Olympia-Sanktionen: Auszüge aus Urteilsbegründung
Der 14-seitige Bericht der Disziplinarkommission des IOC, der sich mit den Doping-Verstößen der österreichischen Teams bei den Olympischen Winterspielen in Salt Lake City 2002 und Turin 2006 beschäftigt und mit dem am Donnerstag die Sanktionen gegen Österreich begründet wurden, beginnt mit der Verantwortung des Nationales Olympisches Komitee (in Folge: NOK) für seine nationalen Verbände. Infolgedessen kann ein NOK seine Verpflichtungen nicht ablegen, auch wenn es unter dem Druck eines nationalen Verbandes steht und selbst wenn dieser politisches Gewicht hat. (Punkt II.6).
Die Beweisführung startet mit der Blutbeutelaffäre bei den Olympischen Spielen in Salt Lake City 2002, in Folge dessen die beiden Athleten Marc Mayer und Achim Walcher von der FIS für zwei Jahre gesperrt, Trainer Walter Mayer schließlich bis Vancouver 2010 von Olympia ausgeschlossen wurde. Im Zuge der Ausführungen stellt das IOC fest, dass das österreichische Olympische Komitee zumindest teilweise für die unvollständige Organisation der österreichischen medizinischen Versorgung bei den Spielen verantwortlich zu machen ist (III.32).
Danach wendet sich der Bericht den Vorfällen in Turin zu. Begleitend mit einer Liste der in den Teamquartieren gefunden medizinischen Gerätschaften wird festgestellt, dass Herr Rottmann während der Razzia Gegenstände aus dem Fenster warf, Herr Perner versuchte, beschlagnahmte Gegenstände zurückzuholen. Nach der vorzeitigen Abreise der beiden Biathleten und Trainer Emil Hoch sowie der Flucht von Walter Mayer wäre der Eindruck gefestigt worden, dass den Beteiligten bewusst war, dass sie Anti-Doping-Regeln verletzen (IV.36).
Kritisiert wird die Verantwortung des ÖOC, das trotz der schweren Verwarnung nach den Vorfällen in Salt Lake City Vertretern des ÖSV erlaubt hat, in nicht näher überwachten Gebieten außerhalb des Olympischen Dorfes untergebracht zu sein (V.43). Auch, dass medizinische Utensilien im Quartier sowie im Mülleimer vor der Unterkunft von ÖSV-Sportdirektor Markus Gandler und Trainer Emil Hoch gefunden wurden, steht im Bericht der Disziplinarkommission. Weiters wird bekrittelt, dass der schon 2002 als Teamarzt akkreditierte Peter Baumgartl seine Überwachungspflichten wieder verabsäumt hätte (V.46).
Letztendlich wird die Rolle des für die Spiele gesperrten Ex-Coaches Walter Mayer hinterfragt. Mayer hätte sich in Turin bei zahlreichen Anlässen als Teil des Teams deklariert. So hätte Gandler am 2. Februar 2006 gegenüber der Presse erklärt, Mayer würde die Biathleten unterstützen. In einem Interview im Österreicher-Haus wäre Mayer in einem mit Logos von ÖSV-Sponsoren bestickten Pullover als Cheftrainer für Langlauf/Biathlon interviewt worden. Auch eine Postkarte, die Mayer gemeinsam mit den ÖSV-Biathleten und den Fünf Olympischen Ringen zeigt, hätte den Verdacht genährt, dass Mayer auch bei den Spielen aktiv sei. Schließlich wäre Gandler auch während der Spiele bei Aufstellungsfragen in Kontakt mit dem Ex-Coach gestanden.
Der Bericht kommt zum Schluss, dass das ÖOC für die Vorkommnisse verantwortlich ist – selbst wenn innerhalb des Komitees der ÖSV der Hauptschuldige wäre (V.59): Schließlich ist klar, dass das ÖOC fällige organisatorische Veränderungen im Anschluss an die Blutbeutelaffäre in Salt Lake City verabsäumt und deshalb Verletzungen (der Regeln, Anm.) wie jene in Turin nicht verhindert hat. (V.62).
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