatsanwältin Julia Kalmar die Einholung eines Gutachtens. Nach ihrem Dafürhalten liegen bei zwei Nichten Verdachtsmomente in Richtung einer posttraumatischen Belastungsstörung vor, sie möchte daher die beiden von einer Kinder- und Jugendpsychiaterin untersuchen lassen. Der Schöffensenat gab diesem Beweisantrag Folge, die Verhandlung wurde daher auf unbestimmte Zeit vertagt.

(APA/Red)

  • VOL.AT
  • Österreich
  • Onkel verging sich an unmündigen Nichten: Prozess